sechs

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Die restlichen Tage im September gingen vorüber wie im Flug. Und auch der Oktober und der November verflogen. Der Herbst hat in Bochum vollkommen eingeschlagen. Die Blätter segelten von den Bäumen und langsam aber sicher steuerten wir auf den Winter zu. Ich liebte die Winter- und Weihnachtszeit. Alles war so schön geschmückt, man konnte stundenlang über Weihnachtsmärkte schlendern und überall roch es nach Glühwein und Lebkuchen.

Ich putzte meine Schuhe an der Matte vor dem Livingroom drei-vier mal kräftig ab und stolperte dann herein. Draußen war es mittlerweile Schweine kalt. Ich zog meine dünnen Handschuhe aus  und stellte mich an die Theke, wo die anderen wie immer, schon alle standen. Trotzdem ich war pünktlich. Was konnte ich dafür wenn die anderen immer überpünktlich waren. Ich legte meine, trotz Handschuhen, kalten Hände von hinten an Majas Wange, welche panisch hochschreckte. "Ooh das hättest du dir lieber zwei Mal überlegt" funkelte sie mich spaßeshalber an und ich streckte ihr meine Zunge entgegen. Die letzten Wochen sahen bei mir alle gleich aus. Ich ging zur Universität und arbeitete. Mehr schien in mein Leben einfach nicht reinzupassen. Ich traf mich ab und zu Abends mit Freundinnen aus der Uni und/oder mit Maja und das wars. Es war vielleicht nicht die große Erfüllung meines Lebens aber ich war zufrieden. Und im großen und ganzen konnte ich mich nicht beschweren. Außer dass ich meine Familie gefühlte Ewigkeiten nicht mehr gesehen habe. Das letzte mal war im August. Und daher freute ich mich umso mehr über Weihnachten nach Hause in den Norden zu kommen. Außerdem würde meine Schwester Levke auch kommen. Da sie nach ihrem Abi direkt nach Berlin gezogen ist, sah ich sie nicht mehr besonders häufig, obwohl ich zu ihr immer schon einen besonders guten Draht hatte. Sarah riss mich aus den Gedanken als sie nach vorne kam. "Oh es sind ja schon alle da sehr gut" zwinkerte sie und mich bekam das leichte Gefühl dass das wohl an mich gerichtet war. "Folgendes: Wir haben in den nächsten zwei bis drei Wochen mehrere Weihnachtsfeiern im Sépérée aber auch mehrere Cateringjobs. Ihr tragt euch am besten in zweier-oder dreier Teams ein. Die Cateringjobs beinhalten logischerweise die Fahrt zu der Location mit einem der Küchenchefs und anschließend ist es eure Aufgabe aufbauen zu helfen und gegebenenfalls im Laufe des Tages Essen oder Getränke aufzufüllen. Ich lege die Liste aus und ihr tragt euch einfach ein. Alles klar soweit?" Sarah sah uns erwartungsvoll an und wir nickten alle im Chor. "Sehr gut." Als sie die weiteren Instruktionen für den Abend gab, wer wo arbeitete drehte Maja sich zu mir um. "Soll ich uns für irgendwas eintragen?" fragte sie mich und ich nickte. "Ja hört sich gut an. Solange es nicht nach dem 20. Dezember ist. Da fahre ich zu meiner Familie. Ansonsten trag einfach irgendwas ein. Ich bin nicht wählerisch" bestätigte ich ihr. Sarah verabschiedete sich und ging nach hinten, nachdem sie nochmal ausdrücklich auf die Liste hingewiesen hat. Ich fing schon einmal an die Getränke in die Kühlschränke nachzufüllen als Maja kurze Zeit später kam. "Wow die sind ja wie die wilden Tiere" beschwerte sie sich und schaute zurück auf unsere Kollegen. "Die haben sich fast alles geschnappt. Ich konnte uns nur noch am 17. für ein Catering eintragen. Ist ein Sonntag. Und in Gelsenkirchen also eigentlich hört sich das gar nicht so schlecht an." Ich nickte zufrieden. "Nein ist doch gut."

Der Rest des Abends verlief wie jeder andere im Restaurant. Wir hatten viel zu tun und am Ende des Tages drehten Maja und ich uns eine Feierabendkippe und rauchten sie auf der Bank. Danach gingen wir zur S-Bahn und verabschiedeten uns da. Es war mittlerweile viel mehr als eine Routine geworden. Es war eher schon ein Ritual.

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