Einige Zeit lang standen wir schweigend im Raum, die Blicke auf die Tür gerichtet durch welche Jeremy verschwunden war. Als mir die Stille zu unangenehm wurde, versuchte ich eine Konversation zu starten:
,,Also...haben wir schon eine Nachricht vom Mörder bekommen?"
Fragend blickte ich Tom an. Verlegen legte Tom seine Hand in den Nacken.
,,Nein, es ist sowieso noch zu früh dafür..." ,,Wann können wir denn die Nachricht erwarten?," als Tom meine Frage wahrnahm, blickte er auf die Uhr, welche auf dem Schreibtisch lag.
,,Ehm...So in 2-3 Stunden...," erwiderte Tom. Ich seufzte. 2-3 Stunden warten, in einem Zimmer gemeinsam mit einem mir eigentlich fremden.
Wieder begann das Schweigen. Nach einer Weile lief ich zum Fenster und blickte auf die Straße. Erschrocken zog ich die Luft ein. Die ganze Straße war von einer riesien Menschenmasse gefüllt.
Schockiert erkannte ich, dass die meisten Menschen in der Menschenmenge weinten. Als ich genauer hörte, konnte ich ihre Rufe hören. Auch wenn ich nicht ihre genauen Worte erkennen konnte, spürte ich doch die Verzweiflung ihrer Stimmen.
Tom, welcher gemerkt hatte, dass etwas nicht stimmte, hatte sich mittlerweile neben mich gestellt und blickte über meine Schulter zur Straße.
,,Scheint als hätte die Nachricht deiner Ankunft die Runde gemacht," bemerkte Tom trocken. Stumm nickte ich und blickte wie erstarrt auf die Menschen.
Allmählich, übernahmen meine Gefühle dieses Bildes überhand. Ich spürte die Verzweiflung der Personen, die Angst als nächstes zu sterben. Zu jung zu sterben. Ohne Grund zu sterben. Die Angst, dass das eigene Kind ermordet werden konnte und die Wut. Ich konnte die Wut der Menschen gegen die Polizei spüren, welche sie nicht zu schützen zu wissen können.
Ich zuckte zusammen, als ich spürte wie Tom seine Hände auf meine Schultern legte, und mich sachte vom Fenster wegschob. Vorsichtig führte er mich zu einem der zwei Stühle und drückte mich hinunter, damit ich mich hinsetzte.
Nachdem er noch schnell die Gardinen schloss, setzte er sich mir gegenüber und blickte mir betroffen in die Augen. Auch ihn ließ die Menschenmenge nicht kalt.
,,Möchtest du etwas trinken?," fragte er schließlich.
Immer noch schweigend schüttelte ich den Kopf und blickte auf meine Hände. Mittlerweile spürte ich die schwere Last auf meinen Schultern. Ich hatte den Menschen auf der Straße Hoffnung gegeben, doch was würde passieren, wenn ich sie enttäuschen würde?
,,Ich muss eine Rede halten. Wenn nicht heute, dann morgen. Wir müssen die Bürger miteinbeziehen, sonst haben wir mit einen Aufstand zu rechnen. Wir wollen nicht noch mehr Chaos, als wir sowieso schon haben," sprach ich heiser.
Als ich meinen Blick hob, konnte ich sehen das Tom mir zustimmend nickte.
,,Natürlich, aber die Rede wirst du auch noch morgen halten können. Schließlich bist du erst heute angekommen, du solltest eine Nacht darüber schlafen können," erwiderte Tom, schloss seine Augen und lehnte sich tief in seinen Sessel.
Schweigend musterte ich ihn. Ich sah, wie sich seine Brust schwer hob und senkte während er atmete. Den ganzen Tag schon, hatte er angespannt gewirkt, sein Kiefer schien immer gemahlen zu haben, doch nun war er ganz entspannt. Ein Teil dieser Ruhe übertrug sich auf mich und ich konnte mich auch etwas entspannen.
Wieder erschien mir die Stille nach einiger Zeit unangenehm. Ich wollte zwar diesen Moment der inneren Ruhe nicht verlieren, jedoch wollte ich genau so wenig weiterhin schweigen. Schlussendlich musste ich etwas sagen.
,,Erzähl mir etwas von dir," hörte ich mich sagen.
