Kapitel 13 - Will

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Warum konnten sich nicht alle Probleme mit einem vernünftigen Gespräch beheben lassen? Wenn man ihm die Chance gab, konnte Will gut mit Worten umgehen – sein Problem waren Menschen, bei denen er damit auf taube Ohren stieß. So wie der harte Kern einer Clique, die auch Anfang Dezember immer noch übrig gebliebene Flyer beschmierten und immer wieder das GSA-Schild von der Tür des Klassenraums abrissen, in dem sie sich jeden Freitag trafen. Will kannte sich nicht gut genug an der Schule aus, um mit Sicherheit zu wissen, wer alles daran beteiligt war, aber der Anführer war nach allgemeinem Urteil der anderen GSA-Mitglieder Mateo Vargas, Raquels Exfreund. Sie ließ kein gutes Haar an ihm. 

„Er ist nicht damit fertig geworden, als ich Schluss gemacht habe", sagte sie und blickte auf ihre Nägel. „Oh, und dann hab ich mich als pan geoutet und das nimmt er erst recht persönlich." 

„Straight white boy", kommentierte Sarah, ihr neuer Zuwachs aus der Theater-AG und knabberte an einem der Kekse, die Will für das Treffen gebacken hatte. Sarah war buchstäblich aufgeblüht, seit sie regelmäßig zu den Treffen kam. Beim ersten Mal war sie still und unauffällig gewesen, mit langem dunklem Haar, das die Hälfte ihres Gesichts bedeckte. Sie erinnerte Will an das Phantom der Oper. Inzwischen hatte sie ihre Haare gefärbt, sodass sie aussahen wie ein Amarena-Kirsch-Eisbecher. Dunkelrot am Ansatz, zartrosa in den Spitzen und mit weißen Strähnen hier und da durchsetzt. Raquel konnte kaum die Augen von ihr lassen. 

„Er ist gar nicht weiß", widersprach Raquel. „Seine Familie kommt aus Kolumbien." 

„Man muss nicht weiß sein, um ein straight white boy zu sein", erklärte Sarah. „Es ist mehr so eine Mentalität." 

Eine abschreckende Mentalität, wie Will bald feststellen musste. Er kannte Mateo nur vom Sehen, er war in Ryuseis Jahrgang, also ein Jahr älter als Will und ungefähr drei Köpfe größer. Will dachte, es lag wahrscheinlich an Dean, dass er sich nicht direkt von Mateo verunsichern ließ. 

„He, Fleming." Mateo war nicht allein. Er hatte noch drei andere von seiner Sorte dabei, wobei er bei weitem der größte und lauteste von ihnen war. Er hatte Will auf einem Flur abgefangen und schnitt ihm jetzt mithilfe seiner Kumpel den Weg ab. Will durchschaute das sofort und ließ sich nicht einschüchtern. 

„Was willst du?" 

Mateo nahm sich Zeit, ihn von oben bis unten zu mustern. Danach breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. Er war zugegebenermaßen attraktiv, aber auf eine machomäßige Art, die Will nicht gefiel. „Du hast doch diese Gay-Alliance gegründet, oder nicht?" 

„Gay-Straight-Alliance", korrigierte Will und musste sich zwingen nicht zurückzuweichen, als Mateo näherkam. „Wieso? Willst du zu einem Treffen kommen?" 

Mateo lachte ungläubig. „Und, hast du Raquel schon ins Bett gekriegt? Die schläft ja mit allem, was nicht bei drei aufm Baum ist, mit dir bestimmt auch." 

Okay, Mateo war anscheinend nicht die hellste Kerze im Leuchter. „Du hast aber schon mitbekommen, dass ich schwul bin, oder?" Es war überraschend befreiend, ihm das so ins Gesicht zu sagen. Will dachte, es war wahrscheinlich moralisch verwerflich, dass er in dieser Situation erst richtig begriff, warum sie es Pride nannten, aber so war es eben. 

Als Mateo nicht reagierte, fühlte Will sich dazu berufen, es zu erklären. „Ich stehe nicht auf Mädchen." 

Mateo richtete sich zu voller Größe auf. „Raquel ist kein Mädchen. Sie ist eine Hure." 

Will hätte ihm dafür gerne ordentlich wehgetan aber es gab keine Chance, es mit vier feinseligen Typen aufzunehmen. Außerdem machte Gewalt nur sehr selten etwas besser. 

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