Kapitel 9

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Die Tage vergingen. Krähenpfote konnte nicht herausfinden, wer ihm zum Lager gebracht hatte, aber letztendlich war ihm das auch egal. Kastanienblüte hatte ihm heute morgen gesagt, er darf wieder trainieren, aber sollte sich schonen. Tiefpfote hatte auch einen neuen Mentor bekommen. Rindenbart. Gerade als er Eichenblut gesucht hatte, war Fuchsstern auf den Moosfelsen gesprungen und rief den Clan zusammen.

Nun saß der Schüler unter dem Felsen und sah zu seinem Anführer hinauf. Auch die anderen Krieger und Schüler versammelten sich. "Es ist nun einige Zeit her, nachdem Blaustein und die Patrouille verschwunden sind. Ich möchte eine weitere Patrouille zusammen stellen, um sie wieder zu finden. Vielleicht ist ihnen etwas passiert." Fuchsstern hatte einem nervösen Unterton, bei dem letzten Satz, ließ sich aber weiter nichts anmerken.

Was ist, wenn sie gestorben sind?

Nervös knetete Krähenpfote mit seinen Pfoten den Boden. "Seesturm.",miaute der Anführer dann. Die helle Kriegerin spitzte ihre Ohren und sah ihren Anführer abwartend an. "Du wirst, zusammen mit Rindenbart die Patrouille suchen gehen." Auch Rindenbart, der am Rand saß und sich gerade die Pfote putzte, sah auf und spitzte die Ohren.

Will er wirklich mehr Krieger hinaus schicken?

Als hätte Eichenblut seine Gedanken gehört, erhob sich dieser und sah Fuchsstern fest in die Augen. "Du kannst nicht noch mehr Krieger hinaus schicken. Für einen einfachen Suchtrupp reicht ein Krieger aus.",sagte er. Fuchsstern legte seine Ohren an und schien zu überlegen. "Gut, dann bleibt Rindenbart hier." Im Augenwinkel konnte Krähenpfote erkennen, dass Rindenbart erleichtert ausatmete. "Stattdessen wird Krähenpfote noch mitgehen."

Was? Ich? Aber.. wieso? Was ist, wenn ich doch sterbe?

Pure Panik breitete sich in dem jungen Schüler aus. Und diese stieg auch noch, als er bemerkte, dass Eichenblut anscheinend nichts dagegen hatte. Ungewollt sträubte sich das dunkelgraue Fell des Katers, als er plötzlich eine angenehme Wärme neben sich spürte.
Als Krähenpfote sich zur Seite drehte, sah er in schöne, honigfarbene Augen.
"Du schaffst das schon.",miaute sie ihm aufmunternd zu und schnurrte leise. "Bist du dir sicher..?",fragte der Schüler, immer noch etwas verunsichert.
"Na klar." Honigpfote stubste ihn freundlich an, ein warmes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Krähenpfote wurde warm ums Herz und musste das Lächeln erwidern.

Für sie werde ich wieder zurückkommen. Wenn ich zurück komme, könnte ich vielleicht ja Krieger werden und zusammen mit ihr ernannt werden!

"Seesturm, Krähenpfote. Esst jetzt was und geht sofort los. Ich möchte, dass Blaustein sobald wie möglich zurück ist."
Einige zogen scharf die Luft, auch Krähenpfote machte einen halb überraschten, halb erschrockenen Gesichtsausdruck. Genau wie Honigpfote. Es schockierte viele, wie Fuchsstern jediglich Blaustein erwähnte. Dunkelseele, Grünfeuer und die anderen, erwähnte er nicht einmal.

"Du Honigpfote..",fing der dunkelgraue Kater etwas nervös an. "Wollen wir uns vielleicht eine Maus teilen?" Die Kätzin nickte und hatte den kleinen 'Vorfall' mit Fuchsstern schon längst wieder vergessen. Zusammen liefen die beiden Schüler, Pelz an Pelz, zum Frischbeutehaufen. Krähenpfote unnatürlich Warm, sein Pelz fing an zu kribbeln.

Beide ließen sich nieder und Honigpfote fischte in der kleinen Kuhle nach einer Maus. Die Kuhle, welche den Frischbeutehaufen darstellte, hatte nur wenig Beute zu bieten. Aber es war auch kein Wunder im Blattfall.
Die Maus war ziemlich mager, reichte aber für beide.

"Komm unbeschadet zurück.",verabschiedete sich die Schülerin, als Krähenpfote und Seesturm auf den Lagerausgang zu gehen. "Natürlich Honigpfote.",lächelte der junge Schüler und winkte ihr zum Abschied mit der Schwanzspitze zu. "Komm Krähenpfote.",hörte er die Stimme von Seesturm. Der Kater nickte knapp und lief hinter ihr durch den Lagerausgang.

Das Laub knisterte unter den Pfotenschritten der beiden Katzen und die kühle Luft fuhr Krähenpfote durch sein dunkelgraues Fell. Der Weg zum Ende des Territoriums war insgesamt eigentlich nicht weit, aber Seesturm ging einen Weg, den der Schüler nicht kannte. Denn damals war Eichenblut mit ihm einen kleineren Umweg gegangen.

Der junge Kater wollte ein Gespräch anfangen, ihm fiel aber nicht wirklich etwas ein, über was die beiden reden könnten, weswegen er einfach still blieb.
Seesturm war eine große Kätzin und war mindestens doppelt zu groß wie Krähenpfote. Sie machte große Schritte, weswegen der dunkelgraue Schüler mühe hatte mitzuhalten.

Ungewollt drifteten seine Gedanken wieder ab, zu dem Traum, den er hatte.
Was hatte es nur mit diesem Wald auf sich?

War es vielleicht doch der SternenClan? Wollte der SternenClan mich vor dem neuen Territorium warnen? Dem dunklen Wald?

Noch etliche mehr Fragen schwirrten ihm durch den Kopf, aber auf keine fand er eine Antwort. Als hätte der SternenClan sich in stilles Schweigen verwandelt.

Warrior Cats - Wald des Todes (S1, Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt