Kapitel 16

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Die Sonne ging hinter den Bäumen auf und allmählich kamen die Katzen aus ihren Bauen. Sie gaben sich kurz die Zungen und gingen dann ihren Pflichten nach. Krähenschwinge sah, wie die vier Jungen von Blütenhonig aus dem Schülerbau getappt kamen.
Kastanienblüte legte irgendwelche Blätter zum trocknen hinaus und Eichenblut begann, die Patrouillen einzuteilen.

"Krähenschwinge, Raspelschlucht. Ihr könnt euch jetzt ausruhen gehen.",rief der zweite Anführer zu den beiden Kriegern hinüber. Der neu ernannte Krieger erhob sich von seinem Platz und streckte seine steif gewordenen Glieder.

Es war schwer, sich wieder an den Alltag zu gewöhnen. Die letzten Monde bestanden für ihn nur aus wegrennen und überleben. Jetzt war alles irgendwie einfacher geworden.
Ein wenig, Krähenschwinge hatte sich so gefreut, Honigfluss wieder zu sehen, aber jetzt hatten sie und Dornenstich Junge und Krähenschwinge fühlte sich fehl am Platz, wenn er mit ihr sprach.

Ein Funken Wut machte sich in seinem Körper breit, als er sah, wie Dornenstich und Honigfluss aneinander geschmiegt vor der Kinderstube saßen.
Krähenschwinge schüttelte kurz den Kopf. Geh dich einfach ausruhen.

Die Sonne ging gerade unter, ihre letzten, schwachen Strahlen wurden von einer Wolke verdeckt, als der Krieger erwachte. Der Kater streckte sich und verließ den Kriegerbau dann.
"Hey Krähenschwinge! Willst du dich der Abendpatrouille anschließen?"
Falkenkralle stand zusammen mit Rindenbart und Zweigpfote vor dem Lagerausgang. Der braune Kater winkte Krähenschwinge aufmunternd zu. "Es tut dir bestimmt gut, mal wieder durch das Territorium zu laufen!"
Aber der graue Kater schüttelte nur den Kopf. "Nein, danke. Ich glaube ich werde allein etwas durch das Territorium laufen. Vielleicht fang ich ja die ein oder andere Maus."

Krähenschwinge wartete, bis die Abendpatrouille das Lager verließ, und schlüpfte dann ebenfalls durch den Ginstertunnel. Der Wald wirkte komisch dunkel, düster, aber er versuchte es nicht zu hinterfragen und über andere Dinge nach zu denken. Seine Gedanken endeten dann schließlich bei Honigfluss, die ihn einfach für Dornenstich verlassen hatte. Und dann hatten sie sogar Junge.
Ohne es bemerkt zu haben, hatte der Krieger seine Krallen ausgefahren. 

Krähenschwinge blieb aprubt stehen, als er den starken Geruch des FunkenClans in seiner Nase stach. Der Kater schnaubte kurz und trat dann einige Schritte zurück, wollte sich umdrehen, aber ein Rascheln ließ ihn dort bleiben.

Plötzlich stürzte sich eine graue Katze auf den jungen Krieger und rammte ihn die Krallen in die Schulter.
Schmerzerfüllt jauelte der Kater auf, bäumte sich auf und warf die Katze von sich. Im Vergleich zu der Zeit, die er im Wald verbracht hatte, mit der Bestie, war das hier gar nichts.
Die Kätzin schien unerfahren, wusste nicht wohin mit ihren Krallen und letzendlich nagelte Krähenschwinge sie am Boden fest. Ein Hauch Stolz erwärmte seine Brust, noch nie hatte er jemanden im Kampf schlagen können.

"Was machst du auf MoosClan-Territorium?",versuchte der Kater so bedrohlich wie möglich zu fragen.
Die weiß graue Kätzin hatte ihre Augen schmerzerfüllt zusammen gekniffen und versuchte sich zu befreien, vergebens. Ihre Pfoten trafen meistens ins Leere, kratzten Krähenschwinge einpaar Mal. "Tut mir leid!",rief sie dann. "Ich dachte.. dachte das hier wäre FunkenClan-Territorium!"

Wie kann man denn sein eigenes Territorium nicht kennen?, dachte der dunkelgraue Kater erstaunt, lockerte seinen Griff aber nicht. "Verschwinde!",fauchte er dann, löste seinen Griff und stieß sie in Richtung der Grenze. "Und lass dich nie wieder blicken!" Die Kriegerin hatte ihr Fell gesträubt und rannte zurück auf ihr Territorium.
Krähenschwinge konnte es immer noch nicht glauben, dass eine Katze ihr eigenes Territorium nicht kannte.

Aber er war auch etwas glücklich, er hatte einen Eindringling ganz alleine verjagt! Mit stolzer Miene lief er schnell zum Lager zurück. Davon müsste er unbedingt Fuchsstern berichten!
Ob ihn der Anführer wohl dafür loben würde? Krähenschwinge war aufgeregt, während er durch das Unterholz sprintete und einige Blätter vom Boden aufwirbelte.
Die Sonne war untergegangen, der fast volle Mond erleuchtete nun mit seinem weißen Licht die Bäume und den Boden darunter.

Krähenschwinge passierte den Ginstertunnel, vorbei an Schneerose, die gerade Wache hielt. Sie sah ihm mit einem verdutzten Ausdruck hinterher, fragte aber nicht nach.
Der Krieger blieb außer Atem vor dem Bau des Anführers stehen, und versuchte wieder zu Atem zu kommen.
"Fuchsstern? Fuchsstern, kann ich rein kommen?",fragte der junge Krieger und wartete auf eine Antwort von Fuchsstern. Es dauerte einige Herzschläge, bis ein leises "Komm rein.",ertönte.

Der Anführer richtete sich gerade in seinem Nest auf und sah mit müden Augen zu dem aufgewühlten Kater.
"Was ist so wichtig, dass du mich mitten in der Nacht störst?" Die grünen Augen des Katers blitzten auf.
"Eine FunkenClan-Katze war auf unserem Territorium. Aber ich konnte sie verjagen!",erzählte Krähenschwinge, gespannt auf die Antwort seines Anführers.
Fuchsstern war für einen Moment ganz still, verengte seine Augen zu Schlitzen.
"Dann ist doch alles gut. Jetzt geh schlafen." Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, rollte sich Fuchsstern wieder in seinem Nest ein.

Krähenschwinge war enttäuscht. Er hatte erwartet, dass sein Anführer darüber erfreut wäre. Vielleicht war er auch einfach nur zu müde..,versuchte er Fuchsstern's Verhalten rechtzufertigen. Der Krieger tappte zum Kriegerbau, um sich von seinem Sprint im Lager etwas erholen zu können, als plötzlich ein lautes Jaulen die Luft zeriss.

Warrior Cats - Wald des Todes (S1, Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt