Als ich die Wagentür öffnen wollte, war sie immer noch verschlossen.
,,Nicht so hektisch," hörte ich Tom hinter mir rufen. Ich drehte mich um und sah, dass er gerade ein mal durch die Türen gelaufen kam. Während er auf mich zu lief, holte er seinen Schlüssel aus der Hosentasche.
Als er mich erreichte, hatte er endlich die klimpernden Schlüssel in der Hand. Mit einem lauten Piepsen, öffnete er den Wagen. Sofort schnellte meine Hand zum Türgriff und ich ließ mich in den Beifahrersitz fallen.
Die Naht stellte ich kurzzeitig auf dem Armaturenbrett nieder und schnallte mich an. Mittlerweile hatte sich auch Tom in den Wagen gesetzt.
,,Also, was ist dein Plan? Was hast du mit dieser Naht vor? Dir ist bewusst, dass wir hier nicht solche Möglichkeiten wie in Kitzinger besitzen?"
Abwehrend hob ich meine Hand und nickte missmutig. Ich musste mir immer noch eine gute Erklärung einfallen lassen, weshalb ich nach Dalfingen gegangen war, wenn ich Simeon darum bitten wollte, eine detaillierte Analyse von der Naht erstellen zu lassen. Außerdem bräuchte ich eine Person, welche die Naht noch heute Simeon bringen kann.
Seufzend ließ ich mich in den Sitz sinken.
,,Fahr zur Polizeistation," sagte ich nur erschöpft und ließ seine Frage unbeantwortet. Tom jedoch, schien eine Erklärung zu verlangen, denn er startete nicht den Motor.
,,Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!," zischte ich ihn gereizt an, als er den Motor immer noch nicht startete. Tom musterte mich jedoch unbeeindruckt.
,,Sag mir zuerst was du planst, die Ermittlung muss auf Gegenseitigkeit beruhen, ansonsten mache ich gar nichts," erwiderte Tom entschlossen und verschränkte seine Arme vor der Brust.
Ich stöhnte. Wollte er nicht genau so sehr wie ich diesen Psychopathen fassen? Weshalb stellte er sich nun quer?
,,Bitte, starte jetzt den Motor und fahr zur Polizeistation, ich erkläre dir auch alles unterwegs. Wir müssen uns aber beeilen, um weitere Opfer vermeiden zu können," flehte ich ihn an.
Mürrisch nickte er und startete endlich den Motor. Erleichtert seufzte ich auf und nahm wieder die Naht an mich, damit sie während der Fahrt nicht hinunterfiel.
Während wir wieder zurück zur Stadt fuhren, weihte ich ihn also in meine derzeitigen Vermutungen ein und über die Analyse, welche ich Simeon überlassen würde.
,,Warte mal, soll das also bedeuten, dass du diesem...," er überlegte. ,,Simeon," half ich ihm. ,,Genau, diesem Simeon von...unserem Problem erzählen möchtest? Bist du dir auch sicher, dass er uns helfen wird? Und was ist, falls er es deiner Abteilung sagt? Oder noch schlimmer, der Presse?," aufgeregt begann sich Tom in rage zu reden.
,,Beruhige dich. Simeon wird der Abteilung nichts sagen, solange ich ihn darum bitte zu schweigen. Ich kenne ihn schon sehr lange, er wird schweigen," beschwichtigte ich Tom.
Ich sah aus den Augenwinkeln, wie sich Toms Muskeln allmählich entspannten, konnte aber trotzdem seine Zähne knirschen hören.
Kurze zeit später waren wir wieder im Stadtzentrum angekommen. Dieses mal lag das Polizeirevier, wie in Kitzinger, auch in der Mitte der Stadt, doch genau wie bei dem Obduktionsgebäude, war dieses um einiges kleiner, als das in Kitzinger.
Clichè haft war das Gebäude in blau gestrichen worden, besaß jedoch dieselbe Struktur wie das Obduktionsgebäude.
Der Parkplatz des Gebäudes war nicht sonderlich groß und die Streifenwagen quetschten sich schon regelrecht in ihre Parkplätze. Als wir ankamen, waren keine Plätze mehr frei, weshalb Tom seinen Wagen verbotenerweise am Straßenrand abstellte.
Mit gehobener Augenabraue musterte ich ihn fagend. Als er meinen Blick sah, lächelte er entschuldigend: ,,Du siehst ja wie klein unsere Parkplätze hier sind"
Als ich ausstieg, spürte ich mein Handy in meiner Hosentasch vibrieren. Schnell fischte ich es heraus und blickte auf dem Display. Es war Simeon.
,,Hier, nimm die Naht und finde einen deiner Kollegen, welcher sie sofort nach Kitzinger bringt. Aber nimm jemanden den du 100 prozentig vertraust.," Tom blickte mich verletzt an.
