»A-aber..ich dachte-«,fing die Braunhaarige an, doch wurde harsch von dem Älteren unterbrochen. »Vergiss es einfach. Ich wollte eh gehen.«
Mike seufzte und fasste sich an den Kopf. Warum hatte er sich überhaupt darauf eingelassen? Was hatte ihn dazu bewogen ihr eine zweite Chance zu geben?
»Ich bin dann jetzt weg. Aber trotzdem danke, dass du mir das hier gezeigt hast.«
Gerade drehte sich der Ältere um und wollte gehen, da wurde er unsanft am Arm gepackt und zurück gezogen. Der Braunhaarige schaute in mit vor Tränen glänzende Augen an.
»Verdammt,Mike! Wieso verstehst du denn nicht, dass wir zusammen gehören?! Was muss ich denn noch tun, damit du mich nicht mehr ignorierst und endlich begreifst, dass wir zusammen gehören? Reichen die Nachrichten und das Alles hier nicht?!«
Perplex starrte der Angesprochene an. Was hatte sie da gerade gesagt? 'Die Nachrichten'? Welche Nachrichten meinte sie? Einen kurzen Moment hielt er inne, ehe es ihm wie Schuppen von den Augen fiel. Sie war das alles gewesen. Sie alleine. Sie hatte ihm diese ganzen Nachrichten geschrieben. Und das die ganze Zeit über. Sie hatte ihn immer beobachtet und die privatesten Dinge über ihn gewusst. Er hatte sich ihr anvertraut und sie hatte ihn so hintergangen. Wie konnte er ihr nur vertrauen? Wieso war ihm das Alles nicht früher aufgefallen?
Mit einem Ruck Riss er sich aus ihrem klammernden Griff und brüllte schon fast: »Fuck, du bist krank! Lass mich in Ruhe!« Er drehte sich um und lief schnellen Schrittes zur Tür. Gerade als er die Klinke der hölzernen Barriere zwischen ihm und dem Wald herunter drücken wollte spürte er einen stechenden Schmerz an seinem Hinterkopf und alles wurde schwarz. Er sackte in sich zusammen und seine Hand, die eben noch auf der Klinke gelegen hatte, rutschte an dieser herunter und fiel auf den Rest seinen schlaffen Körpers, der bereits am Boden lag.
Er war bewusstlos. Sie hatte ihn tatsächlich bewusstlos geschlagen. Immernoch weinend stand das soeben entlarvte Mädchen vor dem bewusstlosen Körper. Die Reste des zerbrochenen Glases hielt sie noch immer in ihrer zittrigen Hand. Was hatte sie da eben getan? Sie hatte ihn doch nicht etwa getötet, oder? Die Liebe ihres Lebens lag bewusstlos vor ihren Füßen und gerade drohte alles über ihr zusammenzubrechen. Sie hatte ihm doch nur zu seinem Glück verhelfen wollen. Und nun lag er dort.
Schnell kniete sie sich zu ihm hinunter und horchte nach seiner Atmung. Erleichtert atemete sie auf, als sie einen leichten Luftzug an ihrer Wange feststellen konnte. Er war also nicht Tod. Das war etwas gutes, oder?
Sie ließ sich neben ihm auf den Boden plumpsen. Er hatte sie gerade versetzt. Schon wieder. Wäre es da nicht besser gewesen, wäre er einfach gestorben? Schließlich würde er sie anzeigen, wenn er aufwachen würde. Mal ganz abgesehen davon, dass sie fand, dass kein Mädchen ihn haben dürfte, wenn sie es nicht konnte. Diese pure Eifersucht kam erneut in ihr auf und sie hielt die Luft an. Kurz schloss sie die Augen und hielt inne. Sie legte ihre rechte Hand auf den Kopf des Bewusstlosen und strich behutsam durch dessen Haare. Sie hatte sich so oft vorgestellt wie sich seine Haare wohl anfühlten. Aber das hier übertraf alle ihre Erwartungen. Mit tränenden Augen und einem strahlenden Lächeln im Gesicht saß sie dort noch einige Minuten, bis sie endlich entschied was sie mit ihm anfangen sollte.
---
Das nächste, an das ich mich erinnere, ist deine Stimme. Ich kann mich immernoch daran erinnern was du sagtest und das trotz meiner starken Kopfschmerzen, die ich hatte als ich aufwachte. Du lehntest über mir und lächeltest mich an. Ich weiß noch wie ich langsam begann zu realisieren was passiert sein musste, bevor mir schwarz vor Augen geworden war. Du grinstest nur und fuhrst mir durch die Haare. »Alles gut. Jetzt kann uns nichts mehr trennen.«,sagtest du mit ruhiger Stimme und deine Haare fielen mir auf die Stirn. Ich weiß noch wie diese ekelhafte Gänsehaut meinen gesamten Körper überzog und mich die blanke Angst packte. Als ich versuchte mich aufzurichten bemerkte ich erst, dass du mich am Bett festgebunden hattest. Zumindest meine linke Hand war am Bett befestigt. Ich habe davon immernoch einen Abdruck an meinem Handgelenk. Ich kann die metallische Kälte an meinem linken Handgelenk immernoch spüren. Du lachtest und strichst mir über die Wange. »Beruhig dich. Alles wird gut. Ich bin ja da.« Du sagtest das immer wieder. 'Alles wird gut.' Aber natürlich wurde nichts gut.
»Ich muss auf die Toilette.«,log Mike und zerrte ungeduldig an der Handschelle. Er musste dringend hier weg. Weg von ihr.
Kritisch beäugte die Brünette ihn. Sie konnte ihm ja schlecht den Gang auf die Toilette verweigern, aber was, wenn er nur so tat? Kurz fiel ihr Blick auf die Tür links vom Bett und sie durchdachte jede Möglichkeit, die Mike haben würde, wenn er jetzt aufstand. Die Tür vorne war doch eh abgeschlossen. Er würde es niemals so weit schaffen und selbst wenn hätte er keine Möglichkeit zu entkommen.
Als sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf den angebundenen richtete sah dieser sie nur bettelnd an und zerrte weiter an seiner Handschelle. Bei diesem Anblick musste sie lächeln. Er sah einfach so süß aus, wenn er verzweifelt war.
Mike beobachtete sie bei jedem Schritt, den sie tat. Irgendwo musste doch eine Schwachstelle liegen. Er wagte es nicht sich umzusehen, um in dem Raum nach ihr zu suchen, aus Angst seine Entführerin würde dies bemerken und ihm einen Strich durch die Rechnung ziehen, doch dafür würde er später sicher noch genug Zeit finden.
So in seinen Gedanken versunken bekam er gar nicht mit wie das Mädchen vor ihm den Schlüssel für die Handschelle aus ihrer Hosentasche nahm und auf ihn zu ging. Sanft ließ sie sich neben ihm auf die Bettkante fallen und grinste ihn an. »Nicht weg laufen, ja?«,sagte sie spielerisch und öffnete mit einem Klicken das Stück Metall an seinem Arm.
Mikes Herzschlag stieg in's unermessliche und er versuchte angestrengt seine Atmung zu kontrollieren. Was würde er jetzt tun? Wie machten diese Leute in den Filmen es immer, wenn sie entführt wurden? Egal wie sehr er versuchte sich auch nur an einen dieser Filme, die er Nachts geguckt hatte, wenn er mal wieder nicht schlafen konnte, zu erinnern, doch da war nichts. Sein Kopf war wie leer gefegt.
[ 1040 Wörter, man könnte ja mal weiter schreiben.]
DU LIEST GERADE
Beachte mich.
Mystery / ThrillerWenn er sie nicht freiwillig beachtet, dann muss sie ihn eben dazu zwingen. ☔ Man könnte jetzt meinen das hier ist so eine typische Stalker Geschichte. Ist es irgendwie auch.