Ich darf die Messer und einen Bogen schleppen, Anny muss nichts tragen, da Rosalie ihre Sachen trägt und Rosalie trägt den Wasserfilter und zwei Speere.
Praktischer Weise haben wir alle Bauchtaschen bekommen, wo ich die Messer gut verstauen kann.
"Ich kann die Speere ruhig nehmen. Ich kann sie ja als Blindenstock benutzen, dann muss ich mich nicht an Viky klammern!"sagt Anny.
"Aber nur einen!"gibt Rosalie nach.
"Sei vorsichtig."werfe ich ein.
"Mhm." Anny nickt.Vorsichtig ertastet sie den Speer und nahm ihn in die Hand. Trotzdem hielt sie mit ihrer anderen meine fest.
Wir nähern uns dem umgefallenen Baum.
Wie Anny da wohl rüber kommt? Wahrscheinlich müssen wir sie rüber heben.
"Rosalie?"frage ich
"Ja? Was gibt's?"
"Heben wir Anny über den Baum?"Rosalie nickt.
"Liegt ein Baum im Weg? Ach, wieso frag ich denn noch! Natürlich liegt ein Baum im Weg. Ist es ein schöner Baum?"fragt Anny neugierig.
"Ein ganz schöner Baumstamm. Er ist sogar mit Moos bewachsen."antworte ich.
Annamore stolpert. Die Leute hinter uns gehen einfach weiter, bis auf die Schutztruppe ganz hinten.
Wir haben ingesamt vier Schutztruppen, die einen 'Kreis' um die anderen bilden.
Die Schutztruppen bestehen hauptsächlich aus Jungs."Komm, steh auf." Ich ergreife Annys Arm und ziehe sie hoch. Dann laufen wir wieder weiter nach vorne.
Kurze Zeit später stehen wir vor dem Baumstamm.
"Am besten kletterst du vor und stellst den Wasserfilter und den Speer ab. Dann kann ich, von der Seite Anny beim rüber klettern helfen. Du kannst sie dann runter heben. Ok?"schlage ich vor.
"Jup, dann machen wir das so."antwortet Rosalie und klettert auf die andere Seite.
"Hast du den Plan auch verstanden Anny?"frage ich.
"Ja hab' ich!"Sie ertastet den Baum und klettert vorsichtig hinauf. Dabei helfe ich ihr, in dem ich dafür sorge, dass sie nich herunter fällt.
"Rosalie! Schaffst du es sie runter zu heben?"frage ich.
"Klar schaff ich das!" rief sie und schon verschwand Anny vom Baumstamm.
"Soll ich dir auch helfen?"fragt mein Bruder und hebt mich auf.
"Lass das!" Ich muss lachen und im nu bin ich ebenfalls auf dem gefällten Baum.Gregor gehörte ebenfalls zu den Schutztruppen, das heißt das wir schon wieder weit hinten sind.
Gemeinsam mit der Schutztruppe klettere ich über den Baumstamm und renne sofort wieder zu Anny, die mit Rosalie schon weiter vorne ist.
Sehr nett! Wie wärs mit warten?
"Hey! Könnt ihr nicht auf mich warten?"
"Ach was, du bist eh so schnell."antwortet Rosalie.Annamore nimmt wieder meine Hand.
"Wie weit gehen wir eigentlich?"fragt sie neugierig.
"Nicht weit, Anny. Nur noch bis zur großen Lichtung. Dort schlagen wir unser erstes Lager auf."antworte ich.Ich kann mich gut an die Lichtung erinnern. Sie ist riesig und überall springen Rehe herum. Ob das noch immer so ist?
"Du kennst dich hier sehr gut aus, oder?"fragt Rosalie.
"Ja, kann man so sagen."
"Ist es wirklich so schwer hier durchzukommen?"Ich zucke nur mit den Schultern, weil ich nicht darüber reden will. Nicht über die ganze Scheiße die uns passiert ist.
Die nächsten Stunden gingen wir schweigend nebeneinander, dann höre ich Emil rufen:
"Wir müssen uns beeilen! Wenn wir weiter so langsam gehen kommen wir nie zur Lichtung!"
