Ich war baff. Ich stand einfach nur da. Mit meinem Tablett in der einen Hand und meinen Augen starr auf seinen. Was wollte er hier? Und wieso machte mich der Fakt, dass er da war sprachlos? "Hallo" kam es kurz von mir und ich sah hinunter auf mein Tablett. Wieso war ich so überwältigt davon, dass dieser junge Mann vor mir stand? Vielleicht bloß, wegen diesem einen blöden Traum. Und vielleicht nur, weil ich nie im Leben damit gerechnet hätte ihn wieder zu sehen. Oder vor allem ihn hier wieder zu sehen. "Ich meine... herzlich willkommen" korrigierte ich mich kurze Zeit später und sammelte mich wieder. Ich sah auf und zog meine Schultern nach hinten, damit ich gerade stehen würde. Ich war gut in meinem Job und erst drei mal ist es mir passiert, dass ich unangebracht reagierte. Und jedes Mal war es, als ich ihn bediente oder mit ihm sprach. Als ich ihn wieder ansah zierte seine Lippen ein beruhigendes Lächeln. "Hallo klingt doch gut" zwinkerte er mir zu. "Kann ich ihnen einen Sekt anbieten?" fragte ich die beiden höflich, und versuchte wieder in meine Rolle zu kommen, doch beide schüttelten den Kopf. "Waren wir nicht schon beim du?" grinste Leon dann als er sein Jacket auszog und darunter ein schwarzes, schlichtes Hemd zum Vorschein kam, welches eng an seinen Armen anlag. Ich konnte mir ein Lächeln nicht unterdrücken. "Richtig" nickte ich dann. "Drüben gibt es auch Bier" fügte ich dem hinzu und zeigte auf die Theke. "Dann wollen wir mal sehen ob das so gut gezapft ist wie letztes mal" witzelte er und beide gingen weiter. Ich musste erst mal realisieren was gerade passiert war. Was hatten die beiden hier zu suchen? Als sie am Tresen ankamen trafen sich erst Majas Blick und die der Jungs, bis sie anschließend auch meinen suchte. Sie musste mindestens genauso verwirrt sein wie ich. Wenn nicht noch geschockter. Nur im Gegenteil zu mir, sah sie dabei völlig cool aus. Sie bediente die beiden und schritt mit schnellen Schritten zu mir. "LIV WAS ZUR HÖLLE?!" flüsterte sie und ich zuckte nur mit den Achseln. "Das würde erklären, wie sie sich das Séperée leisten konnten" flüsterte sie wieder und fasste sich an den Kopf. "Du meinst sie sind hier Spieler?" hakte ich nach und sah noch einmal unauffällig rüber. Sie fing leise an zu lachen. "Auf jeden fall. Und wir beiden hatten keinen blassen Schimmer. Wenn wir das Noah erzählen." In ihrem Lachen konnte ich ein deutlich triumphierendes Gefühl feststellen. Ich dachte nach. Sinn würde es schon ergeben beziehungsweise würde es erklären, wieso er damals weder rauchte, noch Schokolade aß, noch oft in Bars unterwegs war. "Junge junge... und dann auch noch der Mann deiner Träume" Ich riss die Augen auf als Maja weiter sprach. "MAJA" ermahnte ich sie genauso flüsternd wie sie mich zuvor. "Wieso? Ist doch wortwörtlich so." Ich verdrehte die Augen. "Wir sollten uns dringend auf unseren Job konzentrieren." Damit war das Thema für mich gegessen.
Wir servierten die Vorspeise und wünschten allen einen guten Appetit, bevor wir uns ruhig hinter die Bar begaben. Die ganze Zeit mussten wir uns ruhig und professionell verhalten, die Getränke der Kunden auf Wunsch nachfüllen und kerzengerade stehen. Und das schlimmste war, dass ich wusste dass es gerade erst anfing. Außerdem konnte ich mich nicht richtig konzentrieren. Ich wollte wissen wer wieso er hier war. Wieso hatte ich keinen blassen Schimmer? Es war mir fast unangenehm aber ich erwischte mich immer wieder dabei, wie ich zu ihm rüber schielte und ihn in seiner Art und Weise beobachtete. Vielleicht war er ja auch gar kein Schalke Spieler sondern als Begleitung mitgekommen. Allerdings würde das nicht viel Sinn machen, da niemand anderes als Begleitung da zu seien schien. Erst als Maja mich von der Seite anpiekte löste ich meinen Blick von ihm und sah sie an. Sie steckte mir wortlos ihr Handy zu. Auf dem Display war die Seite des Vereins geöffnet und unter 'Team' war ein Bild von ihm im blauen Trikot, wie er frech in die Kamera grinste. "Leon Goretzka" flüsterte Maja mir ins Ohr bevor auch ich den Namen lesen konnte. "Und jetzt scroll noch weiter." Ich tat wie mir befohlen und das nächste Bild war eins des jungen blonden Mannes, denen wir schon als Herrn Meyer kennengelernt haben. Sein Vorname war Max. Wieder sah ich zu den beiden rüber, die sich köstlich zu amüsieren schien. Plötzlich drehte sich Leon zu mir um und unsere Blicke trafen sich kurz, bis ich meinen Kopf wieder senkte. Mein Herz pochte wie verrückt. "Ich denke die Hauptspeise kann jetzt serviert werden" kam es mit lauter Stimme vom Manager und nach einem kurzen Nicken nahmen wir das dreckige Geschirr mit in die Küche und stellten warme, volle und gut riechende Teller wieder auf den Tisch. "Kann ich einen der Herren noch etwas zu trinken anbieten?" fragte ich, nahm die Bestellung auf und ging zurück zum Tresen. So verlief der weitere Abend auch. Wir brachten die Getränke, und wechselten noch einmal im letzten Gang die Teller aus. Nach unendlich zähen vier Stunden schienen alle soweit mit dem Essen durch. Der Manager sprach noch ein paar abschließende Worte zu den Herren und Jungs und dann endlich standen sie auf und zogen ihre Jacken an. Tom kam auch, sichtlich erschöpft, aus der Küche und dankte uns. "Habt ihr gut gemacht. Gönnt euch ne kurze Pause, dann packen wir zusammen und machen uns auf den Heimweg. Ist spät genug geworden." "Ich passe. Ich helfe dir Tom." Maja fing an abzuräumen und ich stand unsicher im Raum. Einerseits hätte ich nichts gegen eine Pause, aber andererseits rief mein Gewissen. "Liv jetzt geh eine rauchen" lachte sie dann und ich musste auch kurz lachen. Dankbar nahm ich meinen Rucksack und machte mich auf den Weg nach unten. Ich suchte mir eine überdachte Stelle, lehnte mich an einen Pfeiler und drehte mir zitternd eine Zigarette. Es war eiskalt und so stand ich, nur mit Bluse, hier unten und genoss trotzdem jeden Zug. "Ich vermute dass mit dem aufhören hat nicht so gut funktioniert?" Leon kam grinsend die Treppe hinunter gejoggt und zog sich gerade seine Jacke an. Max im Schlepptau. "Sagen wir nicht ganz" lächelte ich schwach und konzentrierte mich darauf nicht so sehr zu zittern, was vermutlich nicht funktionierte, denn bevor er die Jacke richtig anhatte, zog er sie auch schon wieder aus und hielt sie mir hin. "Das passt schon" sagte ich dankend doch er zog seine Augenbrauen hoch. Bevor er sich an mich richtete drehte er sich zu seinem Kumpel um und verabschiedete sich schon mal. "Das geht wirklich schon" lachte ich leise und er schüttelte den Kopf. Ehe ich mich versah, legte er die Jacke über meine Schultern. Hätte ich nicht sowieso schon eine Gänsehaut, hätte ich spätestens jetzt eine. Wieso war ich so aufgeregt?
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Idk Love
FanfictionDie 21 Jährige Liv lebt in Bochum. Neben ihrem Studium und ihrem Job, um ihr Studium zu finanzieren, bleibt allerdings nicht viel Zeit für andere Aktivitäten. Umso weniger hätte sie damit gerechnet, dass ihr Leben einmal solch eine Wendung nehmen wü...