Teil 8

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*Sicht Manuel*

„Du hast mich aber verarscht.", sagte Palle und schubste mich leicht zur Seite. „Anders warst du nicht wach zu bekommen.", verteidigte ich mich und schubste ihn ebenso leicht. Lachend schlenderten wir nebeneinander her. Das Wetter war heute wunderbar. Die Sonne schien und nur eine leichte Brise war zu spüren. „Ich Frage mich, ob Elisa heute noch irgendein dummes Kommentar abgibt.", murmelte ich. Mittlerweile war ich Palle gegenüber nicht mehr ganz so schüchtern. Vermutlich, weil er mal eine längere Zeit mir gegenüber nett war. Hoffentlich bleibt das auch so, wenn seine Freunde in der Nähe waren. Ich senkte meinen Blick. Wenn seine Freunde bei ihm waren, war er scheiße zu mir. Heißt das, er schämt sich für mich? Mein Kinn zitterte. Ich war ihm peinlich. Der schüchterne magere Junge war ihm peinlich. „Und wenn sie dich belagert, kommt der Azzlack Pdizzle und macht sie fertig.", lachte Palle neben mir. Ich konnte gerade nichts sagen. Meine Augen hefteten am Boden, meine Hände waren in den Hosentaschen gesteckt und ich hätte mich am liebsten gerade einfach in Luft aufgelöst. „Mänjuel? Alles okay?", fragte er nun etwas besorgter. „Ja.", sagte ich und versuchte so unauffällig zu reden, wie ich konnte. Er sollte nicht wissen, dass mich was verletzte. Darüber zu reden wäre unnötig. Es wäre nur noch mehr Stress. „Sicher?", hakte er nach. Ich nickte und lächelte ihm zu. Dann war das Thema gegessen. Schweigend gingen wir weiter zur Schule, in die Schule hinein und in unseren Klassenraum.

*Sicht Patrick*

Irgendwas war mit ihm. Ich ging zu meinen Freunden, die auf den Tischen saßen und sich unterhielten. Ich dachte, das Manu mir folgte und sich zu uns gesellt. Fehlanzeige. Er setzte sich schweigend an den Platz von gestern, neben Elisa. Zum Glück war die Olle noch nicht da. „Ey Manu! Willst du dich nicht her setzen?", rief ich zu ihm über. „Der kann doch da sitzen bleiben.", fauchte Sebastian mich leise an. Ich warf ihm einen bösen Blick zu. „Er ist mein Freund. Lass es sein, Basti." Er verdrehte nur genervt die Augen. Manu war schon aufgestanden und kam etwas schüchtern zu uns. „Du kannst da sitzen.", sagte ich und zeigte auf den Stuhl neben mir. „Was willst du denn mit dem?", flüsterte Basti mir zu. „Halt doch die Fresse.", keifte ich nur zurück. Sie sollten nicht so zu Manu sein. Das hatte er nicht verdient. Ich schaute zu dem braunhaarigen Jungen, der gerade verträumt auf seinem Block kritzelte. Grinsend setzte ich mich neben ihn. „Kannst du mich auch mal Zeichen?", fragte ich ihn. Irritiert schaute er mich mit seinen wunderschönen Augen an. „Ehm, ich kann sowas nicht.", stammelte er. „Ich finde dein nichts können wunderbar.", gab ich lächelnd zurück. Sein Mund zuckte kurz zu einem kleinen lächeln und ich sah, wie seine Wangen sich rot färbten. „Danke."; hauchte er dann. „Ich würde auch gerne so zeichnen können. Aber mein Talent ist es, zu essen.", scherzte ich. „Das kann ich auch gut.", lachte Manu zurück. Sein Lachen war so einzigartig und jedes Mal, wenn ich es hörte, musste ich entweder grinsen oder gleich ganz mitlachen. „Ey Palle du Homofürst, komm mal her.", rief Basti mich. Manuels grinsend verschwand schlagartig aus seinem Gesicht und er schaute gedemütigt auf sein Blatt. Fassungslos schaute ich zu Sebastian rüber. „Was ist denn?" „Komm doch mal jetzt.", wiederholte er. Mit einem genervten stöhnen, stand ich auf und ging zu ihm. „Was ist denn?", wollte ich wissen. Er beugte sich zu mir rüber, sodass niemand weiteres sein Flüstern hören konnte. „Willst du dich wirklich mit der Schwuchtel abgeben?", Ich runzelte fragend die Stirn. „Er ist Schwul?" Basti nickte. „Wird rumgesprochen." Ich schaute kurz zu Manu, der immer noch steif auf seinen Tisch starrte. „Und das ist so schlimm? Ist doch scheiß egal.", sagte ich nun etwas lauter. Mich freute es insgeheim irgendwie. Vielleicht hatte ich doch eine Chance. Mit einem zufriedenen Gesicht, setzte ich mich wieder neben Manu.

*Sicht Manu*

Der Unterricht war langweilig. Die meiste Zeit, hatte ich auf meinem Block gekritzelt. Wirre Linien die ein Gesicht ergaben. Es ähnelte Patrick. Schnell klappte ich meinen Block zu und richtete meinen Blick zur Tafel. Hoffentlich hatte er es nicht gesehen. Wir hatten gerade Biologie mit einem Lehrer, den ich nicht kannte. Er sah aus wie einer der frisch aus dem Gefängnis kam. Ich musste Schmunzeln.

Die nächste Unterrichtsstunde war dann auch schon die letzte. Wir hatten Klassenlehrer Stunde. Ich selbst kannte das nicht. Da wurde alles wichtige geklärt, erklärte Palle mir. Und tatsächlich. Der morgige Schultag wurde besprochen. Wir machen eine Stadtführung. Die Schüler dieser Schule haben als Hausaufgabe auf, eine Führung mit allen wichtigen Punkten der Stadt anzufertigen. Und später muss meine Klasse darüber einen Test schreiben. Als ich das hörte, war mir gleich die Lust vergangen. Eine Stadttour mit Palle war vielleicht ja noch ganz cool. Aber einen Test schreiben? Nein, danke.

Nach der Schule, hielt Claus mich an. „Hast du kurz Zeit?", fragte er mich, als er mich zur Seite und somit weg von Palle zog. Entschuldigend schaute ich zu ihm rüber. „Ja, was ist denn?", fragte ich nun Claus. „Stimmt das? Auf der Party?", wollte er wissen. Sofort hatte ich einen Kloß im Hals stecken und nickte leicht. „Mir wurde das da erzählt. Das ging ja rum wie sonst was. Ich dachte, du bist Schwul.", erzählte er weiter. „Bin ich, Claus. Elisa hats einfach gemacht.", verteidigte ich mich. Claus senkte seinen Blick. „Scheiße.", murmelte er dann. Ich kniff dir Augen zu. „Was?" Jetzt sah er mich wieder an. Man sah selbsthass in seinen Augen. „Ich habs Justus erzählt. Also, dass du auf Kerle stehst. Ich habe mich so gewundert, das du mit einem Mädchen rumgeknutscht hast. Da ist es mir rausgerutscht.", beichtete er mir schließlich leise. Mein Atem verschnellerte sich. Deshalb die dumme Bemerkung von Sebastian. Doch ich sammelte mich. Ich hasste streit. „Okay. Ich geh jetzt nach Hause. Ist schon okay.", sagte ich also nur trocken. Obwohl in mir die Wut kochte, drehte ich mich einfach um und ließ ihn da verdutzt stehen. „Können wir Heim?", fragte ich Palle. Dieser willigte ein und wir marschierten los.

Der Austauschschüler /eine Kürbistumor fanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt