Um 15 Uhr brachte ich die letzten leeren Teller und Gläser in die Küche und räumte alles in die Spülmaschine. Ich klatschte zweimal in die Hände, stemmte sie anschließend in meine Hüfte und atmete einmal tief ein und aus. "Fertig" strahlte ich anschließend, als wäre es ein Ritual, mit dem ich einen anstrengenden Arbeitstag hinter mir ließ. Ich band meine Schürze auf und legte sie zu den anderen. Das Portemonnaie gab ich vorne am Tresen ab. "Gute Arbeit Leute. Und jetzt ab in euren wohlverdienten Feierabend. An die, die ich nicht mehr sehe: Schönes Restwochenende und ansonsten bis morgen." Sarah entließ uns offiziell und Maja und ich steppten nach draußen. "So was sind deine Pläne für heute noch?" fragte sie mich als wir gemeinsam Richtung Haltestelle gingen. "Ich werde mich auf mein Bett legen und dieses nur noch verlassen, wenn ich zum Kühlschrank muss." Grinsend sah ich zu ihr. "Ja ich finde das ist ein ausgezeichneter Plan" bestätigte sie mir. "Danke es hat lange gedauert ihn zu schmieden." "Oh ja das glaube ich" grinste sie. An der Haltestelle angekommen zog sie mich in eine schnelle Umarmung. "Wir sehen uns dann morgen. Auch wenn ich mir schöneres vorstellen könnte, als schon wieder zu arbeiten. Morgen werden Monee-he-ten gemacht." Den letzten Part ihres Satzes sang sie förmlich und verabschiedete sich ebenso tanzend mit einem Winken. Ich setzte mich in die Bahn, öffnete Spotify und drückte auf Shuffle.Am nächsten Morgen schlief ich lange aus und gönnte mir anschließend ein langes Frühstück, während ich alte Folgen Gilmore Girls auf Netflix schaute. Der Tag plätscherte so hin und um vier sprang ich schließlich unter die Dusche. Heute ließ ich mir mehr Zeit um mich fertig zu machen. Uns wurde zwar nie gesagt, dass wir uns für extra Schichten auch extra fein anziehen sollten aber ich hatte das Gefühl unterbewusst wurde es doch von uns erwartet. Nach einer ausgiebigen Dusche trat ich heraus und schmiegte mich in meinen weichen Bademantel. Auch für mein Make-up ließ ich mir mehr Zeit, auch wenn es trotzdem wie immer leicht ausfiel. Ich malte meine Augenbrauen etwas aus, legte Mascara auf und trug etwas Bronzer. Anschließend föhnte ich meine Haare, die ich zu einem ordentlichen Pferdeschwanz band. Die Jeans, die ich gestern trug war immer noch sauber, also entschloss ich mich dazu sie noch einmal zu tragen. Allerdings holte ich eine saubere Bluse aus meinem Schrank und bügelte extra noch mal drüber. Um sechs machte ich mich schließlich auf den Weg und nur kurze Zeit später betrat ich das 'Livingroom'. Routiniert ging ich direkt in den Personalraum, wo Maja schon ihre Schürze umband. "Hey du" begrüßte ich meine beste Freundin und zog sie wie immer in eine kurze Umarmung. "Hey" erwiderte sie mein Grinsen. "Na mal sehen welche hochnäsigen Gäste wir heute bedienen dürfen" sagte sie gespannt, wobei sie den Teil mit dem hochnäsig flüsterte, wobei uns sowieso klar war, dass uns niemand hören konnte. Trotzdem musste ich über ihre Bemerkung schmunzeln. "Immer schön professionell bleiben" erwiderte ich und setzte mein bestes Lächeln auf. "Uh mit dem Lächeln kriegst du sowieso wieder mehr Trinkgeld als ich." Ich musste laut anfangen zu lachen. "Abgesehen davon dass wir es nachher sowieso aufteilen stimmt das gar nicht." "Oh und ob. Letztes Mal als wir zusammen im Séparée gearbeitet haben, hing ein Typ an deinen Lippen, als würdest du ein Gedicht aufsagen. Dabei waren es nur die Angebote des Tages." Ich stupste sie für ihre Bemerkung leicht in die Seite. Sie hatte Recht. Da war mal dieser eine Typ, aber er war mir viel zu geschmirgelt und das war einfach nicht mein Typ. So ähnlich wie der junge Mann aus der Bahn. Grausam. "Siehst du - du verneinst es nicht mal" grinste sie wieder und knöpfte den obersten Knopf ihrer Bluse auf. "Ja das war dieser eins zu einhundert Fall, bei dem ein Mann mal mir hinterher geschaut hat und nicht dir." Sie streckte mir als Antwort bloß die Zunge entgegen. Sie wusste genau das es stimmte, aber es interessierte mich auch nicht wirklich. Natürlich hatte ich auch schon was mit mehreren Jungs in meinem Leben, aber ich kann nicht behaupten, dass ich jemals in einen davon verliebt war. Der richtige war einfach noch nicht dabei. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Sarah den Personalraum betrat. "Okay Mädels die Gäste sind da. Wenn ihr sie in das Séparée begleiten könntet? Seid freundlich und erfüllt ihnen jeden Extra Wunsch ihr kennt ja die Regel: Der Kunde ist König. Und mit etwas Glück geht ihr mit einem ordentlichen Trinkgeld nach Hause." Sarah nickte uns zu und hielt die Tür auf, sodass wir im Begriff waren zur Tür zu gingen. "Oh und Maja - mach den obersten Knopf zu. Das wirkt authentischer." Sie nickte noch einmal und ließ uns alleine. Ich konnte mir ein lautes Lachen nicht verkneifen.
Als wir vorne an der Tür ankamen begrüßte Maja die Truppe mit einem aufgesetzten Lächeln, welches für jeden Außenstehenden wirken musste, als ob sie in diesem Moment nichts lieber tun würde, als das hier. Sie war wir wirklich gut. Die Gruppe bestand aus jungen Männern. Sie waren legerer gekleidet, als wir es normalerweise für das Séperée gewöhnt waren. Normalerweise war das unser Krawattenbunker. Aber dieses Mal hatte niemand eine Krawatte oder gar einen Anzug an. Im Gegenteil, einige der Jungs trugen Jeans mit Löchern oder gar Jeansjacken. Als Maja die Gruppe bat ihr zu folgen, schien auch Maja bemerkt zu haben, dass es heute ungewohnt informell zu gehen würde und so fummelte sie wieder unauffällig an ihrer Bluse herum um den Knopf zu öffnen. Ich konnte nicht anders als wieder anfangen darüber zu lachen. „Was ist denn so komisch?" fragte mich einer der jungen Männer, der ganz hinten ging. Er war groß, schlank und trug seine Haare an den Seiten kurz aber oben eine braune lockige Mähne. Seine Hände vergrub er tief in seinen Hosentaschen und lächelte mir sanft von der Seite zu. Ich konnte nicht leugnen, dass er sehr gut aussah. Ich schüttelte entschuldigend den Kopf. „Nichts tut mir leid. Das wird nicht wieder vorkommen." Ich presste meine Lippen aufeinander und merkte wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Normalerweise würde mir so etwas unproffesionelles nicht passieren und ich hoffte inständig dass Sarah es nicht mitbekommen hatte. Aber glücklicherweise schien er es nicht schlimm zu finden. Im Gegenteil er schien etwas enttäuscht von meiner Aussage und beäugte mich kurz. "Na ich hoffe doch dass es wieder vorkommt." Mit der Antwort hatte ich nicht gerechnet. Als wir ankamen schauten sich die Gäste wie immer gespannt um. Ich schüttelte meine Unsicherheit schnell ab. Maja nahm den Herren die Jacken ab und hing sie an die Garderobe, bevor sie sich setzten. Anschließend verteilte ich die Speisekarten. "Außer dem regulären Menü gibt es heute noch Wildschweineragout, dazu Kartoffeln und ein Beilagensalat oder ein gemischten Salat mit marinierten Lachs in einer Mandelpanade. Dazu wird Brot gereicht. Wenn es irgendwelche Fragen gibt, fragen sie gerne." Ich lächelte die junge Mannschaft an und alle nickten, also ging ich davon aus, dass sie verstanden hatten. Ich zündete noch die Kerzen am Tisch an und dann verließen Maja und ich den Raum, um den Jungs Zeit zu lassen, sich zu entscheiden.
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Idk Love
أدب الهواةDie 21 Jährige Liv lebt in Bochum. Neben ihrem Studium und ihrem Job, um ihr Studium zu finanzieren, bleibt allerdings nicht viel Zeit für andere Aktivitäten. Umso weniger hätte sie damit gerechnet, dass ihr Leben einmal solch eine Wendung nehmen wü...