Teil 37

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*Sicht Patrick*

Erschöpft setzte ich mich auf die Bettkante und schlüpfte aus meinen Schuhen. Manu stand im Raum und zog sich seine Jeans aus. „Komm her.", hauchte ich und streckte meine Hände zu ihm aus. Er stand dort in Boxershort und t-shirt. „Ich zieh mir nur schnell was an.", murmelte er. „Komm her.", sagte ich nur wieder. Er musterte mich hinterfragend. Doch griff dann nach meinen Händen. Ich zog ihn zu mir, sodass er sich auf meinen Schoß setzten musste. Meine Arme legte ich um seinen Körper. „Manu. Denkst du wir werden uns wiedersehen?", fragte ich vorsichtig. „Ich hoffe es.", gab er leise als Antwort. „Ich werde jeden Cent sparen.", fuhr ich fort. Manuel strich mir über den Kopf. „Werde ich auch."

*Sicht Manuel*

Patrick lag mit dem Kopf auf meiner Brust und schlief. Mir brannten die Augen. Doch ich zwang mich wach zu bleiben. Die Zeit war zu wertvoll. Ich wollte jede noch mögliche Sekunde mit Palle verbringen. Ich konnte schließlich auch morgen im Bus schlafen. So ging die Fahrt wenigstens schneller rum. Ich kräuselte eine Haarsträhne von Patrick um meinen Zeigefinger. Es waren die letzten Stunden mit ihm. Die letzten Stunden, wo ich ihn spüren konnte. Wo ich ihn riechen konnte. Wo ich ihn küssen konnte. Mir rann eine träne die Wange entlang. Sie landete in meinem Ohr, was mich kitzelte.

*Sicht Patrick*

„Aufstehen!", brüllte Claus und warf ein Kissen auf mich. Genervt warf ich es zurück und drehte mich direkt um. „Autsch.", quiekte Manu. Ich hatte mich auf sein Haar gelegt. „Tut mir leid.", sagte ich schnell. „Schon gut.", antwortete er, während er sich den Kopf rieb. „Wir müssen Packen Leute. Und frühstücken. Wir fahren bald.", sagte Claus aufgeregt und verschwand aus unserem Raum. Ich sah zu Manu, der mich traurig beäugte. „Ich will das nicht.", wimmerte er. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Behutsam nahm ich ihn in mein Arm. Auch ich war den tränen nahe. Jedoch wollte ich gerade für ihn da sein. Seine Schultern fingen an zu zucken und sein schluchzen wurde immer lauter. „Wir sehen uns wieder, Manu.", hauchte ich. „Ich vermisse dich jetzt schon. Das bringt mich um.", weinte er gegen meine Schulter. Ich drückte ihn mehr an mich. „Ich rede mit meinen Eltern. Vielleicht bezahlen die ja eine Reise nach Essen.", sagte ich. Manu schniefte, löste sich von mir und sah mich mit großen Augen an. „Denkst du?", fragte er leise. „Die mochten dich.", gab ich als Antwort und lächelte. „Hab Hoffnung. Wir werden uns wiedersehen. Ganz sicher." Manu nickte und wischte sich die Augen trocken. „Lass uns packen.", murmelte er dann und krabbelte vom Bett. Ich stand ebenfalls auf und zog mich um, bevor ich alles in meinen Koffer räumte. Innerlich starb ich jede Minute mehr. Ich wusste nicht mal ob meine Eltern erlauben würden, dass ich alleine durch halb Deutschland fahre. Aber ich werde sie fragen, sobald ich zuhause bin.

*Sicht Manuel*

Wir sammelten uns vor den beiden Bussen. Ich stand neben Patrick und hielt seine Hand fest umklammert. Ab und zu schaute uns der ein oder andere Klassenkamerad schief an, doch es war mir egal. „Sind alle da?", fragte der Busfahrer von Patricks Bus. Ich zuckte. Hieß es, sie sollen einsteigen? Palle sah zu mir und schob seine Augenbrauen mitleidig zusammen. „Komm her.", flüsterte er und zog mich in eine Umarmung. Mir stiegen abermals die Tränen in die Augen. Jedoch hielt ich sie zurück. Weinen wollte ich nicht vor allen. „Alle da. Wir können.", sagte Herr Jetschiny. Die Schüler verabschiedeten sich voneinander. Es wurde wild geredet und sich umarmt. Doch Palle und ich blieben so stehen. Arm in Arm, fest aneinander gedrückt. Ich wollte ihn auch nicht mehr loslassen. Er aber hob seinen Kopf an, sodass wir uns ansahen. „Ich liebe dich, Manuel.", hauchte er. Dann presste er seine Lippen auf meine. Wir küssten uns Zärtlich aber kurz. Ich biss mir auf die Unterlippe, bevor ich ihn nochmal küsste. Ich wollte dieses Gefühl nicht vergessen. Ich wollte dieses warme kribbeln auf meinen Lippen solange wie möglich spüren. „Palle, komm.", sagte jetzt Sebastian neben uns. Wir beendeten den Kuss. Patrick umarmte mich nochmal fest. „Ich liebe dich.", flüsterte ich ihn jetzt ins Ohr, woraufhin er mich wieder küsste. Dann befreite er sich aus meinen Armen, hielt noch meine Hand, bis unsere Armlängen nicht mehr reichten. Mit einem letzten Blick zu mir, stieg er in den Bus und die Türen wurden geschlossen.

Mit zitternder Unterlippe schaute ich den Bus an, wo Palle drin war. Es fühlte sich an, als würde man mir den Boden unter den Füßen wegziehen und ich in ein tiefes schwarzes Loch fallen würde. Claus legte mir seine Hand auf die Schulter. „Tut mir echt leid.", nuschelte er. Ich konnte nicht antworten. Patricks Bus setzte sich in Bewegung. Eine kleine Sandwolke bildete sich, wegen dem Schotter. „Er ist weg.", wimmerte ich und sah zu Claus. „Er ist weg.", wiederholte ich nun leiser. Mir brach die Stimme ab. „Wir sind auch vollzählig. Alle einsteigen!", rief unser Lehrer. „Komm Manu.", sagte Claus und nahm mein Handgelenk, damit er mich vorsichtig hinter sich herziehen konnte. Ich stieg in unseren Bus und setzte mich ans Fenster, legte meinen Kopf gegen den vorderen Sitz und ließ meinen tränen freien Lauf. Doch ich gab kein Geräusch von mir.

Der Austauschschüler /eine Kürbistumor fanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt