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,,Clarise, warte doch!," ich hörte wie sich Tom mir von hinten näherte.

Zittrig atmete ich ein und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie verunsicherrt ich war, als Tom mich zu sich umdrehte.

,,Hör einfach nicht auf sie...ihn...ach keine Ahnung. Jedenfalls will er dich nur verunsichern, aber das schafft er nicht, du musst einfach weitermachen und nicht darauf hören," versteinert nickte ich.

Es überraschte mich, welche Sicherheit mir seine Worte gaben. Tom hatte es geschafft, fast meine ganze Unsicherheit auszuradieren. Nur mit zwei einfachen Sätzen. Erleichtert musste ich grinsen.

,,Keine Sorge, dass wird nicht passieren, wir schaffen das," sprach ich uns beiden Mut zu.

Wir zuckten beide zusammen, als es plötzlich in Toms Hosentasche vibrierte. Zögerlich holte er sein Handy heraus. Jeremy rufte an.

,,Ja hallo? Jeremy? Bist du schon bei Marc? Jeremy? Oh gott, Jeremy geht es dir gut? Jeremy kannst du mich hören?," mit einem leisen aufschrei schmiss er sein Handy zu Boden.

Vorsichtig, mit zitternden Händen, bückte ich mich und nahm das Telefon an mich.

,,Jeremy, ich bin es Clarise. Was ist passiert?," Stille.

Und dann..war da noch etwas. Ein leises keuchen. Atmen. Und lachen.

,,Jeremy, wo bist du? Brauchst du Hilfe?," dieses mal konnte ich es genau identifizieren. Es erklang dieses Kranke lachen, wie es auch schon die anderen Opfer hatten. Die anderen Opfer vor ihm.

,,Clarise..hihihi...Hallöchen Clarise...Ne ne, mir geht es gut, mir geht es BLENDEND," schrie mir Jeremy ins Ohr.

Verzweifelt blickte ich mich im Flur um. Ich und Tom standen alleine vor seinem Büro. Tom hatte sich auf den Boden gesetzt und verbarg sein Gesicht zwischen seine Knien.

So leise wie möglich, um Tom nicht aufblicken zu lassen, ging ich ein paar Schritte weg.

,,Jeremy, hör mir ganz genau zu. Egal, was er dir verabreicht hat, du musst mir klar antworten verstanden?!," zischte ich.

,,Es tut mir leid Clarischen, dass kann ich nicht," antwortete mir Jeremy kichernd und ich hörte ihn hysterisch nach Luft schnappen.

,,Dann...," unentschlossen schloss ich meine Augen.

Es war zu früh. Er hätte Jeremy nicht finden sollen. Jeremy hätte sicher sein sollen. Und nun würde er wahrscheinlich sterben. Anscheinend wollte der Mörder wirklich, dass ich ohne irgendwelche Hilfsmittel von außen arbeiten sollte.

Meine Gedanken rasten. Höchstwahrscheinlich beobachtete der Mörder jeden Schritt, welchen ich und Tom taten. Wir waren nicht sicher und so könnten wir nicht weiter arbeiten. Wenn wir weiterhin so arbeiten würden, würde er jeden unserer Schritte wissen, bevor wir sie selber wussten.

Mein inneres schrie mittlerweile ich solle das Handy gefälligst wegwerfen und mich wie ein Embryo zusammenkauern. Ich wollte nur noch weg.

,,Hast du mir noch etwas zu sagen, Mister?," sagte ich jedoch und versuchte, meine Stimme stark klingen zu lassen.

Innigst hoffte ich, dass der Mörder wissen würde, dass ich ihn gerade persönlich angesprochen hatte. Falls der Mörder bei Jeremy war. Doch das war die einzig logischste Erklärung die ich mir ausdenken wollte, weil wenn nicht, dann bedeutete es...dass es mehrere gab.

,,Ja natürlich!," freudig wie ein kleines Kind hörte ich ihn in die Hände klatschen.

Mein Magen drehte sich um bei dem Wissen, dass er nach diesem Telefonat wahrscheinlich sterben würde.

,,VERPISS DICH AUS MEINER STADT ODER DU BIST DIE NÄCHSTE!," schrie er.

Die belustigung war verschwunden und ich hörte Jeremy kurzer Zeit später aufschreien.

,,Loslassen, loslassen," hörte ich ihn murmeln.

,,Jeremy, alles wird gut! Kannst du mich hören? Versuch dich zu wehren, hörst du mich? Bitte Jeremy, was passiert da?," ich hyperventilierte.

Der Mörder hatte doch nicht etwa vor, dass ich zuhören sollte wie er..Jeremy umbrachte.

,,Uiii, Punkte punkte, kleine kleine punkte...Hihihi...witzige Punkte auf meinem Rücken...Ganz ganz witzige Punkte...,"

sofort ahnte ich, dass der Mörder seine Schussmarkierung auf Jeremys Rücken machte.

,,Jeremy, es tut mir leid, kannst du mich hören? Es tut mir leid, Tom tut es auch leid! Er wird dich vermissen, wir alle werden dich vermissen!,"

mittlerweile wusste ich, dass es hoffnungslos war. Der Mörder würde ihn so oder so umbringen, egal was ich sagen würde. Feuchte, salzige Tränen liefen mir über die Wangen.

,,STIRB BITCH!," schrie Jeremy hysterisch, bevor ich einen Schuss hörte.

Wie in Zeitlupe ließ ich das Handy fallen. In meinem rechten Ohr ertönte ein langes Piepsen und ich begann zu schwanken. Ich begann zu spüren, wie die Galle in mir hochstieg. Schwer atmend suchte ich Halt an der Wand.

Jeremy. Ich sah sein Gesicht vor meinen Augen. Jeremy. Ich kann mich noch erinnern, wie unsympathisch er mir war. Jeremy. Seine Worte, als er das Büro verlassen hatte. Jeremy. Seine allerletzten Worte. Stirb Bitch.

Meine Sicht verschwamm. Unbewusst spürte ich, wie ich den Boden traf, jedoch konnte ich es nicht verhindern. Ich wollte es nicht verhindern. Wieso auch?

Stirb Bitch.

---------------Bisher mein kurzestes Kapitel, sry dafür Leute ^^ Wie findet ihr die Geschichte bis jetzt? Und danke für so viele Reads bis jetzt!--------------------------------------------------------

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