Als ich am morgen aufwachte war das erste was ich tat auf meine Magnettafel zu schauen. Und tatsächlich. Sie hatte geantwortet. Mit klopfendem herzen nahm ich einen Stift und schrieb unter ihre Antwort: "Naja ich hab nachgedacht. Vielleicht habe ich auch nur zu viele Fantasy-Romane gelesen, aber könnte es sein dass wir in zwei unterschiedlichen Dimensionen sind? Wenn ja, vielleicht können wir uns ja treffen wenn wir am selben ort sind, nur halt in der anderen Dimension... Kennst du Westerstede? Das ist eine kleine Stadt in Deutschland. Gibts die bei euch auch? "
Okay das ist vermutlich die absolut creepyeste Idee die ich je hatte, aber hey, besser als keine. Ich legte den stoft zurück und wollte gerade runtergehen, als mir fast das herz stehen blieb. Überall in der Luft hingen wieder diese Fäden. Bunt und leuchtend. Ich wagte es kaum mich zu bewegen. Ein dünner tiefblauer hing direkt vor mir. Ich tippte ihn vorsichtig an, und mir schoss das Bild von einem mann in den kopf. Ein Mann der allein auf der Straße saß. Lumpige Sachen. Dünn. Mit einem freundlichen aber tieftraurigen lächeln. Dann war es wieder weg. Ich spürte noch den Nachhall seiner Einsamkeit, und der leere die in seinem leben war. Als ich den faden genauer betrachtete, viel mir ein schwarzer Faden auf, dünn und eingeflochten. Ganz vorsichtig, um nicht gegen noch einen anderen faden zu kommen tippte ich ihn an. Das Bild von einer Leiche tauchte vor meinen Augen auf. Eine junge frau. Tot. Dann war auch das wieder weg. Das war traurig. Ich sah mich um. Woanders entdeckte ich einen anderen strahl. Gold, verwoben mit dem selben dunkel blau das auch bei dem anderen war. Er war dicker. Als ich ihn vorsichtig antippte erschien das Bild einer Frau mit Aktentasche. Sie lächelte gequält und verabschiedete sich von einem anderen mann. Sue wirkte unglücklich, auch wenn sie sehr schicke Sachen anhatte. Sollte ich vielleicht... Ich griff nach dem strahl. Er gab erst nicht nach, doch dann konnte ich ihn zu dem anderen ziehen. Ich knotete die beiden ungeschickt aneinander. Sie begannen aufzuleuchten und verwoben sich miteinander, bis sie so fest zusammenhingen, das man sich nicht vorstellen konnte das sie es je nicht gewesen waren. Ich schloss die Augen und sah wie die Frau über den mann stolperte, der sie freundlich anlächelte, sich entschuldigte und ihr aufhalf. Und wie sie ein ehrliches lächeln lächelte. Ich öffnete die Augen und sah das der ehemals blaue Strang sich hellgelb färbte. Dann waren die Stränge verschwunden und nur mein Zimmer blieb zurück.