Sofort öffnete Tom seine Augen und sah mich überrascht an. Auch wenn ich es nicht zugegeben hätte, ich war selbst genau so überrascht wie er, diese Frage gestellt zu haben. Als ich sah, wie sich Tom wieder etwas anspannte, bereute ich die Frage sofort.
,,Was möchtest du denn wissen?," seufzte er schließlich.
Erleichtert, dass er meine Frage nicht abgelehnt hatte, hoben sich meine Mundwinkel leicht.
,,Alles. Wie bist du zur Polizei gekommen?"
Mit gehobener Augenbraue musterte er mich. Mit solch einer Frage hatte er anscheinend nicht gerechnet.
,,Na gut. Also...Meine Eltern hatten mir schon früh erklärt, dass ich später mal groß rauskommen solle. Auf mir lag die ganze Hoffnunf meiner Eltern, sie selbst hatten beide nicht besonders gute Jobs und wollten für mich demenstprechend eine große Karriere. Eines Tages, ich war noch sehr jung, hatte ich gemeinsam mit meinen Eltern einen Autounfall. Meine Mutter wurde dabei verletzt, überlebte den Vorfall jedoch. Was mich an dem Unfall jedoch geprägt hatte, waren die Polizisten.
Du musst wissen, dass beide meiner Elternteile, für mich nicht richtige Autoritätspersonen waren. Ich kann mir selber nicht erklären weshalb, ich meine, ich habe immer das getan, was sie von mir verlangten, jedoch schienen sie mir nicht wie...Vorbilder. Doch diese Polizisten, die waren anders.
Trotz meines vor Wut brüllenden Vaters, meiner weinenden Mutter und den anderen schreienden Fahrers, behielten sie die Kontrolle über die Situation. Sie fingen nicht wie mein Vater an, auch zu schreien oder verloren in sonst einer Art die Fassung. Dies waren die Autoritätspersonen die ich gebraucht hatte.
Seit dem Tag, war ich entzückt von der Idee einmal Polizist zu werden. Ich hatte mir damals ausgemalt, wie ich gegen die Verbrecher kämpfen würde, jedoch immer einen ruhigen Kopf behalten würde," inzwischen konnte ich seine Augen aufleuchten sehen.
Ich musste zugeben, dass ich nicht erwartet hatte, dass eine so tiefe Verbindung zwischen Tom und seinem Beruf stehen würde. Ich hatte erwartet, dass dies der bestbezahlte Job in der Stad gewesen war, den er hatte bekommen können damals.
,,Schließlich wurde ich älter und auch meine Träumereien verschwanden, als ich mit der harten Realität der Polizeiausbildung konfrontiert wurde. Jedoch gab ich nicht auf und wurde schließlich ein gut angesehener Cop.,"
verwirrt kniff ich meine Augen zusammen. Wenn er ein Cop war, weshalb erledigte er dann den Bürojob der Kriminalistik?
Tom atmete schwer aus, als er begriff weshalb ich ein verwirrtes Gesicht machte.
,,Wegen einem Unfall, konnte ich auf Langzeit gesehen nicht mehr als Polizist im Außeneinsatz handeln und musste mir eine alternative suchen und da ich weiterhin als eine Art Polizist arbeiten wollte, kam ich auf die Idee in die Kriminalistik einzusteigen und seitdem befinde ich mich hier," lächelnd hob er die Arme um sein Büro symbolisch zu umschließen.
Besorgt musterte ich ihn. Einen Unfall? Möglicherweise ein Arbeitsunfall? Jedoch, welcher Arbeitsunfall konnte so schwer sein, dass man deshalb nicht mehr im Außeneinsatz tätig sein konnte? Auf mir schien er keinen verkrüppelten Eindruck zu machen.
Als ich ihn gerade fragen wollte, welche Art von Unfall er denn erlitten hatte, hörte ich wie sich schnelle laute Schritte dem Büro näherten. Gleichzeitig blickten wir zur Tür und kurz darauf erschein auch das gesich von der Sekretärin.
,,Die Botschaft ist da!"
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Masks
Teen Fiction,,Wie wollt ihr mich erkennen, wenn ich doch kein Gesicht habe?" Carise Rott, lebt in der Hauptstadt Kritzinger und ist eine, wenn nicht die berühmteste Kriminalogistin ihrer Zeit. Obwohl sie erst seit wenigen Jahren arbeitet, hat sie mehr Fälle gel...