"Schicksal. Unveränderlich. Pah, alles kann man verändern. MAN KANN SICH SELBST ENTSCHEIDEN WAS MAN TUT!" brüllte ich wütend meinen Block an. Von wegen Schicksal ist vorherbestimmt... wütend knallte ich mein Block in die Ecke. Ich stampfte noch einmal wütend auf den Boden und lies mich dann auf mein Bett fallen. "MIR IST SCHICKSAL SO WAS VON SCHEIß EGAL!" brüllte ich in Richtung Wand. "Ruhe du sollst schlafen!" kam die Stimme meines Vaters von unten. "Nö, ist nicht mein Schicksal!" brüllte ich trotzig hinunter und drehte mich beleidigt um. Ich schlief eh selten vor Mitternacht ein. Doch diesmal ging es ganz leicht. Ich schloss meine Augen und war direkt eingeschlafen. "Leyla!" rief eine klare helle Stimme. "Leyla!" Verschlafen öffnete ich die Augen. Vor mir stand eine Person. Sie hatte lange glitzernde goldene Haare. Ihre Augen waren schwarz wie die Nacht. Aber es funkelten kleine Sterne darin. Außerdem trug sie ein weißes Kleid, das so leicht erschien. Aber das wohl verwunderlichste war, dass sie etwa einen Meter über dem Boden schwebte. Ich richtete mich auf und strich eine Haarsträhne weg, die vor meinem Gesicht schwebte. Es kam mir vor, als wäre ich Unterwasser. Probeweise stand ich auf und stieß mich vom Boden ab. Mühelos trieb ich zu dem jemand herauf. Auch sie schien im Wasser zu treiben. Es war eindeutig eine sie. "Wer bist du?" fragte ich sie verwirrt. "Das Licht." antwortete sie. "Es wird Zeit für dich. Die Welt braucht ein Schicksal um nicht unterzugehen." "Was haben nur immer alle mit dem Schicksal?!" fragte ich entrüstet. Neben ihr erschien die Gestalt von meinem Vater. "Niemand kann seinem Schicksal entkommen" meinte er. Dann entstand meine Gestalt auf der anderen Seite: " Ich lass mir nicht vorschreiben, was mein 'Schicksal' ist. Ich spinne mir mein eigenes!" schrie ich ihn wütend an. "Niemand kann dem Schicksal entkommen. Naja, fast niemand." meinte dieser jemand jetzt. Plötzlich verschwand das alles vor meinen Augen und ich lag in meinem Bett. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass in einer Stunde die Schule begann. Also rappelte ich mich müde auf, ging auf Klo, zog mich an, wusch mein Gesicht, machte mir meinen Flechtezopf, ging hinunter, aß mein Toast, trank meinen Tee, putzte die Zähne, zog mir Jacke und Schuhe an, warf mir meinen Ranzen auf den Rücken und machte mich auf den Schulweg. Doch plötzlich wurde mir mulmig zumute. Ich hörte leise Schritte, oder auch nicht. Dann fühlte ich plötzlich wie eine eiskalte Hand sich auf meine Schulter legte. Vor Schreck lies ich meinen Ranzen fallen und drehte mich um, doch da war niemand. Die Blätter am Gebüsch neben mir rauschten, doch da war kein Wind. Dann sah ich plötzlich überall Fäden, die durch die Luft verliefen. Ängstlich schreckte ich zurück. Plötzlich kippte eine Mülltonne um. Der Knall lies mich zusammenzucken und ich lief. Ich lief einfach nur. Neben mir wurde plötzlich ein Busch Veilchenblau und rechts wuchsen an dem großen Apfelbaum plötzlich Birnen. Überall her kamen Stimmen. Ich hörte jemanden lachen, jemanden weinen, jemanden rufen und jemanden flüstern. Ich hielt mir die Ohren zu, aber hörte es dennoch. Ich lief immer schneller und schneller. Die Welt schien geradezu an mir vorbeizufliegen. Ich stoppte und kauerte mich in einer Ecke zusammen. Es war immer noch unglaublich laut. Und ich sah so viele Dinge gleichzeitig. Langsam lief mir eine Träne über die Wange. "RUHE!!!" schrie ich verzweifelt. Tatsächlich herrschte jetzt ruhe und ich sah nur noch ein Bild vor meinen Augen. Eine ganz normale Straße. Ein Auto fuhr vorbei. "Aspenweg" stand auf einem Schild. Außerdem senkte sich die Sonne langsam zum Horizont hinab. Ich musste den ganzen Vormittag über gerannt sein. Schluchzend suchte ich mir einen Unterschlupf. Letztendlich fand ich ein verlassenes Haus. Es war alles verstaubt und leergeräumt. Ich kauerte mich auf dem Boden zusammen und schlief ein. Ich hoffte wieder in diesem komischen Traum zu landen, doch mich empfing nur schwärze und Stille. Ich war allein. Ganz allein.