Zweites Kapitel (Yuki)

21 1 0
                                    

Müde kramte ich mein Schulbuch heraus. Mathe... Warum muss ich meine Hausaufgaben auch immer so spät abends machen?
Missmutig nahm ich meinen Bleistift in die Hand und begann zu schreiben: „(8+7)•(8+7)=..." War das nicht eine binomische Formel? (a+b)•(a+b)=... Ich hatte keine Ahnung. Wozu braucht man das auch? Schließlich wurde mein Griff sanfter und ich begann einen kleinen Vogel zu Zeichnen, dann ein paar Küken. Mist! Ich muss die Hausaufgaben weiter machen! Schnell radierte ich alles wieder weg und rechnete weiter. Sieben mal sieben ist... 49. Gut! 2ab... Also zwei mal acht mal sieben? Das kann nicht stimmen! Oder doch?
Plötzlich spürte ich, wie meine Augenlider schwerer wurden und ich schlief ein.
„Yuki" „Yuki" „Yuki!" Von überall kamen Stimmen. Schlagartig riss ich meine Augen auf und schaute mich um. Alles war schwarz, doch dann erblickte ich einen kleinen, leuchtenden Punkt. Ich streckte vorsichtig einen Fuß aus, ohne zu wissen, ob es einen Boden gibt, der mich hält. Zu meiner Überraschung fühlte sich mein Körper plötzlich an, als wäre er in warme Watte gehüllt worden.
Ich streckte nun auch meine Arme aus und glitt auf diesen leuchtenden Punkt zu, hielt dann aber inne, als ich bemerkte, wie das Licht immer heller wurde. Vorsichtig schaute ich mich wieder um. Nichts als Schwarz. Also gut! Ich hab ja keine andere Wahl. Irgendwann war das Leuchten so hell geworden, dass ich nicht mehr hinschauen konnte. „YUKI!" „Yuki" Die Stimmen. Sie waren wieder da, dieses Mal nur etwas lauter. Plötzlich legte sich sanft eine Hand auf meinem Kopf. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Wer war das? „Yuki?", die Stimmen sind jetzt zu einer geworden, oder sprachen sie gleichzeitig? „Ich habe eine Aufgabe für dich. Ich brauche dich. Die Welt braucht dich." Eine Aufgabe? Aber... „Deine Zeit ist gekommen!" Aber...
Ich wachte auf. Schon 7:12 Uhr? In 18 Minuten fährt mein Bus! Schnell stopfte ich meine immer noch nicht beendeten Hausaufgaben in meinen Rucksack und riss den kleinen Kleiderschrank auf. Was zieh ich nur an? Ich schnappte einfach die erstbeste Hose und kramte meinen Lieblingspulli raus. Das passt schon! Schließlich stürmte ich aus meinem Zimmer mit dem Schulrucksack in der Hand und zog meine Jacke und Schuhe an. 7:14 Uhr. Noch sechs Minuten... Ich kann es noch schaffen.
Die Sonne war schon aufgegangen und blendete mich etwas, als ich das Haus verließ. Etwas schneller als sonst lief ich die Straße entlang und bog in die Linden-Straße ein. Von weitem konnte ich schon die Bushaltestelle sehen. Super, ich komme noch rechtzeitig!
Doch auf einmal spürte ich wieder diese Wärme, die sich um meinen Körper hüllte, allerdings verschwand sie genauso schnell, wie sie gekommen war. Was passiert hier? Verzweifelt schaute ich mich um und sah plötzlich, wie das sonst eher weiße Licht der Sonne alle möglichen Farben annahm. Instinktiv streckte ich meine Hand in das grüne Licht aus und es schloss sich um meine Finger. Nein! Das ist nicht möglich! Was soll das? Verzweifelt rannte ich davon, zurück nach Hause, aber ich kam nicht weit. Die gesamte Straße hinter mir verfärbte sich grün und wurde zu einer strahlenden Wiese. Nein, nein, nein! Mir stiegen Tränen in die Augen, dennoch lief ich weiter. Weiter, bis ich endgültig zusammenbrach.
Alles war still. Ich war allein.

DestinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt