Zehn Stunden.

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Ich wusste, wie sich der Tod, der letzte Atemzug anhörten. Und ich war damit nicht der Einzige. Yoongi wird zehnmal mehr, wenn nicht sogar hundert mal mehr Menschen sterben gesehen haben, und der Superlativ gilt dann für den Chirurgen unter uns. Allerdings wird er auch wissen, wie sich das Leben anhört. Wie sich das Schreien eines Neugeborenen, das Aufatmen einer erleichterten Familie anhörte.

Doch abgesehen davon wussten wir alle drei auch, wie sich verzweifelte Schreie anhörten. Wenn jemand so laut schreit, dass man das Gefühl bekam sich die Ohren zuhalten zu müssen, wenn man den Schmerz plötzlich zum Teil auch selbst nachempfinden konnte - dass waren dann richtige Schmerzen.

Und das Mädchen, welches wir nun versuchen würden irgendwie zu retten führte uns mithilfe dieser lauten und verzweifelten Schreie geradewegs in ihre Richtung.

,,Fuck was machen die mit ihr", fluchte Yoongi während sich mir die Nackenhärchen aufstellten. Wir waren im obersten Stock des Kaufhauses, um uns herum befanden sich diverse dunkle kleine Imbisse und Bars, Cafés und Schnellrestaurants. Quasi eine Etage nur fürs Essen. Den schreien zu Folge schienen die Schreie aus einem FastFood Laden zu kommen.

Noch immer geduckt und mit in unseren Adern rauschendem Adrenalin huschten wir gebückt über die Oval angelegte, riesige Fläche mit Bänken, Tischen und Dekopflanzen. Hier könnte ja überall Nathaniels Gefolgschaft hocken, bereit uns mit einer Bewegung abzuknallen. Ob man sich wohl selbst hört, wenn man stirbt? Musste sie sich selbst hören, als sie starb?

Yoongi zählte mit seinen Fingern von drei runter, schenkte uns einen Intensiven Blick und schlug dann mit seinem Ellenbogen die Scheibe der Glastür ein, öffnte diese dann von Innen, sodass wir hindurch treten konnten. Wir waren nun im Laden, die Schreie des Mädchens nun so unfassbar laut, dass es einen selbst in Panik versetzen könnte.

Hektisch und konzentirert sahen wir uns um, kamen schließlich zu dem Schluss, dass das Mädchen in der Küche festgehalten wurde. Wir stürzten gemeinsam also in den hinteren Bereich des Ladens und mussten mitansehen, was die junge Frau zu solchen Schreien brachte;

Die Hände des Mädchens waren mit dünnen Drähten an das Gitter von den Fritteusegittern gebunden, in welchen die Pommes immer gebraten wurden. Ihre Hände lagen in dem kochend heißen Öl, was sich an ihrer Haut und dem darunter liegenden Fleisch vergriff, sich fast schon ätzend dort hinein fraß. Sie versuchte vergeblich daran zu ziehen, sich aus dieser Folter zu befreien, doch stattdessen verlor sie immer mal wieder für einen kurzen Moment das Bewusstsein, welches aus den offensichtlichen Höllenschmerzen hervorzugehen schien.

Namjoon stürzte sofort auf sie zu und versuchte die beiden Gitter, in denen die Hände des Mädchens steckten hervor zu ziehen, doch scheiterte ebenfalls. Yoongi kam dazu und sie versuchten es gemeinsam; doch nicht einmal die Kraft der beiden reichte aus. Ich sah mich im Raum um, in der Hoffnung was Nützliches zu finden.

Stattdessen sah ich nur die kleine digitale Temperaturanzeige des Öls, welches minütlich zu steigen schien. Das Öl wurde also immer heißer. Beim Blick auf das Mädchen erkannte ich auch rote Flecken und Kratzer, an ihren nackten Beinen die aus der bunten Uniform heraus lugten. Also muss sie vorher gefoltert worden sein, das mit dem Öl scheint Nathaniel als er verschwunden ist scheinbar gemacht zu haben.

,,NA LOS"; rief Namjoon nun, der allmählich immer nervöser wurde und kräftiger an den Gittern herum riss, die sich auf mysterische Art und Weise nicht einmal zu rühren schienen: ,,WIR MÜSSEN DOCH WAS MACHEN KÖNNEN!"

Jisoo fand ihr Bewusstsein wieder und nutzte dies, um ihren Schmerzen erneut durch ein ohrenbetäubendes Schreien an Ausdruck zu verleihen. Es war ein einziger Alptraum, das Schauspiel, was sich einem hier bot.

24 HOURS || jjk.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt