In solchen Momenten vergas ich zu Atmen. Diese schrecklich leisen Augenblicke, in denen die ganze Welt zusammenbricht, sich alles zu überschlagen scheint und dabei dennoch eine Bewegungslosigkeit zu existieren wagt, die alles zum Stillstehen bringt.
Namjoon fiel auf die Knie und schrie laut vor Wut und Verzweiflung auf, man sah die Tränen seine Wangen hinunter rinnen. Yoongi rannte einfach los, den Männern mit den Waffen entgegen, welche jedoch bereits zu weit weg waren. Nach wenigen Schritten lies er sich deswegen zu Boden fallen und schlug mehrmal mit der Faust gegen die Fliesen.
Ich schaute von dem kleinen WalkETalkie auf, musterte das entspannte Gesicht Jisoos. Die Schmerzen, die sie durch ihre zugerichteten Hände wahrscheinlich hat erleiden müssen, haben ihre weichen Gesichtszüge unter den grässlichen Grimassen versteckt, die folglich daraus entstanden waren. und jetzt war das Einzige, was im Kontrast zu ihrer ruhigen Ausstrahlung stand, das sich dunkelrot verfärbende Oberteil des Mädchens.
Fast schon schwarz schimmerte ihr Blut, als es sich Stück für Stück immer weiter in ihre ulkige Unifrom fraß.
,,A-aufwachen.. wach auf..", hörte ich Namjoon mit brüchiger Stimme stammeln, während er das Mädchen auf den Boden legte und seine Hände auf die Schusswunde presste. Diese verzweifelte Versuch dem toten Körper wieder ein wenig Leben einzuhauchen erinnerte mich an mich selbst, an mein jüngeres ich - vor noch ein paar wenigen Stunden.
,,Sie ist tot Namjoon. Lass es", raunte Yoongi, welcher sich unterdessen aufgerappelt hatte und dann zu dem Neurochirurgen schaute. Die Augen des ExSoldaten schienen trüb und dunkel, er dachte über etwas nach, was ihn wütend machte, dass seine gesamte Körperhaltung unter dieser Anspannung litt.
,,ABER WIR HATTEN ES BEINAHE GESCHAFFT!", brüllte der völlig aufgelöste Arzt und kassierte eine Ohrfeige von Yoongi. Das klatschende Geräusch brachte nicht nur die Stille zum verklingen und Namjoon zum Verstummen, sondern auch mich wieder zum Atmen.
Während die Luft in meine Lunge strömte und ich mich fragen sollte, ob das Weiteratmen nun positiv oder negativ gewertet werden sollte, sah ich dabei zu wie Yoongi in einem der Restaurants verschwand, um nach einem lauten Klirren mit einer weißen Tischdecke zurückzukehren.
,,Was machst du da?", fragte Namjoon tränenerstickt und sah Yoongi einfach nur wie in Trance dabei zu, wie er Jisoo langsam in diese einwickelte, den zierlichen Körper der jungen Frau unter dem weißen Tuch verschwinden lies.
,,ICH HAB DICH GEFRAGT WAS DU MACHST", schrie er nun und ich zuckte zusammen, Namjoon schubste Yoongi von der Leiche beiseite, welche der Arzt erneut vorsichtig in sein Arme zog und mit Bedacht hin und her wog.
,,ICH VERSUCHE WEITERZUMACHEN", brüllte Yoongi nun zurück und nahm das weiße Bündel kurzerhand aus Namjoons Armen, um sich umzudrehen und weiterzugehen.
,,JK komm jetzt. Wenn er hier weiter rumheulen will, dann lassen wir ihn."
Ich schluckte feste, rührte mich nicht sondern schaute wieder zurück zu dem gebrochenen Mann, welcher sich vorbeugte und seine Stirn gegen den Boden drückte.
,,S-schon wieder..", hauchte Namjoon und seine Schultern bebten heftig. Auch Yoongi hielt inne und drehte sich ein wenig zurück, hatte nur einen kühlen Blick für den Dritten unter uns übrig.
,,Ich hab schon wieder jemanden verloren.. dabei war ich doch da..! Ich hätte sie retten können.. ich hätte.. hätte sie..!-"
,,Du hättest gar nichts tun können", raunte Yoongi: ,,Wer weiß, vielleicht wäre sie so oder so getötet worden, egal wie wir uns entschieden hätten. Das alles hier liegt nicht in unserer Hand. Wir sind Spielfiguren und jeder unserer Spielzüge wurde bereit sberechnet und abgewägt. Egal was wir unternehmen wollen, was wir planen oder wie wir auf etwas reagieren, Nathaniel ist vorbereitet und weiß Bescheid. Also jetzt reiß dich zusammen und hör auf zu flennen. Wir müssen weiter, zurück zu den Anderen. Wir hätten uns nie trennen dürfen."
