Kapitel 20 ~ Negotiation

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Levi:

Heute war es soweit. Es war der Tag der Verhandlung gekommen, heute würde dieser gesamte Spuck endlich ein Ende nehmen. Gerade stand ich mit Mia, Ben und seiner kleinen Schwester Zoey am Empfangstresen. "Und wie wär's Levi? Gehen wir heute Abend zusammen essen?", fragte mich letztgenannte. "Tut mir echt leid, aber heute Abend kann ich nicht!", teilte ich ihr sofort mit. Ich hatte mir vorgenommen, heute Abend mit Bella essen zu gehen. Meinem Sohn zuliebe wollte ich es wenigstens versuchen ihr zu verzeihen und in den letzten Tagen wurde mir klar, wie sehr ich sie eigentlich vermisste. "Ach Levi, dass kam gestern noch mit der Post für dich." Mia gab mir ein Kuvert. Als ich auf den Absender sah, wusste ich um was es sich handelte. Ich hatte extra in dem Labor angerufen um den Vaterschaftstest voranzutreiben und sie hatten es tatsächlich noch geschafft. Nervös öffnete ich den Brief. Ich glaubte Bella zwar, aber es jetzt nochmal schwarz auf weiß zu haben, war schon eine ganz andere Sache. Ich zog das Schreiben heraus und überflog es

"Sehr geehrter Mr Coleman,

wir haben die uns zur Verfügung gestellten Proben einer Analyse von 23 DNA Regionen unterzogen. Die Analyse ist nun vollständig abgeschlossen.

Es ist praktisch ausgeschlossen, dass zwei sich fremde Personen die gleichen DNA Sequenzen / Kombinationen in auch nur einer DNA - Region teilen.

Der biologische Vater des Kindes hingegen teilt ALLE 23 der getesteten DNA Kombinationen in jeder Region. Das Testen von 23 DNA - Regionen gibt dem Ergebnis eine sehr hohe Genauigkeit.

Bei dem anschließenden DNA - Vergleich ergeben sich nur zwei Möglichkeiten:

1. DNA Sequenzen stimmen nicht überein, die Vaterschaft ist zu 100 % ausgeschlossen.

2. Alle DNA Sequenzen stimmen überein, die Vaterschaft ist zu 99,99999 % bewiesen.

Ihr Ergebnis:

Coleman, Levi - Vater - Die DNA des Vaters stimmt überein mit der DNA des Kindes. Die Vaterschaft ist somit zu 99,99999 % bewiesen.

Carter, Alejandro - Sohn - Die DNA des Kindes stimmt überein mit der DNA des Vaters.

Mit freundlichen Grüßen

Robert Borgstade"

Mit einem breiten Grinsen faltete ich den Brief wieder zusammen und steckte ihn in das Kuvert zurück. In diesem Moment pingte der Fahrstuhl, er ging auf und heraus trat Bella mit Alejandro im Kinderwagen. Sie sah einfach nur unglaublich gut aus. Meine Augen wanderten an ihrem Körper herunter. Sie trug eine schwarze Hose, eine weiße Bluse, einen schwarzen Blazer und schwarze hohe Schuhe. "Hay!", mit nur einem Blick in ihre Augen merkte ich, wie nervös sie war. "Hay! Gehen wir in mein Büro!" Sie nickte und schob den Kinderwagen in die Richtung . Als sie an Mia und Zoey vorbei kam, quietschten die Beiden entzückt auf. "Oh mein Gott ist der süß!" Bella schenkte ihnen ein kleines Lächeln, dann führte ich sie weiter. In meinem Büro angekommen, schloss ich die Tür und zog Bella dann in meine Arme. Sie drückte sich an mich und zitterte am ganzen Körper. "Ich hab Angst!", wisperte sie nach ein paar Sekunden. "Das brauchst du nicht!", ich fuhr ihr beruhigend über den Rücken. "Ich hab den Vaterschaftstest heute bekommen! Es wird gut ausgehen!" Dann ließ ich sie los und drehte mich Alejandro zu. "Na mein Kleiner!" Ich fuhr ihm über die Wange und er fing an zu kichern. "Dann setzt dich! Wir müssen uns  noch ein wenig besprechen!"

