sieben

294 10 0
                                    

Es war der 17. Dezember und der Tatsache verschuldet, dass Maja und ich heute den Cateringjob hatten, hatte ich wiedermal keinen freien Tag. Trotzdem war ich motiviert. Es war der letzte Job vor meinen Winterferien. Der letzte Job in diesem Jahr. Auch wenn das Jahr zugegebenerweise nicht mehr sehr lang war. Die letzten Stunden würde ich jetzt also auch noch schaffen. Und dann war ich für mindestens zwei Wochen frei.

Um Punkt 16:00 kam ich beim Restaurant an. Maja und Tom, der Küchenchef der uns begleiten würde, standen natürlich schon da und waren gerade dabei unser Equipment in dem weißen Bulli zu verstauen. "Hey Leute. Ich bin doch nicht zu spät oder?" fragte ich etwas unbehaglich und stellte meinen Rucksack neben das Auto. "Nein alles gut wir sind gerade erst angefangen" lächelte Maja mir zu und schloss mich danach in eine kurze Umarmung. "Okay also ich habe Maja gerade schon erzählt wie wir am besten einpacken. Die Lebensmittel auf die Rechte und das Equipment auf die linke Seite. Dann könnt ihr, wenn wir ankommen alles ausräumen und aufbauen und ich fange an alles vorzubereiten" erklärte Tom und ich nickte einverstanden. Also fangen wir an alles zu verstauen und fuhren eine halbe Stunde später pünktlich ab, sodass wir gegen 17:00 Uhr in Gelsenkirchen ankamen. "Wen was oder wo genau arbeiten und bedienen wir eigentlich heute?" fragte Maja neugierig, die vorne neben Tom saß. "Das wisst ihr gar nicht?" schmunzelte Tom und sah uns kurz verwirrt an, schaute dann aber wieder auf die Straße. "Nein vorher auch?!" "Ihr beiden habt heute die Ehre die Weihnachtsfeier vom 1. Fc Schalke 04 zu wuppen" grinste er. "Ich dachte Sarah hat extra euch zwei ausgesucht. Weil ihr schon lange bei uns seit. Und dann auch noch zwei Mädchen" witzelte er weiter. Ich ließ mich stöhnend in meinen Sitz fallen. "Wow wer hätte gedacht das wir heute nochmal richtig reinhauen müssen. Eine falsche Bewegung und der Chef weiß sofort bescheid." Ich verdrehte die Augen und meine Motivation schien ins Wanken zu geraten. Nur noch diese eine Schicht, ermahnte ich mich wieder selbst.

Die Weihnachtsfeier fand tatsächlich im Stadion selbst statt. Als wir auf das Gelände fuhren, wurden wir durch Security auf den internen Parkplatz geführt und parkten zum Glück relativ nah an dem Eingangsbereich. Als ich ausstieg und ich mich umschaute war ich ehrlich gesagt etwas baff. Das Stadion wirkte von außen massiv. Es war fast komplett verglast und da es draußen schon dunkel wurde, spiegelten sich überall Lichter wieder. Die Krönung war ein blau leuchtender Kranz der einmal um das Stadion herumführte. "Herzlich Willkommen. Sie müssen das Catering vom Livingroom sein" begrüßte uns ein junger Herr im Anzug und holte mich damit wieder in die Realität. "Schönen guten Abend" nickte Tom und schüttelte seine Hand. Auch Maja und mir streckte er freundlich die Hand entgegen und ich schüttelte sie lächelnd. "Na dann kommen sie mal mit und ich zeige ihnen wo sie aufbauen und wo sie kochen können. In zwei Stunden werden die Gäste kommen. Wir fangen dann wie mit ihrem Chef besprochen mit dem Sektempfang an und gehen erst später zum Essen über" erklärte der Anzugstyp Tom, welcher einverstanden nickte. "Ja das klingt sehr gut" lächelte er selbstbewusst, aber ich konnte schwören so selbstbewusst wie er wirkte war nicht mal unsere erfahrener Koch in diesem Moment. Aber zumindest wirkte er so. Maja und ich trotteten den beiden bloß hinterher und schauten uns unglaubwürdig um. Dieses Ding war riesig. Schließlich kamen wir in einen größeren Raum, in deren Mitte ein langer Tisch einschließlich Stühlen stand. "So und hier werden wir heute dinieren" informierte uns wieder der Chef. Durch eine riesige Fensterfront hatten wir Aussicht auf die Rasenfläche und die Tribünen. "Hier..." sprach der junge Herr weiter und ging hinter einen Tresen. "Hier können sie beiden nachher stehen und Getränke vorbereiten." Er sah dabei Maja und mich an. Wir beide nickten verständnisvoll. "Gut. Die Küche ist nebenan. Sie können dann anfangen alles aufzubauen und ich werde später noch einmal reinschauen. Falls es fragen gibt können sie mich jederzeit fragen." Mit diesen Worten ging der junge Mann. Sobald er den Raum verließ sahen wir uns alle drei etwas unbeirrt an. "Wow." Das war das einzige Wort was ich rausbringen konnte. "Das kannst du aber laut sagen" lachte Tom. "Ich habe irgendwie nicht mit einer so großen Nummer gerechnet." "Dann lass uns mal nicht lange schnacken sondern lieber anfangen" lachte Maja und ging Richtung Bulli.

Tom verschwand sofort in der Küche, während Maja und ich alles hochschleppten. Ich weiß nicht wie oft wir diese Treppen hoch gingen doch wir gingen sie auf jedenfall sehr, sehr oft. "Wenn mein Hintern danach nicht aussieht wie der von den Kardashians dann verliere ich den Glauben an die Menschheit" stöhnte Maja genervt und ließ den Kasten fallen, den sie eben getragen hatte. Meinen stellte ich daneben ab. "Den hast du doch schon längst" witzelte ich aber war zugegebenermaßen auch ganz schön außer Atem. "Komm den Rest holen wir später. Wir können ja mit dem Tisch anfangen" schlug ich vor und Maja nickte. "Das hört sich sehr gut an." Also fingen wir an den langen Tisch mit weißen Tischdecken einzudecken um anschließend penibel genau Teller, Gabel und Messer daraufzulegen. Auch die Gläser stellten wir im richtigen Abstand dazu. In die Mitte kamen einige Teelichter und nach gut einer halben Stunde waren wir fertig. "Na das sieht doch schon sehr gut aus" kam eine Stimme aus dem nichts und wir beide drehten uns erschrocken um. Vor uns stand der gleiche junge Mann wie eben mit einem weiteren etwas älteren Herren. "Guten Abend ich bin Christian Heidel, der Manager dieses Vereins hier" stellte er sich dann vor, als er merkte wie wir ihn ratlos anschauten. "Guten Abend" schüttelte ich ihm die Hand und auch Maja tat es mir gleich. "Ihr Chef heute Abend ist wo?" Er sah uns fragend an und ich zeigte auf den Raum daneben. "Nebenan. In der Küche" sagte ich dann und er nickte. "Vielen Dank." Er nickte und ging davon, hinterher watschelte der junge Mann von zuvor. Er war anscheinend doch nicht so ein hohes Tier wie gedacht. Grinsend musste ich an den Typen aus der Bahn denken. Eine weitere Stunde verstrich und wir waren mit den Vorbereitungen fertig. Der Tisch war gedeckt, der Sekt stand kühl und alles was wir brauchten war oben. Auch Tom sah ziemlich müde aus als er aus der Küche kam. "Na ihr alles gut soweit?" Maja und ich nickten. "Gut ich bin mit der Vorspeise schon fertig. Die könnt ihr dann nach dem Sektempfang direkt servieren. Die Hauptspeise gart auch schon und das Tiramisu steht im Kühlschrank. Eigentlich kann nichts mehr schief gehen" zwinkerte er uns zu und klatschte in die Hände.

Als Maja und ich umgezogen waren und die ersten beiden Tabletts mit Sekt gefüllt hatten, stellten wir uns servierbereit an die Eingangstür des Raumes. Tom hielt solange Stellung an dem Tresen, für diejenigen die Bier anstatt Sekt wollten. Es dauerte nicht lange da kamen die ersten Gäste. Herr Heidel begrüßte zuerst einen Herrn Tedesco und einen Herrn Perchtold, die sich beide einen Sekt nahmen und mir freundlich zu nickten. Auch anschließend kamen noch zwei weitere Personen, die sich einen Sekt nahmen und sich zu den anderen gesellten. Sie passten alle perfekt ins Bild. Jeder von ihnen trug einen Anzug und alle standen kerzengerade vor dieser riesigen Fensterfront. Es war quasi eine eigene Welt. Wie sie sich unterhielten und auch worüber.  Da Maja und ich keinen einzigen Spieler kannten war es zu erst schwierig für uns die Personen zuzuordnen. Doch man erkannte direkt eine Art Rudelbildung. Wir schätzten, dass die jüngere Herren, die mit Jeans und Hemd legerer gekleidet waren als die hohen Tiere, die Spieler waren. Und auch wenn das hier eine ganz andere Welt war, als Majas und meine waren sie alle sehr höflich zu uns. "Ich fülle eben nach" flüsterte Maja mir zu und ging zum Tresen während ich weitere zwei Spieler begrüßte. Ich sah gerade zum Tresen, um zu sehen wann Maja wieder kommen würde, damit auch ich meine Sektgläser füllen konnte, als mich eine Stimme begrüßte, von der ich hätte schwören können sie schon mal gehört zu haben. "Hallo" kam es von meiner linken und überrascht sah ich in die gleichen haselnussbraunen Augen, die ich zuletzt vor drei Monaten gesehen habe.

Idk LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt