Die Erbschaft

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Von eisiger Stille umgeben saßen die Menschen in dem kleinen Büro und warteten auf den Notar. Niemand wollte es zugeben, aber es war ihnen allen an zu sehen, dass sich keiner in dem Raum ausstehen konnte.
Alle waren sie davon überzeugt, das große Los zu ziehen und den größten Teil der Erbschaft zu kassieren. Alle waren sie davon überzeugt, den größten Eindruck auf den kürzlich Verstorbenen gemacht zu haben.
Da öffnete sich die Tür und ein Anzug tragender, professionell aussehender Mann mittleren Alters betrat den Raum.
Obwohl er so professionell war, und schon vieles erlebt hatte, war er über die eisige Stille im Raum und die selbstgefälligen Gesichter der Anwesenden doch überrascht.
Er setzte sich an das Kopfende des Tisches und sah sich die Anwesenden noch einmal der Reihe nach an.
Zählte durch.
Einer fehlte noch.
Kaum hatte er diesen Gedanken beendet, klopfte es an der Tür und kurz darauf betrat ein junger Mann den Raum. Seine Ausstrahlung alleine war viel wärmer als die Stille, die im Raum herrschte.
Als er sich gesetzt hatte, konnte der Notar endlich beginnen.
Einer nach dem anderen verloren die Anwesenden ihre selbstgefälligen Mienen und schnitten stattdessen Grimassen des Unglaubens.
Der offensichtlich freundliche junge Mann bekam alles!
Währen sie nicht alle so selbstsüchtig und selbstgefällig gewesen, hätten sie sich denken können, dass jemand der immer von Schleimern und Ich-bezogenen Menschen wie sie es waren umgeben war, am beeindrucksten ist, wenn ihm jemand hilft ohne einen Vorteil für sich aus der Situation zu holen.

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