He who makes a beast of himself gets rid of the pain of being a man. - Samuel JohnsonEs schüttete wie aus Eimern. Der Regen knallte förmlich auf die verlassenen Straßen, welche die Leute bei einem solchen Wetter traurig mieden. Es war bereits spät in der Nacht. Es war halb zwölf Uhr. Die Dunkelheit wurde in unregelmäßigen Abständen von einem hellen Leuchten zerissen, kurz darauf folgte immer ein gewaltiges Knurren.
Ein junger Mann rannte einsam und verlassen den Gehweg entlang, wenn er in eine der vielen Pfützen stapfte, spritzte das Wasser an seinen Hosenbeinen hoch, die bereits völlig durchnässt waren. Seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen, erkannte man nur einige wenige dunkle Haarsträhnen.
Und seine blutroten Hände, welche er zu Fäusten ballte.
Auch der schier endlose Regen wollte das Blut nicht fortspülen, welches seine Haut benetzte, in Flecken an seinem Shirt und seinen Oberschenkeln klebte. Aber er wahrte den Schein von einem monotonen Gesicht. Die Tränen des Mannes fielen nicht auf. Es war wie als würde der Himmel mit ihm weinen, ihm beistehen, ihm jedoch nicht die Schuld für sein Vergehen nehmen zu können. Die müsste er selber tragen.
Die Straße mündete in eine sonst viel besuchte Kreuzung, allerdings schien die Uhrzeit und der Regen die komplette Stadt wie ausgestorben aussehen zu lassen. Ein beleuchtetes, großes Gebäude war das Ziel des Mannes, welcher durch eine kleine Tür in das Trockene rannte.
Seine Blicke huschten nervös in den Ecken der Bank umher, er hoffte, dass die Qualität der Überwachungskameras so schlecht war, dass man die provisorisch kaschierten Flecken nicht sehen würde. Er wollte nur sein Konto leer räumen. Danach wird er ein neues Leben anfangen. Fernab von den Menschen, die er kannte. Fernab von seiner Vergangenheit und seinem alten Namen. Ein Neuanfang. Ohne diese unerträglichen Schuldgefühle.
Die kleine Bank befand sich in der untersten Etage eines großen Kaufhauses, welches sich über vier Stockwerke erstreckte. Modegeschäfte, Restaurants, Spielwarenläden, Bücherreien. Zwischen den Aufzügen und Rolltreppen fanden sich sogar eine eigene Krankenstation und die Austellung eines Autoverkäufers.
Nur noch zwei Minuten. Er brauchte nur zwei Minuten, dachte er sich, als er die Kontokarte in den dünnen Schlitz des Automaten schieben wollte. Seine Hände zitterten so sehr, dass dies erst mit dem achten Versuch klappte. Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab, als er bei der Eingabe des PINs rote Spuren auf den Knöpfen hinterlies.
Das Surren ertönte, das Geld wurde ausgezahlt. Das kleine Fach öffnete sich, nachdem er seine Karte wieder nehmen konnte und er stopfte die Geldscheine in seine Jacken- und Hosentaschen. Es war nicht besonders viel, aber es müsste reichen. Er drehte sich sofort auf dem Absatz um und wollte seinen Weg weiterführen, als plötzlich die Lichter ausgingen.
In dem Glauben es sei ein einfacher Stromausfall, lief der Mann weiter, zur Tür durch die er hinein gekommen war. Doch er musste geschockt feststellen, dass diese Tür nun nicht mehr aufging. Er trommelte wimmernd gegen das Glas, taumelte dann zurück, als er seine rötlichen Handabdrücke sah.
Er musste hier raus.
Ohne groß darüber nach zu denken, rannte er durch die kleine Bank, kam in der Haupthalle des Kaufhauses an, rannte zu der großen Eingangstür, an der bereits drei Männer standen. Der eine trug eine Lederjacke und hielt in der einen Hand einen Motorradhelm, sowie ein Paar Handschuhe. Der Andere, der an der Tür rüttelte trug eine weiße Hose, ein dunkelblaues Hemd mit einem kleinen Schild an der Brusttasche. Der Letzte von ihnen war dunkel gekleidet und stand desinteressiert am Rande des Geschehens.
,,Wieso sind die Türen zu?", fluchte der Fremde und der junge Mann stoppte direkt in seinem Handeln. Andere Menschen. Zeugen. Er musste hier weg. Dringlichst. Gerade als er nach einem weiteren Ausgang suchen wollte, leuchtete ihm ein grelles Licht entgegen, er hielt sich die Arme vor die Augen.