Ich konnte es ihm nicht verübeln, ich hatte ihm gerade unterstellt, dass seine Kollegen Maulwürfe sein könnten, doch um seine Gefühle konnte ich mich später kümmern. Als er etwas erwidern wollte, hob ich nur meinen Zeigefinger und nahm den Anruf von Simeon entgegen.
Mit schnellen Schritten entfernte ich mich von Tom und seinem Wagen um alleine telefonieren zu können.
,,Hey Simeon, klasse, dass du gerade anrufst, ich wollte dich nämlich gerade auch..,"
,,Bist du schon in Dalfingen?!," sprach er mir dazwischen. Nervös biss ich mir auf meiner Unterlippe. Er hatte sich bestimmt schon, über Dalfingen erkundet und ist auf die neuesten Schlagzeilen gestoßen.
Unwirkülich trafen mich Schuldgefühle. Ich wollte nicht, dass sich Simeon Vorwürfe machte, dass er mich nicht aufgehalten hatte in diese Stadt zu kommen. Ich habe mich dieser Gefahr schließlich freiwillig ausgesetzt.
Während ich wieder über die Gefahr dachte, bekam ich Gänsehaut. Stimmt, ich befand mich hier in Lebensgefahr. Doch als ich Tom sah, wie er sich schließlich umdrehte und auf das Revier zu schritt, erinnerte ich mich wieder, weshalb ich diese Gefahr auf mich nahm.
Bestimmt lebten Familien hier in dieser Stadt, welche nur ein friedliches Leben führen wollten, von diesem Psychopathen jedoch daran gehindert wurden. Sofort packte mich wieder diese wilde Beschlossenheit.
,,Ja bin ich und ich nehme mal an, dass du mittlerweile auch weisst, weshalb ich hier bin."
,,Clarise, bitte, du musst raus aus dieser Stadt. Du kannst deine Ermittlungen auch ausserhalb Dalfingens führen," flehte er mich an.
Doch wir beide wussten, wie schwierig, wie es schier unmöglich war, solche Ermittlungen, ausserhalb der besagten Stadt zu führen.
,,Simeon, bitte, du weißt, dass ich diese Ermittlungen hier führen muss. Das Revier hier zu Orts, kann diesen Fall nicht ohne mich lösen."
Während ich das sprach, fragte ich mich, ob sie diesen Fall, überhaupt lösen können würden, auch mit meiner Hilfe, letztendlich war dies auch der schwierigste Fall, welchen ich je lösen musste.
,,Hör mir bitte zu, ich werde dir alle Einzelheiten heute Abend erklären okay? Dann können wir auch gleichzeitig skypen und du kannst mir dann besser helfen. Zunächst brauche ich aber wegen einer anderen Sache deine Hilfe. Aber davor musst du mir versprechen, niemanden davon zu erzählen, verstanden? Nicht den anderen und auch nicht Fr. Pfiffinger und erst recht nciht der Presse, okey?"
Ich hörte ihn auf der anderen Seite schwer ausatmen. Ich konnte spüren, wie er mit sich selbst rang. Er wollte mich gleichzeitig sofort weg von dieser Stadt haben, jedoch wusste er, dass ich ohne die Lösung dieses Falles, diese Stadt nicht verlassen würde.
,,In Ordnung, aber nur weil du es bist," hörte ich ihn schließlich flüstern.
,,Also, hör genau zu. Ich werde jetzt eine Naht, ein Beweismaterial, zu dir schicken lassen. Ich werde dich später noch einmal anrufen und dir sagen, an welchem Ort die Übergabe stattfinden wird. Ich möchte, dass du eine detaillierte Analyse der Naht machst und mir die Ergebnisse schnellst möglich übermittelst, kriegst du das hin?"
Leise hörte ich ihn auf der anderen Seite des Telefons lachen. ,,Natürlich kriege ich das hin. Einverstanden, ich werde die Analyse durchführen. Aber schreib mir nachher lieber per SMS, wo die Übergabe stattfindet, in Ordnung?"
Stumm in mich hinein lächelnd antwortete ich mit einem knappen Ja.
Nachdem wir uns verabschiedet hatten, beendete ich den Anruf und betrachtete kurz meinen Display. War es die richtige Entscheidung gewesen, Simeon einzuweihen?
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Masks
Teen Fiction,,Wie wollt ihr mich erkennen, wenn ich doch kein Gesicht habe?" Carise Rott, lebt in der Hauptstadt Kritzinger und ist eine, wenn nicht die berühmteste Kriminalogistin ihrer Zeit. Obwohl sie erst seit wenigen Jahren arbeitet, hat sie mehr Fälle gel...