Vor dem Gerichtssaal trafen wir auf Miss Johnson, deren Freund und Bella's neuer Chefin. "Mausi!", die beiden Frauen fielen sich um den Hals, während ich den anderen Drei die Hand gab. "Es freut mich, dass wir sie dazu bewegen konnten heute für Miss Carter auszusagen!", begrüßte ich Rika Flour. Die alte Dame schüttelte mir die Hand: "Aber gerne! Sie ist ja auch wirklich eine gute Mutter!" Bella lies Alejandro in der Obhut ihrer Freunde und ging mit mir nach drinnen. Ich begrüßte Richterin Brown und stellte auch Bella kurz vor, dann gingen wir zu unseren Plätzen und setzten uns. Belustigt musterte ich Bella, die sich wie ein kleines Kind mit großen Augen im Saal umschaute. Natürlich merkte ich, dass sie zitterte, jedoch konnte ich dagegen im Moment auch nicht viel tun. Mir selbst war auch nicht ganz wohl, immerhin mochte ich die Person um die es hier ging sehr gerne. Mrs Weel stöckelte in den Saal und lies sich ohne Begrüßung gegenüber von uns nieder. Bella versteifte sich, als sie die Person sah. Ich konnte es ihr nicht verübeln immerhin hatten die Beiden ja nicht gerade das beste Verhältnis zueinander. "Sind dann alle anwesend ?", fragte die Richtern nach. Mrs Weel und ich nickten. Dann sah ich wie der Freund von Miss Johnson in den Saal huschte und sich in den Zuschauerraum setzte. Dort saß noch eine Frau, ihr Blick war starr auf Bella gerichtet. "Kennst du sie?", wisperte ich ihr ins Ohr. Schmunzelnd stellte ich fest das sie eine Gänsehaut bekam, dann drehte sie ihren Kopf in die andere Richtung und erstarrte. Nach einem kurzen Augenblick drehte sie sich wieder zu mir und sah mich an. Sie war sehr blass um die Nase. "Das ist meine Mutter!" Mit hochgezogener Augenbraue sah ich sie an. "Ignorier sie einfach ja?" Sie nickte und fuhr sich nervös durch die Haare. "Gut dann fangen wir jetzt an. Mrs Weel tragen sie die Sachlage vor.", forderte Richterin Brown. Augenblicklich war Stille im Saal und sie erhob sich. "Die Situation bei Miss Carter zuhause stellte sich dem Jugendamt wie folgt da. Ihr mittlerweile fast einjähriger Sohn wurde von Miss Carter auf das schlimmste vernachlässigt und misshandelt. Deshalb fordern wir den sofortigen Entzug des Sorgerechts." "Dankeschön. Mr Coleman!", die Richterin nickte mir zu und ich erhob mich. "Meine Mandantin weist alle diese Vorwürfe von sich. Wir hingegen haben eine Anzeige gegen Mrs Weel getätigt, wegen Rufmord und falscher Aussage." Als ich mich wieder setzte, wetterte die Frau sofort los. "Das ist eine bodenlose Frechheit!" "Die einzige Frechheit hier ist, dass sie einer jungen Mutter, die alles für ihren Sohn tun würde, in so eine missliche Lage bringen.", konterte ich sofort. "Ich möchte jetzt erstmal die Beschuldigte vernehmen.", schaltete sich die Richterin ein. Bella sah mich fragend an und ich nickte ihr aufmunternd zu. Sie atmete noch mal tief durch, dann stand sie auf und ging zu dem Stuhl in der Mitte. Dort ließ sie sich wieder nieder. Nachdem die Richterin sie ihre persönlichen Daten abgefragt hatte fing die Befragung an. "Stimmt es, dass Sie ihren Sohn Alejandro alleine aufziehen?" Bella nickte: "Ja das stimmt. Jedoch hab ich die Hilfe von meiner besten Freundin Alina Johnson, ihren Eltern und ihrem Freund Collin McReck. Außerdem kann ich bei meiner Arbeitsstelle bei Mrs Rika Flour, Alejandro immer mitbringen. Sie kümmert sich dann um meinen Kleinen." Mrs Weel schnaubte. "Sie haben also endlich eine neue Stelle gefunden?" Man sah ihr an, dass sie das nicht gerade freute. "Ja ich arbeite in Mrs Flour's Café, als Kellnerin." "Meine Mandantin, wurde als die Schwangerschaft bekannt wurde von ihren Eltern vor die Wahl gestellt. Entweder eine Abtreibung oder sie hätte kein Dach mehr über den Kopf. Wie wir alle sehen, hat sie sich für ihr Kind entschieden und wurde von ihren Eltern auf die Straße gesetzt. Die Eltern von Miss Johnson nahmen sich ihrer an und sie durfte bis zur Geburt bei ihnen wohnen. Ihren Job verlor sie nur, weil sie durch die gesamte Situation überfordert war!", schaltete ich mich ein. "Jedoch wie sie sehen, hat sie sich sofort einen neuen Job gesucht um ihren Sohn versorgen zu können." Die Richterin nickte und entließ Bella aus dem Zeugenstand. "Ich möchte jetzt den Vater der Beschuldigten in den Zeugenstand rufen!", forderte Mrs Weel dann. "Gut!", die Richterin nickte ihr auffordernd zu. Bella's Vater kam durch die Tür und setzte sich auf den Zeugenstuhl. Auch bei ihm wurden als erstes die persönlichen Daten abgefragt und dann musste er schwören die Wahrheit zu sagen. "Gut, ihr Zeuge Mrs Weel!", übergab ihr dann die Richterin das Wort. Dankbar nickte sie und wand sie dem Anwalt zu. "Mr. Carter, stimmt es das ihre Tochter ohne jegliche Bekanntschaft mit einem Mann geschlafen hat, wobei das Kind entstanden ist?" Schnaubend lehnte ich mich zurück. Bella neben mir knetete ihre Hände und suchte nervös meinen Blick. Beruhigend zwinkerte ich ihr zu. "Ja das stimmt!", kam dann die Antwort. "Wie sah es früher aus? Hat sie in der Zeit davor, auch schon mit fremden Männern geschlafen? Kam das schon öfter vor?", kaum hatte sie ausgesprochen, richtete ich mich auf. "Einspruch euer Ehren! