Worte im Rauch

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Wie jeden Dienstagnachmittag saß sie in der Bibliothek und lernte für die Schule. Diesmal jedoch verlief der Nachmittag nicht so ruhig wie sonst. Es waren nicht viele Menschen, die an einem Dienstagnachmittag in die Bibliothek kamen und meistens, kamen sie alleine. Normalerweise, war es deswegen immer sehr ruhig, doch heute hörte sie die ganze Zeit Flüstern, so leise, dass sie die Worte nicht verstand, aber laut genug, dass es sie beim Lernen störte. Sie wollte sich beschweren und die Personen anmotzen, die nicht aufhören konnten zu reden, doch als sie aufsah, merkte sie, dass alle alleine saßen und niemand redete. Das Flüstern hörte nicht auf.

Genervt stand sie auf um sich ein Buch zu suchen, das sie brauchte. Sie wanderte langsam zwischen den Regalen entlang, nach dem richtigen Buch suchend und das Flüstern zu ignorieren versuchend. Das war allerdings nicht so leicht wie gedacht, den die Stimmen wurden immer lauter, die Worte aber nicht deutlicher. Es wurde so laut, dass sie sich die Ohren zuhielt und mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte die Stimmen auszusperren, doch es funktionierte nicht. Mit bleichem Gesicht und Tränen im den Augen brach sie zwischen den Regalen zusammen. Die Stimmen wurden immer noch lauter. Mit einem Wimmern drehte sie sich auf den Rücken. Sie wusste nicht warum, doch sie verspürte den starken Drang, die Augen zu öffnen. Sie versuchte sich dagegen zu wehren, fragte sich, warum das passierte und was das war, doch sie wusste es nicht. Sie hielt es nicht mehr aus und öffnete ihre rote, tränennassen Augen und bekam gleich den nächsten Schreck. Rauch waberte zwischen den Balken an der Decke und wurde immer dichter, sie wollte um Hilfe rufen, doch ihre Stimme wollte ihr nicht gehorchen und kein Laut verließ ihre Kehle. Stattdessen wurden die Stimmen leiser, bis sie ihr keine Kopfschmerzen mehr machten. Je dichter der Rauch wurde, desto deutlicher konnte sie verstehen, was die Stimmen sagten.

Der Rauch wurde so dicht, dass er schwer zwischen den Balken hing, und wenn sei es nicht besser wüsste, hätte sie schwören können, dass sie Worte erkennen konnte. Mittlerweile waren die Stimmen klar und sie verstand endlich, was sie sagten, doch gleichzeitig konnte sie die Worte lesen, die im Rauch auftauchten.

Die Stimmen sagten: „Glaub ihr kein Wort, sie lügt, sie ist böse, sie wird dich töten, sobald du ihr geholfen hast."

Die Worte im Rauch waberten und waren dunkel im helleren Rauch: „Hilf mir, ich bin gefangen. Auserwählte."

Wem sollte sie glauben? Sollte sie überhaupt irgendwas hiervon glauben? Der Rauch verschwand, die Stimmen verstummten und sie lag mit nassen Wangen und vom Weinen geschwollen, roten Augen auf dem Boden.

Ein Buch fiel mit einem dumpfen Schlag neben ihr auf den Boden. Es war das Buch, nachdem sie gesucht hatte.

Ich habe diese Geschichte mit der Inspiration von einem Writing Prompt auf Pinterest geschrieben.

Danke an Lady Writer / Writing, Literature & Language.

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