Dreiundzwanzig Stunden.

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Ich stand an der Berüstung, sah herunter, sah wie Jin, Jenna, Jimin und Taehyung so schnell sie konnten die Treppen herunter liefen, auf schnellstem Wege zu der Haupttür gelangen wollten, die Namjoon ihnen in wenigen Minuten öffnen würde.

Trotz der Müdigkeit, dem Hunger, der Verzweiflung der letzten Stunden, pumpte das Adrenalin nun stärker und intensiver durch unsere Adern, als es das sonst in irgendeinem Moment getan hat.

,,Hoseok wie sieht es bei dir aus?", fragte Yoongi in das WalkieTalkie, wartete dann eine kleinen Augenblick ab.

,,Gut soweit, ich hab sie alle hinter mir, es wird eng. Ich fahre zum Schluss runter okay? Als Letzter. Das wäre am sichersten", antwortete dieser durch das kleine Gerät. Das Motorgeräusch des Motorrads hallte noch immer durch das Gebäude. Man hatte in jeder Sekunde das Gefühl, er würde direkt an einem vorbei fahren.

Konzentriert sah Yoongi dann nach unten, die Vier waren im Erdgeschoss angekommen. Und sie rannten. Sie rannten so schnell sie konnten. Dann verschwanden sie aus unserem Blickfeld. und Wir hielten für einen kurzen Augenblick den Atem an. Für einen winzigen Moment blieb die Zeit stehen, ich dachte an den Koch, den Lehrer, den Studenten und die junge Frau. Und ich betete gerade so sehr, dass sie es schafften, auch wenn ich wohlmöglich keine Bindung zu Gott hatte, bei meinem Verschulden. Dennoch hoffte ich, dass er wenigstens dieses Gebet erhören würde, falls es ihn gab.

,,SIE SIND DRAUßEN!", brüllte Namjoon: ,,SIE SIND DRAUßEN! SIE SIND IN SICHERHEIT!"

Yoongi neben mir seufzte erleichtert auf und legte den Kopf in den Nacken, fuhr sich durch sein Gesicht und seine Schultern bebten vor Erleichterung und Freude und wahrscheinlich auch dem Schock, dass endlich mal etwas wirklich funktioniert hatte. Das wir gegen den Tyrannen wirklich angekommen sind, in einer einzigen Sache.

Wir rannten zurück zu Namjoon, dessen glücklicher Gesichtsausduck allerdings wieder langsam abnahm, er schluckte schwer.

,,D-die Türen schließen sich wieder. Nathaniel.. er riegelt wieder alles ab."

Yoongi seufzte leise und sah auf die Bildschirme, die Türen waren erneut verschlossen.

,,Ich kann sie wieder öffnen, aber er wird sie dann wieder schließ-"

,,Denkt ihr ernsthaft.. dass .. dass ihr einfach so abhauen könnt?

Ich bekam Gänsehaut, als ich die verzerrte Stimme durch die Lautsprecheranlage hörte, zuckte leicht zusammen.

,,DENKT DU ERNSTHAFT DU KANNST SO EINFACH DAVON KOMMEN!!?", brüllte Nathaniel durch das Kaufhaus, ich runzelte verwirrt die Stirn, da er sich in diesem Moment auf eine einzige Person bezog.

,,DU WIRST BEZAHLEN! DU WIRST BEZAHLEN; UND WENN ES DAS LETZTE IST WAS ICH TUE!"

Dann endete die Durchsage.

,,Wollte er .. wollte er nicht eigentlich seinen Freund einfordern? Der im Gefängnis sitzt? Oder hab ich da was komplett falsch verstanden?", fragte Yoongi leise, doch Namjoon schüttelte einfach sofort den Kopf.

,,Ist mir egal, was dieser Psycho für Probleme mit sich selbst hat- ich will hier raus. Und ich habe einen Plan", meinte er und rieb sich angestrengt die Schläfen: ,,Ich würde vorschlagen wir machen das so, dass wir die Tür öffnen, und sich zwei von uns dazu stellen und die Türen aufhalten. Hoseok wird mit seinem Motorrad herausfahren können und der letzte wird hoffentlich genug Zeit haben um von hier bis nach unten und dann ebenfalls raus laufen zu können."

,,Hoseok, hast du es verstanden?", fragte Yoongi.

,,Hab ich. Sagt mir einfach Bescheid, wann ich raus soll. Langsam wird es immer schwieriger den Kugeln auszuweichen."

,,Okay dann .. Yoongi und JK, ihr haltet die Türen auf und ic-"

Ich schüttelte den Kopf und ging zu Namjoon, legte meine Hand auf seinen Arm und sah ihn entschlossen an.

Es sollte nicht seine Aufgabe sein, nicht sein Part sein, den riskantesten Job an unserem Fluchtplan zu haben. Er ist Neurochirurg, er wird vermutlich noch sehr vielen Menschen das Leben retten können. Er hat eine schwangere Ehefrau, die auf ihn wartet. Ich habe niemanden. Ich hatte jemanden. Aber es wäre besser, wenn ich diese Aufgabe übernahm.

Lange, sehr intensiv sah mich Namjoon an, leckte sich über seine trockenen Lippen.

,,Bist du sicher?"

Wieder nickte ich langsam. Namjoon seufzte leise und schaute dann auf das Pult, fing dann an mir die paar Knöpfe zu zeigen, die für die Tür zuständig sein würden.

,,Wenn wir positioniert sind, öffne die Tür. Sobald wir sie festhalten, rennst du, verstanden?", fragte Yoongi und sah mich ernst an, ich nickte erneut.

,,Bis gleich", rief Namjoon noch, ehe dieser gemeinsam mit Yoongi dann runter lief. Auf den Bildschirmen konnte ich mitverfolgen wohin sie liefen.

Als sie dann auf Position waren, öffnete ich die Türen. Die zwei Gestalte stemmten sich sofort dazwischen und drückten sie weiterhin auseinander. Auf dem tonlosen Video sah es so einfach aus, doch ich wusste, dass die Zeit drängte. Yoongi schien Hoseok auch Bescheid gegeben zu haben, denn dieser fuhr nun in Richtung der Rolltreppen, begab sich auch auf den Weg nach draußen.

Ehe ich mich versah, lief ich ebenfalls. Ich lies den Kontrollraum hinter mir und rannte so schnell ich konnte, nahm meine Beine in die Hand und stolperte dann die erste Rolltreppe in den ersten Stock hinunter. Ich ließ mir nicht viel Zeit zum Verschnaufen, sondern rannte nur noch schneller, trieb meinen Körper noch weiter an. Ich war im Erdgeschoss, hatte den Hauptausgang bereits im Blick.

In diesem Moment schoss auch Hoseok auf dem Motorrad an mir vorbei, geradewegs durch den Ausgang, den Yoongi und Namjoon uns noch so mühsam offen hielten.

Ich lief immer noch, doch bemerkte selbst, wie ich langsamer wurde. Wieso eigentlich? Wieso tat ich das? Wenn ich doch niemanden hatte?

,,JK LOS JETZT!", brüllte Namjoon. Yoongi schien zu Leiden, da seine verletzte Hand ebenfalls dem Druck der Tür standhielt, während sie beide nur noch auf mich warteten.

Ich sah die beiden an, wurde noch langsamer.
Und irgendwann blieb ich stehen. Ich stand wenige Meter, vielleicht 20, 25 Meter von dem Ausgang entfernt. Namjoon schrie meinen Namen, Yoongi brüllte nun ebenfalls, doch ich hörte sie beide nicht.

Irgendwann bemerkte ich, wieso mein Körper angehalten hatte. Ich hatte es schon von Anfang an gewusst. Seit ich in dieser Bank versucht habe alles hinter mir zu lassen, es anfing mit dem gsmaten Mist. Irgendwas hier würde einen bestimmten Sinn für mich haben, eine bestimmte Rolle für mich spielen.

Namjoon und Yoongi konnten nicht länger, sie rutschten ab, die Türen schlossen sich.

Ich drehte mich um, hob meinen Kopf.

Und vor mir stand eine nur allzu vertraute Person.

,,Hey, Jungkook. Es ist lange her", lachte die Stimme, die man sonst immer nur durch die Lautsprecher gehört hatte. Lachte die Person, die uns unter dem Decknamen Nathaniel bekannt gewesen war.

,,Jonghyun", flüsterte ich, brach damit mein Schweigen.





BÄÄÄÄÄM BICHES

24 HOURS || jjk.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt