Kapitel 1

272 27 10
                                    

"Dein Mentor wird Eichenblut sein. Ich vertraue darauf, dass du dein Wissen an ihn weiter geben wirst.",sprach der orange farbene Kater von dem großen Felsen. Der frisch ernannte Schüler, Krähenpfote, sah sich aufgeregt in der Menge um, bis er den roten Pelz seines Mentors erblickte. Eichenblut stand am Rande der Lichtung, neben Habichtschatten, einer braunen Kätzin mit schwarzer Tigerung. Die Kriegerin flüsterte ihm etwas ins Ohr, bevor Krähenpfotes Mentor auf ihn zu kam.

Eichenblut lief aber einfach an Krähenpfote vorbei und murrte nur ein leises:"Komm mit." Etwas perplex folgte der graue Kater seinem Mentor und sah sich dabei im Lager um. Wieso rief niemand seinen Namen? Bei den anderen Schülern war es doch auch so.
Im Augenwinkel nahm der Schüler noch wahr, wie Fuchsstern von dem Felsen sprang und in seinem Bau verschwand.

"Ich werde dir jetzt das Kämpfen beibringen." Der rote Pelz des Katers leuchtete im Licht der Sonne. Bald wäre der Blattfall vorbei und die Blattleere würde kommen. Aber trotz des Wetters schien die Sonne immer noch hell und warm.
"Aber, was ist mit dem Territorium? Ich weiß doch ni-",fing Krähenpfote an, wurde aber von Eichenblut unterbrochen. "Und was ist, wenn der FunkenClan angreift? Dann wirst du sterben."
Daraufhin erwiderte Krähenpfote nichts mehr und lief stumm hinter seinem Mentor her.

Der leichte Wind wehte durch Krähenpfotes dunkelgraues Fell, als die beiden Kater auf der Lichtung ankamen. Es war eine sehr kleine Lichtung und war sehr weit am Rand des Territoriums. Der Schüler konnte aus seinen blauen Augen, schon das weite Feld und den angrenzenden Wald erkennen.

Krähenpfote schreckte auf, als er unsanft zur Seite gestoßen wurde und auf den Boden landete. "Lass dich niemals ablenken." Das war die Stimme seines Mentors. Keuchend rappelte sich der kleinere Kater wieder auf und sah zu Eichenblut, welcher schon wieder auf ihn zu rannte. Das dunkelgraue Fell des Schülers stellte sich auf und seine blauen Augen weiteten sich, als er das Aufblitzen von Krallen sah, die sich im Licht der untergehenden Sonne reflektierten.

Eichenblut zog seine Krallen quer über Krähenpfotes Flanke und schlug ihn darauf am Kopf wieder auf den Boden. "Kämpfe!",schrie er dabei.
Ein brennender Schmerz breitete sich in dem Körper des jungen Katers aus und ebenfalls fuhr er seine kleinen Krallen aus. So schnell wie möglich stand Krähenpfote wieder auf und blickte in die Augen seines Mentors. Immer noch schwankte der Schüler und lief, taumelte, auf Eichenblut zu, welcher ihn mit einer einfachen Bewegung wieder zu Boden beförderte.
Ein gequältes, schmerzerfülltes Stöhnen verließ Krähenpfotes Kehle.

"Du sollst kämpfen!" Der rote Kater drückte seine Pfote auf die Kehle seines Schülers. Wird Eichenblut mich töten?
Dann weiteten sich Eichenblut's Augen plötzlich und er sprang etwas zurück.
Krähenpfote konnte nicht deuten, was genau in dem Krieger vorging, aber er war sich fast sicher, dass er es bereute.
"Steh auf." Die Ohren des Schülers zuckten. Wie sollte er jetzt noch auf stehen können?

Ein stechender, brennender Schmerz breitete sich in seinem Körper aus, als er sich auf die Seite drehte und dann versuchte aufzustehen. Es war ein starker Kraftaufwand, aber nach einigen Herzschlägen, stand Krähenpfote halbwegs aufrecht vor seinem Mentor. "Jetzt komm." Mit zügigen Schritten lief Eichenblut vorraus zurück zum Lager und sein Schüler folgte ihm lagsamer.

Mein erster Tag als Schüler und Eichenblut ist direkt enttäuscht.

Ein kurzer Blick nach oben, verriet Krähenpfote, dass es schon Sonnenuntergang war. Die kühle Luft, die sich bildete, erinnerte ihn wieder daran, dass die Blattleere bald bevorstand. Für den Blattfall war es momentan unnatürlich warm, was aber Niemanden zu stören schien. Der Schüler selbst konnte sich auch nicht beschweren, aber trotz der Wärme blieb die Beute trotzdem aus.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen die beiden Kater im Lager an. Sofort waren alle Blicke auf Krähenpfote gerichtet, der auch ohne die Wunden, ziemlich mitgenommen aussah.
"Was ist passiert?" Ein großer, blaugrauer Kater kam auf die beiden zu. "Wir haben trainiert. Ich habe es anscheinend etwas übertrieben. Es tut mir auch leid.",schilderte Eichenblut.

Der Kater nickte nur. "Bring ihn zu Kastanienblüte. Sie wird sich um seine Wunde kümmern. ... Geh mit Grünfeuer und Habichtschatten auf Patrouille. Makiert die Grenze neu.",ordnete Blaustein an, drehte sich dann wieder um und lief anscheinend zum Anfüherbau. Krähenpfote sah ihm noch hinterher, ehe er sich müde zum Heilerbau auf machte, während Eichenblut sich nach den beiden Kriegerinnen umsah.

Der starke Geruch von Kräutern kam ihm entgegen, als der Schüler den Bau betrat. Seine Wunden hatten inzwischen aufgehört zu bluten, brannten aber dennoch höllisch. "Krähenpfote, was ist passiert?",fragte Kastanienblüte und lief auf ihn zu. "Hier leg dich in das Nest." Die Heilerin lief in den hinteren Teil des Baus und der Schüler legte sich langsam in das Nest. "Tja Krähenpfote, kannst wohl nicht kämpfen, was?" Die Ohren des Katers zuckten und er sah in die Richtung, aus der die Stimme kam.

Eine dunkelbraune Kätzin lag in einem Nest, etwas entfernt von ihm. "Wieso bist du hier, Raspelpfote?",fragte Krähenpfote und legte seine Ohren an. "Ich habe trainiert! Und das viel besser als du." Die Schülerin hob ihr Kinn leicht an und sah auf den Jüngeren hinab.
Der dunkelgraue Kater wandte sich ab, da Kastanienblüte zurück kam.
Sie begann Kräuter auf seinen Wunden zu verteilen und ein- oder zweimal zuckte er auch zusammen, was Raspelpfote mit einem schadenfrohen, spöttischen Grinsen kommentierte.

"Du wirst einige Tage hier bleiben müssen. Ruh dich solange aus." Dann wandte sie sich der Schülerin zu. "Ich denke, du kannst wieder gehen."
Elegant erhob sich Raspelpfote und verließ mit erhobenen Kinn den Heilerbau. "Achte nicht auf sie.",miaute die Heilerin und lief dann in den hinteren Teil des Baus.

Mit einem leichten Seufzen rollte sich der Schüler ein und schloss seine Augen. Er hatte sich eigentlich sehr gefreut Schüler zu werden, aber das es so enden würde, hätte er nicht erwartet.

Vielleicht wäre das nicht passiert, wenn jemand anderes mein Mentor gewesen wäre.

Mit diesem Gedanken fiel Krähenpfote in einen traumlosen Schlaf.

Warrior Cats - Wald des Todes (S1, Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt