Es ist gut, dass du diesen Brief nie lesen wirst. Denn alleine bei dem Gedanken an das, was danach passierte fängt meine Hand an zu zittern und meine Schrift wird unleserlich. Ich bin mir immer noch unsicher, ob ich das Folgende nun wirklich aufschreiben soll. Natürlich sollte ich. Problembewältigung durch Konfrontation. Aber ich will das diese ekelhafte Gänsehaut endlich verschwindet. Und ich will das diese ständigen Gedanken an dich verschwinden. Ich weiß, dass du nicht mehr da bist..und trotzdem bist du es noch. Und ich habe Angst, dass es für immer so sein wird. Es ist als hätte sich deine Stimme in meinen Kopf eingebrannt. Dein Lächeln, als du mir immer wieder sagtest, dass alles gut werden würde. Gott, wie sehr ich dieses Lächeln hasse und doch ist es noch genauso süß wie damals, als ich es zum ersten Mal sah.
Ich wünschte einfach du hättest mich seelisch nicht so zerstört. Ich sehe meine Narben an und sehe dich darin. Ich schließe meine Augen und sehe dich wieder vor mir stehen. Ich versuche zu schlafen und sitze plötzlich wieder auf dem Stuhl in der Mitte des Zimmers. Es ist still und ich höre das metallische klicken des Taschenmessers, wenn du es öffnetest. Ich gucke aus dem Fenster und mein Blick schweift zu den Büschen und sucht nach den nächsten Ästen, in denen ich dich sitzen sehen könnte. Ich kann einfach nicht mehr. Die einzige Sache die mich noch am Leben hält und mich dazu zwingt nicht aufzugeben ist, dass ich dir nicht geben möchte, was du immer erreichen wolltest. Würde ich mir das Leben nehmen, dann würde niemand anderes mich mehr bekommen können. Ich wäre nur deins. Aber das werde ich nicht zulassen.
Der Schwarzhaarige hörte ein metallisches Klicken hinter sich, welches er nicht so recht einordnen konnte und Schritte, die immer näher kamen. Er versuchte schon gar nicht mehr seinen Kopf in eine unnatürliche Position zu bringen um zu sehen, was dort hinter ihm geschah.
Eine warme Hand legte sich auf seine rechte Schulter und im nächsten Moment spürte der Gefesselte den warmen Atem seiner Entführerin an seinem rechten Ohr. Dies bereitete ihm eine angenehme Gänsehaut, obwohl er es niemals zugeben würde.
» Weißt du, wie oft du mir wehgetan hast? «, verließen die Wörter ihre Lippen und ihre linke Hand bahnte sich ihren Weg zu seinem Hals. Mit ihrem Finger zog sie leichte Kreise auf diesem, was ihm noch eine größere Gänsehaut bescherte und ihn voller Zurückhaltung den Blick an die Decke richten ließ. Gott, warum reagierte er so auf ihre Berührungen?
Kurz öffnete auch er seine Lippen einen Spalt breit, setzte an um ihr zu antworten. Aber wollte sie überhaupt, dass er ihr antwortete? War es nicht viel mehr eine rhetorische Frage gewesen? Woher sollte er denn überhaupt wissen, wie oft er ihr wehgetan hatte? Er zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen und schloss seine Augen, um sich besser konzentrieren zu können. Um mental von der anhaltenden Berührung seiner Entführung Abstand zu erlangen. Ja, natürlich hatte er ihr weh getan, ihr diese harten Worte gegen den Kopf geworfen. Aber wer konnte es ihm verübeln? Nach allem, was sie ihm bereits angetan hatte?
Er spürte wie der durchgängige warme Atem an seinem Ohr kurz abbrach. Sie hielt die Luft an. Seine mehr oder weniger ausbleibende Reaktion auf ihre Frage stimmte ihre Laune nicht besser.
Der Gefesselte hörte, wie das Mädchen hinter ihm tief einatmete. Er konnte ihre Anspannung förmlich in der Luft spüren. Langsam senkte er seinen Blick wieder und versuchte so unbemerkt wie möglich seinen Kopf etwas zur Seite zu beugen und so ihrer Hand zu entkommen, die noch immer Kreise auf seiner Haut zeichnete. Doch natürlich bemerkte sie es und drückte ihre Finger nun gefährlich tief in seine Halsschlagader. Er spürte bereits seinen Puls an der Stelle, an der ihre Finger sein Blut stauten und biss sich schluckend auf die Zähne.
»Natürlich kannst du dich nicht erinnern.. Wieso dachte ich auch du hättest wenigstens bewusst gehandelt.« Sie verstärkte den Druck auf seinen Hals nur leicht, aber dies trieb den Schwarzhaarigen dazu verzweifelt mit deinen gefesselten Händen an den Stuhlbeinen zu zerren.
»Be..bitt-«, versuchte er sie leise anzuflehen aufzuhören. Ihm wurde schon ganz warm und er hatte das Gefühl ein leichtes rauschen vernehmen zu können, das langsam immer lauter wurde. Seine Augenlieder flatterten leicht als er angestrengt versuchte seinen Kopf nach hinten zu lehnen, um erstens dem Druck zu entkommen und zweitens dem Mädchen hinter sich in die Augen zu sehen.
Im nächsten Moment entfernten sich ihre Finger von seinem Hals und Mike schluckte kaum merklich vor Erleichterung. Nun bahnte sich aber ihre Linke Hand ihren Weg entlang seines Rückens hinauf zu seinem Nacken und ihm entging nicht der harte Gegenstand der sich dabei in ihrer Hand befand und den Stoff seines Shirts etwas mit nach oben zog.
Ihren Kopf, den sie zwischenzeitlich wieder aufgerichtet hatte, um ihn besser zu sehen, senkte sie nun wieder neben sein Ohr und atmete lasziv an seine Ohrmuschel.
»Nun, da du dich ja offensichtlich nicht erinnerst kannst bin ich so freundlich und werde dir zeigen, wie oft du mir weh getan hast.«
Mike hielt einen Moment inne. Was hatte sie vor? Seine Atmung war ging immer noch flach und seine Hände umklammerten verzweifelt die Stuhlbeine.
»Du kannst gerne mitzählen, wenn es dir hilft.«, hauchte sie schon fast, mit einem breiten Lächeln auf den Lippen.
Langsam zog sie das etwas, das sich in ihrer Hand befand, etwas weiter nach oben, sodass es nun auf der mit Gänsehaut überzogenen Haut des Schwarzhaarigen ruhte. Dieser bemerkte den kühlen, schmalen Gegenstand und verzog leicht die Augenbrauen, überlegend was das geheimnisvolle Objekt wohl sein könnte.
Im nächsten Moment spürte Mike ein Brennen. Ein Brennen, das immer stärker wurde und sich über einen Teil der rechten Seite seines Nackens zog. Das Brennen wurde immer stärker und nun nahm er auch noch ein unangenehmes Pochen war, welches ihm genau verriet, was sie da gerade getan hatte.
Vor Schmerzen drückte eben dieser seinen Kopf in den Nacken und stöhnte qualvoll auf. Seine Hände verkrampften sich um die Stuhlbeine und er biss sich auf die Unterlippe.
Hatte sie ihn gerade ernsthaft mit einem Messer verletzt?! Mike konnte seiner Empörung gar nicht ausgiebig genug nach gehen, da das Mädchen hinter ihm das Taschenmesser bereits erneut an seinem Nacken entlang gleiten ließ und schließlich mehr Druck aufwendete, um ihn mit der nächste Wunde zu versehen.
»Zähl, baby.«, kam es von der Kleineren und er biss sich auf die Unterlippe, um dem Verlangen zu widerstehen, ihrer Aufforderung zu folgen. Ja, er hatte verdammt noch mal Schmerzen aber nichts würde ihn dazu bringen Rosalies Willen nachzugeben.
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Beachte mich.
Mystery / ThrillerWenn er sie nicht freiwillig beachtet, dann muss sie ihn eben dazu zwingen. ☔ Man könnte jetzt meinen das hier ist so eine typische Stalker Geschichte. Ist es irgendwie auch.