Schweißgebadet öffnete ich meine Augen und warf die Bettdecke von meinem Körper weg. Seufzend legte ich meine Hände auf meine Augen und versuchte mich zu beruhigen.
Ich hatte geträumt. Eigentlich träumte ich nicht, schon seit ich ein Kind war hatte ich nicht mehr geträumt. Anscheinend hat das was Tom mir gestern erzählt, und gezeigt hat, etwas in mir ausgelöst.
Nachdem er mich noch einmal um Hilfe gebeten hatte, hatte ich fest entschlossen zugestimmt. Heute würde ich zu Fr. Pfiffinger gehen und einen sofortigen Urlaub beantragen. Danach würde ich mit Tom nach Dalfingen fahren und mich dem Mörder dort stellen.
Ein Blick zur Uhr ließ mich Zittern. Es war Samstag. Wenn der Mörder seinen Zeitplan einhalten würde, würde schon heute eine neue Leiche sich neben den anderen einreihen. Wenn ich Glück hatte, würde ich bei der Obduktion dabei sein können.
Entschlossen meine Zweifel nicht Oberhand gewinnen zu lassen, stand ich auf und zog mich direkt an, um schnellstmöglich zu Fr. Pfiffinger zu gelangen. Entgegen meiner Gewohnheit frühstückte ich nicht und nahm mir auch keinen Kaffee mit. Ich würde Tom darum bitten müssen, einen Zwischenstopp zu machen, damit ich mir etwas zu essen nehmen können würde während der Fahrt.
Im Flur sah ich schon meine Koffer, welche ich gestern Abend schon vorsorglich gepackt hatte.
Als ich nach draussen trat, fiel mir ein Stein vom Herzn. Kein Reporter stand meh vor meinem Auto. Noch gestern wollten alle die ersten sein, welche ein Interview von mir bekamen, doch da ich schon Marc das heiß ersehnte Interview gegeben hatte, konzentrierten sie sich nun auf andere Schlagzeilen. Bis zu meinem nächsten Fall welchen ich lösen würde, würden mich die Reporter in Ruhe lassen.
Als ich bei meiner Abteilung angekommen war, lief ich durch die Garderobe, ohne mich auszuziehen. Die Kollegen, die in dem Moment in der Garderobe waren, warfen mir verwirrte Blicke zu.
Ohne in meine Abteilung zu blicken, stolzierte ich geradewegs in das Büro von Fr. Pfiffinger. Mit einer Lesebrille auf ihrer Nase platziert betrachtete sie einige Unterlagen. Als sie hörte, wie ich hereinkam, hob sie ihren Blick und sah mir verwundert in die Augen.
,,Fr. Rott, weshalb werde ich denn mit Ihrem Besuch geehrt?," begrüßte sie mich lächelnd und lehnte sich nach hinten, wobei sie ihre Arme vor ihrer Brust verschrenkte.
Zittrig atmete ich die Luft ein. Dies war der letzte Schritt der getan werden müsste, wenn ich iese Worte aussprechen würde, gäbe es kein zurück mehr. Ich müsste mit Tom gehen. Für einen kurzen Moment war ich versucht, meinen Alltag nachzugehen und Tom zu vergessen.
,,Ich hätte gerne sofortigen Urlaub.," mein Herz krampfte sich zusammen, als ich mich diese Worte sagen hörte. Ich hatte noch nie Urlaub genommen.
Verdattert hob Fr. Pfiffinger ihre rechte Augenbraue.
,,Ich habe nachgesehen, es gibt momentan keinen Fall, welchen meine Kollegen nicht ohne mich lösen könnten. Außerdem habe ich genug uneingelöste Urlaubstage, welche ich verwenden kann und...," beschwichtigend hob sie die Hände um mich von meinem Redeschwall zu befreien.
Ich hatte jetzt schon ein schlechtes gewissen, meine Chefin zu belügen.
,,Es ist okay, nehmen Sie sich so lange Urlaub wie Sie wollen. Kann ich aber darauf zählen, Sie falls ich Ihren Rat brauche, telefonisch erreichen zu können?," fragte sie mich mit einem etwas gequälten Lächeln im Gesicht. Sie wollte nicht auf mich verzichten und ich konnte sie verstehen.
Stumm nickte ich und blickte auf meine Füße.
,,Dann wäre das ja geklärt. Möchten Sie die große Neuigkeit Ihren Kollegen mitteilen?," sagte sie amüsiert. Ich hob meinen Blick und musste automatisch lächeln. Fr. Pfiffinger hatte keie Erklärung verlangt, sie wusste dass ich meine Gründe haben würde.
