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Neugierig trat er nun noch näher heran. Es war nicht so, dass ihn diese anscheinende Instabilität abschreckte. Eher das Gegenteil war der Fall. Irgendwie erinnerte ihn diese Hütte an seine Kindheit. Damals wollte man unbedingt einen eigenen Unterschlupf haben und baute sich aus ein paar Stöckern ein Tipi. Das hier war genau so. Es hatte etwas von diesem selbstgebauten Unterschlupf. Einem Ort, an dem einen niemand finden würde. Besonders nicht, wenn es so weit im Wald lag, wie dieses Häuschen es tat. Die Fassade war allerdings nicht nur mit Lichterketten beschmückt, sondern auch Blumentöpfe und andere Wildpflanzen, die sich ihren Weg an der Wand entlang suchten, fand man hier vor. Alles in allem machte es einen wirklich idyllischen Eindruck auf Mike. Doch warum hatte Rosie das Bedürfnis gehabt ihm diesen Ort zu zeigen? Es war doch sicher so etwas wie ein Rückzugsort für sie. Ein Ort, an dem man alleine sein konnte und die Welt man für ein paar Stunden gedanklich pausieren konnte. Warum also sollte sie sich diesen Ort zerstören, indem sie ihn jemandem zeigte?

Gerade als er sich umdrehte und seinen Mund öffnete, um sie eben dies zu fragen, unterbrach das Mädchen ihn: »Du fragst dich sicher warum ich dir das hier zeige.«

Mike hob eine Augenbraue und nickte stumm.

»Ich habe diese Hütte vor ein paar Monaten bei einem Waldspaziergang entdeckt und habe mich direkt in sie verliebt. So abgeschieden von allem. Einfach wundervoll.« Die Braunhaarige hielt kurz inne und sah auf die Hütte hinter Mike. Dann atmete sie ein und lächelte. » Ich denke mir so etwas magisches sollte man mit jemandem teilen dürfen. Man kann hier einfach alles für einen Moment vergessen.«

Mike musste bei ihrer Erklärung leicht Lächeln. Natürlich ging es ihr genauso wie ihm. Er steckte seine Hände erneut in seine Hosentaschen und wippte leicht nach vorne und hinten ehe er erneut das Wort ergriff: »Gehört sie niemandem?«

Die Jüngere schüttelte leicht den Kopf. »Ich habe hier noch nie jemanden gesehen und beschwert hat sich auch nie jemand. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie damals jemand aus Spaß gebaut hat. Schließlich hat sie nur ein Fenster, dass nichtmal wirklich dicht ist und auch keine Heizungen oder einen Wasseranschluss. Es ist einfach nur eine Holzhütte. Aber komm doch einfach mal mit rein und sieh's dir an.«

Lächeln ging sie an ihm vorbei und steuerte direkt auf den Eingang des Gebildes aus Holz zu. »Ein richtiges Schloss hat sie übrigens auch nicht, aber bis jetzt bin ich hier auch noch nie jemandem begegnet.«

Mike war wirklich etwas überwältigt von diesem Häuschen. Er konnte seinen Augen nicht recht trauen, als er Rosie durch die Tür hindurch folgte und auf den Raum sah, in den er gerade gegangen war. Dort stand eine etwas älter wirkende Couch und auch ein Bett. Es war sogar bezogen und Mike fragte sich woher das Mädchen vor ihm wohl ein Bett mit einer Matratze hatte. Vom Sperrmüll? Kaufen würde sie es sicher nicht extra für diese Hütte. Und überhaupt: Konnte man hier ohne Bedenken schlafen? Ohne Strom und fließend Wasser? Oder warum sonst stand in der Ecke des Raumes ein Bett?

Mit einem fragenden Gesichtsausdruck stand er nun da und wusste nicht so recht was er tun sollte. Ohne weiter darüber nachzudenken ließ er sich auf die Couch fallen und seufzte. Die Braunhaarige ließ sich neben ihm auf die Couch sinken und sah ihn kurz an. Dann begann sie wieder fröhlich zu lächeln und klatschte in die Hände um Mikes Aufmerksamkeit zu erlangen. Dieser sah sie etwas fragend an, doch nachdem sie nichts weiter sagte, als ihn nur anzusehen, drehte er seinen Kopf wieder weg und sah sich weiter um. In der anderen Ecke des Raumes war ein Thresen, wie von einer Bar, und dahinter konnte er einen Schrank erkennen indem ein paar Gläser und Schüsseln deponiert waren. Auf dem Thresen konnte er ein paar Bücher verstreut herumliegen sehen und fragte sich wie viel Zeit ihres Tages das Mädche links von ihm wohl an diesem Ort verbrachte.

Sie hingegen sah ihn einfach nur an. Sie hatte so lange darüber nachgedacht, wie sie reagieren und was sie sagen würde, würde er in dieser Hütte neben ihr sitzen. Doch jetzt würde alles gut werden. Er war hier, mit ihr. Sie müsste ihn gar nicht überzeugen, denn er blieb von alleine. Freudig fing sie nun erneut an zu reden: »Möchtest du etwas trinken? Ich hab zwar nur Wasser und Cola da, aber die sind zumindest gekühlt.«

Mike sah sie kurz etwas perplex an, ehe er sich räusperte und nach einer Cola fragte. Er beobachtete die Braunhaarige dabei wie sie hinter dem Thresen verschwand, zwei Gläser aus dem Schrank holte und diese mit Cola füllte. Dann kam sie mit beiden Gläsern in der Hand zurück und reichte ihm eines der beiden, ehe sie sich wieder neben diesem niederließ und an ihrem Glas nippte. An beiden Enden der Couch stand jeweils ein kleiner Tisch, welchen Mike gleich dazu nutzte sein halbvolles Glas abzustellen. Rosie hatte ihr Glas derweil auch auf dem Tisch an ihrer Seite der Couch deponiert und räusperte sich nun, um erneut die Aufmerksamkeit des Schwarzhaarigen auf sich zu ziehen.

Sie wusste nicht recht was sie nun sagen sollte, also sah sie an ihm vorbei durch das Fenster und lächelte. »Der Himmel sieht Nachts von hier draußen noch schöner aus, weil hier keine störenden Lichter sind.«

Mike folgte ihrem Blick und drehte sich um. Überrascht musste er feststellen, dass es bereits dämmerte und man die Haupstraße von seinem Standpunkt aus kaum noch erkennen konnte, da es schon so dunkel war. Ein kurzer Schauer überfuhr ihn. Was wenn seine Stalkerin ihn auf dem Weg nach Hause noch abpassen würde? Sollte er sich einfach ein Taxi rufen? Aber wie? Diese Hütte hatte doch nichtmal eine Adresse. Besorgt und in Gedanken versunken blickte er weiter aus dem Fenster. Abrupt wurde er aus eben diesen gerissen, als jemand eine Hand auf seinen Oberschenkel legte. Perplex drehte er seinen Kopf und schob schnell die Hand von sich hinunter, ehe er Rosie ansah und fragte: »Was machst du da? Ich dachte ich hätte es deutlich genug gemacht: Ich. will. nichts. von. dir!« Mit diesen Worten stand er auf und ließ eine verdatterte Rosie alleine auf der Couch zurück. 

[1035 Wörter, der ist so fies zu ihr :c]

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