,,Oh gut, hier sind noch mehr", seufzte der Taschenlampenträger erleichtert auf, schulterte seinen Rucksack erneut und schob seine Hand dann wieder in seine Manteltasche zurück. Auch dieser Mann war in Begleitung. Ein verängstigt aussehender, eher kleiner Brillenträger und ein penibler, hochgewachsener Mann mit rosa farbenem Haar kamen hinter ihm hervor.
,,Die anderen Türen sind auch alle zu, deswegen dachten wir, wir würden am Haupteingang rauskommen", rief der mit der Taschenlampe grinsend und der Mann mit dem Motorradhelm drehte sich um, zuckte lachend mit den Schultern: ,,Die ist auch zu."
,,Och Gott, ich hab morgen früh einen Termin und bin eingeschlossen mit Idioten", murmelte der Pinkhaarige, während er seinen Kopf in den Nacken legte und sich die Schläfen massierte.
Seine blutigen Hände versteckte er unter seinen Armen, biss die Zähne fest zusammen, als er sich in der Runde umsah. Er wollte doch nur schnell verschwinden.
,,W-wann kommen wir hier wohl wieder raus? Ich hab morgen früh auch ein paar Klassen zu unterrichten..", meldete sich der Brillenträger leise und der Mann der an der Tür rüttelte, gesellte sich ebenfalls zu der kleinen Gruppe.
,,Und ich habe bereits in zwei Stunden eine wichtige Operation. Vermutlich ist das ein Stromausfall, ein paar Sicherungen raus gesprungen oder so."
,,Und das bedeutet?", schnappte der arrogant Dreinschauende, schaute nicht von seinen Fingernägeln auf.
,,Das bedeutet wir sollten uns hier hin setzen und auf das Personal warten. Es wird bestimmt bald jemand kommen und uns befreien", antwortete der Mann, der anscheinend als Arzt tätig war.
Ein genervtes Gestöhne, gemischt mit langezogenem Seufzen kam von allen Seiten und der Typ mit der Taschenlampe schaltete diese aus: ,,Na dann.. mein Name ist Taehyung. Ich wollte für meinen Kurs morgen noch schnell ein Buch kaufen, als.. das hier passierte", lachte er verlegen und der Brillenträger neben ihn schob sich die Gläser wieder richtig auf den Nasenrücken: ,,Park Jimin. Lehrer für die Fächer Mathematik und Englisch."
,,Mein Name ist Jung Hoseok", rief der mit dem Mottoradhelm, und hielt diesen kichernd in die Höhe: ,,Ich arbeite ab und zu als Pizzabote- ansonsten gibt es nur mich und meine Maschine."
,,Ich bin Namjoon. Kim Namjoon. Ich arbeite im örtlichen Krankenhaus als Oberarzt", stellte sich der Typ mit dem kleinen Ausweis an der Brust vor. Auf diesem konnte man in Druckbuchstaben nochmals seinen Namen sehen.
,,Kim Seokjin. Gourmetkoch der Prominenten", meinte der hochnäsige Mann dann und schaute ungeduldig auf seine teuer aussehende Uhr.
,,Und ihr zwei? Wie heißt ihr?", fragte Taehyung dann, sah zwischen dem schwarz gekleideten und dem mit Blut beschmierten umher. In diesem Moment war Letzterer unheimlich dankbar für die miserable Notbeleuchtung.
,,Min Yoongi", raunte der abwesende Herr vom Anfang und zog seinen Kopf tiefer zwischen seine Schultern.
Erwartungsvoll richteten sich dann sämtliche Augenpaare auf die siebte und letzte Person, die im Gegensatz zu den Anderen völlig durchnässt war, den Mund partout nicht aufmachen wollte.
,,Hat es dir die Sprache verschlagen, oder w-", begann der sympathische Student, als die ruhige Atmoshäre urplötzlich von lauten Knällen durchbrochen wurde.
Was die sieben Männer allerdings nicht wussten, als sie ihre Beine in die Hand nahmen und Deckung suchten, während um sie herum Schüsse flogen und Glas zerbrach, war, dass sie von diesem Moment an eine ganze Weile miteinander auskommen mussten.
Let's begin.
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24 HOURS || jjk.
FanfictionEin selbstverliebter Gourmetkoch. Ein nervöser Lehrer. Ein risikofreudiger Rennfahrer. Ein junger Student. Ein ehemaliger Soldat. Ein warmherziger Neurochirurg. Ein stummer Mörder. 7 Zivilisten, die einander nicht kannten und zufälliger Weise zur fa...