Ich sah erneut zurück zu Namjoon, dessen Schluchzen allmählich abebbte, bis er sich selbstständig aufraffte und dann mit verbissener Miene Yoongi anstarrte.
,,Dann lass mich sie bitte tragen."
Nach einem kurzen Moment, in welchem Yoongi seinen Gegember eingehend musterte, nickte er nur und reichte ihm vorsichtig den Körper, welcher in das weiße Tuch gewickelt war. Ich gab Yoongi das WalkETalkie und er klärte mit der zweiten Gruppe ab, dass wir uns in der Mitte treffen wollen würden.
Während wir uns die Rolltreppen wieder herunter arbeiteten lag mein Blick, bzw. mein Fokus wie von Zauberhand auf den unter den Tüchern versteckten Körper Jisoos.
Das Leben war eine komplizierte Sache. Wenn man sich am sichersten übte, war es meist nur eine Sach von wenigen Sekunden, die das Blatt dann wendete und aus einem stark und kräftig schlagendem Herzen einen für immer verstummenden Muskel machte.
Namjoon drückte sie unbewusst etwas fester gegen seine Brust. Ich konnte gut nachvollziehen, weshalb er so reagierte. Während er sich sein ganzes Leben lang bereits Vorwürfe darüber gemacht hat, einige Patienten zu verlieren, die wohlmöglich einfach unmöglich gerettet werden konnten.. während er diese ganze Schuld auf sich genommen und sich dann in diesem Wahn eine gigantische Sünde angeeignet hatte.. hat er außer Augen gelassen, wie vielen Menschen er das Leben retten konnte. Oder er wusste es, doch setzte das Gewicht der Verluste einfach um ein Vielfaches höher.
Yoongis Hand war von Bläschen übersäht, doch er lies sich nichts anmerken. Das Einzige, was auf wohlögliches Leiden seinerseits hindeutete, ar, dass er diese Hand zur Faust ballte und durchgehend in dieser verkrampften Haltung lies.
Ich verlor wie so oft hier im Kaufhaus ein weiteres Mal mein Zeitgefühl, sodass es nur noch zehn Minuten waren, bis elf Stunden dieses Alptraums verstrichen waren, als wir dann den zweiten Teil unserer Gruppe wieder trafen. Genauso wie wir, schienen auch sie mit ihren traurigen und langen Gesichtern keine wirklichen Erfolgserlebnisse gehabt zu haben.
Sobald sie erkannten, dass es Jisoo war, deren Leiche Namjoon mit sich trug, wurde die Stimmung noch etwas angespannter, als sie es ohnehin schon war.
,,Sobald wir unten ankamen, war dort unten in der Mitte, auf einer der Bänke ein großer Haufen an Obst, Gemüse, Brot und Fertiggerichten. Käse, Wurst, Wasserflaschen, sogar Energydrinks und Bier standen dort. Es war zu schön um wahr zu sein. Deshalb hielten wir uns auch zunächst bedeckt. Und dann.. als wir losgehen wollten, um uns ein paar Sachen zu nehemn und schnell abzuhauen.. da wurden wir überrascht"; flüsterte Jimin und lies sein Gesicht dann in sene Hände fallen, schluchzte leise auf.
,,Sie waren zu viele. Mit zu vielen Waffen. Sie schossen in unsere Richtung, sie schossen auf das Essen. Sie zerstörten es, trampelten darauf herum oder aßen einige Sachen selbst. Doch sie waren durchgehend am grinsen. Sie fanden es amüsant.. unterhaltsam.. uns zu schaden und uns leiden zu sehen..", murmelte Taehyung und lachte mit einem angeekelten Gesichtsausdruck auf, schüttelte den Kopf.
Hoseok räusperte sich und sah dann in die Runde:,,Und wie soll es jetzt weitergehen? Was sollen wir noch machen, wenn doch ohnehin alles, was wir versuchen im selben Moment zerstört werden könnte?"
Niemand von uns hatte eine Idee, oder eine Ahnung.
Im selben Moment ertönte die allbekannte und verhasste Stimme dann über die Lautsprecher:,,Na ihr?~ Elf Stunden sind schon rum. Dreizehn habt ihr noch vor euch."
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24 HOURS || jjk.
FanfictionEin selbstverliebter Gourmetkoch. Ein nervöser Lehrer. Ein risikofreudiger Rennfahrer. Ein junger Student. Ein ehemaliger Soldat. Ein warmherziger Neurochirurg. Ein stummer Mörder. 7 Zivilisten, die einander nicht kannten und zufälliger Weise zur fa...