Kerzenlicht

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Fluchend stolperte er durch die Dunkelheit. Da er nichts sehen konnte, versuchte er sich zu den Taschenlampen zu tasten und lief dabei regelmäßig gegen Möbelstücke. Seine Schienbeine würden wohl in den nächsten Tagen ziemlich blau werden.

Endlich bei der richtigen Schublade angekommen, zog er eine Taschenlampe heraus und schaltete sie an, oder... er wollte sie an schalten, doch es blieb dunkel. Auch die nächste funktionierte nicht, und die nächste. 'Dann halt nicht', dachte er genervt und tastete sich zu den Schrank mit den Kerzen. Mit dem Feuerzeug aus der Hosentasche angezündet, lieferte die Kerze zwar wenig, aber dafür angenehm war es Licht. Genug, um nicht mehr gehen Möbel zu laufen.
Jetzt entspannter, machte er sich auf den Weg zum Sicherungskasten, der glücklicherweise innerhalb des Hauses angebracht war.

Als er den Kasten öffnete, fand er komischerweise alle Sicherungen intakt vor. 'Ist der Strom an sich gekappt worden?', fragte er sich und sah aus dem Fenster zu seinem Nachbarn, wo das Licht noch brannte. 'Was?'

Während er über einen Grund für den Stromausfall nachgrübelte, ertönte hinter ihm plötzlich ein Schaben auf dem Fußboden. Erschrocken drehte er sich um. Vor ihm stand etwas im Schatten außerhalb des Lichtkegel seiner Kerze.
„Wer ist da?”, fragte er in die Stille hinein. Der Schatten antwortete nicht, er konnte nur atmen hören. „Zeig dich!”, forderte er, sie Stimme nicht ganz so fest, wie er es gerne gehabt hätte, während er den mit der Kerze höher hob. Der Schatten trat ein paar Schritte zurück, würde allerdings auch größer.

Er stieß eine kurzen Schrei aus und ließ die Kerze fallen, die beim Aufprall auf den Boden erlosch.
Jetzt wieder in vollkommene Dunkelheit gehüllt, überkam ihn die Panik.
Er wich zurück und setzte sich unter ein Fenster, so konnte das spärliche Licht der Straßenlaterne ihm etwas helfen in dem dunklen Raum zu sehen.

Zu seinem Entsetzen, betrat der Schatten gerade das Zimmer. Er sah sich um und sein schwarzer Blick fiel auf ihn. Er kam auf ihn zu, ganz langsam, als wollte er ihn nicht Erschrecken. Seine Atmung beschleunigte sich. Vor Angst kniff er seine Augen ganz fest zu. In der Hoffnung, dass in ein Nachbar hören würde, stieß er einen lauten, angsterfüllten Schrei aus.

Allerdings wurde ihm kurz darauf eine Hand auf den Mund gepresst und eine Stimme sagte leise: „Hör auf den zu schreien! Was soll denn das? Ich bin es doch nur!”

Er riss seine Augen wieder auf. Vor ihm saß sein Bruder, der mit einer Taschenlampe in der Hand sein eigenes Gesicht schaurig beleuchtete. Ein kurzer erschrockener Laut entwich seinen zitternden Lippen, bevor ein erleichterte Seufzen zu hören war.

„Das warst du die ganze Zeit?”, fragte er seinen Bruder. „Was meinst du mit 'die ganze Zeit'?”, fragte der andere verwirrt, während er den verängstigt Mann auf einen Stuhl setzte. „Ich bin gerade erst gekommen!”
Entsetzt sah er seinen Bruder an, was war dann der Schatten gewesen?

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