,,Natürlich. Also dann...sehen wir uns wenn ich...ehm...ja meinen Urlaub...," Fr. Pfiffinger stand unerwartet auf und umarmte mich. Ich musste mich einbisschen Bücken um auf ihre Höhe zu gelangen, umarmte sie jedoch zurück.
Plötzlich überkam mich Furcht. Der Mörder schien keine Grenzen zu haben, tatsächlich schien es ihm sogar Spaß zu machen. Wenn ich nun versuchen würde ihn zu stopnnen, dann würde ich wahrscheinlich in sein Zielfeld gelangen. Es könnte vielleicht das letzte mal sein, dass ich dieses Büro gesehen hatte.
Klar, auch hier in Kritzinger gab es Mörder, welche ich gestoppt hatte, jedoch hatten all diese Mörder aus persönlichen Motiven gehandelt, nie aus purer...Lust.
Fr. Pfiffinger schien meine Unsicherheit zu bemerken und klopfte mir kurz auf die Schulter. ,,Wenn etwas ist, ich bin immer für Sie da," sagte si beruhigend. Wahrscheinlich interpretierte sie mein Verhalten so, als hätte ich gerade einen Familienangehörigen verloren, oder sonst einen Verlust erlitten.
Ich nickte tapfer und drehte mich auf dem Absatz um und verließ das Zimmer, ohne einen Blick zurück zu werfen.
Tief zog ich die Luft ein, bevor ich das Büro meiner Abteilung betrat. Meine Kollegen blickten sich alle nach mir um und wollten mich schon lächeln begrüßen, als ich meine Hand hob und sie somit stoppte.
,,Ich habe etwas anzukündigen. Ich werde ab heute in sofortigen Urlaub gehen und ich weiss noch nicht, wann ich wiederkommen werde. Das bedeutet natürlich, dass ihr solange meine Arbeit auf euch nehmen müsst. Also...ja, wir sehen uns nach meinem Urlaub," sagte ich noch lächelnd und wartete nicht die Reaktion meiner Kollegen ab, sondern drehte mich um und lief schnellen Schrittes auf den Ausgang zu.
Ich zuckte zusammen als sich plötzlich eine Hand auf meine Schulter legte und meinen Oberkörper umdrehte. Es war Simeon, besorgt mit einem Stirnrunzeln im Gesicht betrachtete er mich. ,,Ist etwas passiert? Sollte ich mir Sorgen machen?"
Ich versuchte mein Zittern zu unterdrücken. Wieso hatte ich plötzlich solche Angst vor diesem Fall? Ich wollte doch einen solchen Fall haben, seit ich mit meiner Arbeit als Kriminalogistin begonnen hatte.
Energisch schüttelte ich meinen Kopf.
,,Eh...Nein nichts, ehrlich nicht. Falls etwas ist könnt ihr mich ja trotzdem jederzeit telefonisch erreichen, ich bin ja nur kurz in...," ich überlegte mir, ob ich mir einen anderen Ort ausdenken sollte.
,,Ich bin ja keine 3 Stunden Fahrt von hier weg. Ich gehe nur in die Stadt Dalfingen," ich hatte mich dazu entschlossen, ihm die Wahrheit zu erzählen. Simeon konnt ich vertrauen, zu keinem andere meiner Kollegen hatte ich eine solch enge Beziehung wie zu ihm.
Langsam ließ er seine Hand von meiner Schulter gleiten. ,,Ok. Ich werd dich dann auch mal anrufen, pass auf dich auf..," sagte er etwas verlegen.
Und plötzlich nahm er mich in den Arm. Freundlich überrascht, erwiderte ich seine Umarmung.
,,Natürlich pass ich auf mich auch," beschwichtigte ich ihn und lief ohne ein weiteres Wort zum Ausgang.
Während ich nachhause fuhr, rief ich Tom auf seinem handy an. Gestern Abend hatten wir noch schnell unsere Nummern ausgetauscht, damit wir uns so schneller erreichen konnten, falls etwas passieren sollte.
,,Tom? Ja, ich bin gerade auf dem Weg nachhause, du kannst schon einmal zu mir fahren und auf mich warten," informierte ich ihn.
,,Roger," sagte er und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Trotz all der Besorgnis welche er hatte, hatte er seinen Sinn zum Humor nicht verloren.
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Masks
Teen Fiction,,Wie wollt ihr mich erkennen, wenn ich doch kein Gesicht habe?" Carise Rott, lebt in der Hauptstadt Kritzinger und ist eine, wenn nicht die berühmteste Kriminalogistin ihrer Zeit. Obwohl sie erst seit wenigen Jahren arbeitet, hat sie mehr Fälle gel...