Wie Bitte? Wir gehen langsam? Ich laufe ja schon fast! Hat er überhaupt an die Leute gedacht, die die Essens Säcke tragen? Höchst wahrscheinlich nicht.
"Komm Anny. Wir müssen jetzt laufen. Lass meine Hand auf gar keinen Fall los und versuche nicht hinzufallen. Auf drei rennen wir los."sage ich
Ich sehe wie alle anderen schon laufen und beginne zu zählen:
"Eins, zwei, drei!"
Annamore rennt los und ist fast schneller als ich. Man merkt ihr überhaupt nicht an, dass sie blind ist.
"Wie lange müssen wir rennen?"fragt Anny.
"Nicht lange."keuche ich.Die Mittagssonne scheint auf unsere Köpfe und spiegelt sich in den kleinen Pfützen am Boden. Der Bogen, den ich trage, rutscht mir immer wieder von der Schulter. Hungergefühl breitet sich in meinem Bauch aus.
Anscheinend bin aber nicht nur ich hungrig:"Ich will was essen."
Anny hat auch Hunger.
"Ich kann und will nicht mehr rennen!"protestiert Rosalie.
"Wir haben doch vor 10 Minuten eine Pause gemacht."gebe ich zur Antwort.Ich sehe wie Rosalie die Augen verdreht.
Wir laufen weiter. Immer wieder höre ich die Bäuche der anderen förmlich nach Essen rufen."He, Alpha! Wir wollen essen!"höre ich eine Stimme rufen.
"Gleich!"ruft Emil zurück.
"Wir wollen nicht gleich, sondern jetzt essen!"
Emil ignoriert die Rufe.
Dann bleiben plötzlich alle stehen. Warum, kann ich nicht sehen."Jetzt können wir essen. Bringt bitte einen Sack her!", ihm wird ein Sack gereicht und er öffnet ihn, "Frauen und Kinder zuerst!"
Ich drängle mich nach vorne, dicht hinter mir sind Annamore und Rosalie. Alle wollen essen, weshalb es schwer ist nach vorne zukommen.
"Hey! Jeder nur zwei Stück! Vielleicht geht sich später noch 'ne Runde aus!" höre ich Emil sagen.
Zwei Stück klingt zwar nach wenig, aber mit der Zeit werden wir auf die Jagdt gehen. Dann werden wir mehr essen können.
Endlich stehe ich vor Emil, der mir sofort die getrockneten Fleisch Stücke in die Hand drückt und mich wieder weg schubst. Dabei lasse ich ausversehen Annys Hand aus.
Mist!
Nach vorne zu ihr kann ich nicht mehr und ich habe sie so und so aus den Augen verloren.
Doppelt Mist!
"Annamore?!"schreie ich. Niemand antwortet mir.
"Viky!", Gott sei Dank! Rosalie! Anny ist bestimmt bei ihr!, "Hast du Annamore gesehen?" Oder auch nicht.
"Nein! Ich habe ausversehen ihre Hand losgelassen, als ich mir das Fleisch geholt habe."antworte ich.
"Hm.", sie zuckt mit den Schultern, "Sie wird uns schon irgendwie finden."
"Und wie? Sie ist blind!" Wie kann sie das nur so gelassen hinnehmen?
"Na und? Sie ist 15, alt genug um alleine durch die große weite Welt zulaufen."Stille. Ich beiße in das Fleisch.
Es haben bereits alle gegessen und Annamore ist noch nicht aufgetaucht. Die Gruppe setzt sich wieder in Bewegung.
"Denkst du wirklich, dass sie das schafft?"frage ich besorgt.
"Gott, ich habe sieben Brüder! Einen davon wird sie wohl finden."
"Und wenn nicht?"
"Dann wird sie trotzdem überleben. Schließlich hat sie den Speer als Blindenstock. Solange wir nicht wieder rennen schafft sie das."antwortet Rosalie.
Ich mache mir trotzdem Sorgen.
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Zurück in die Heimat
FantasíaViktoria und ihre Familie sind in einem Spiel. Das Ziel des Spiels ist es, zurück in seine Heimat zu kommen. In seine Heimat ohne Krieg. Das Spiel hat simple Regeln und klingt auch simple. Es ist aber alles andere als simple. Es ist verdammt schwer.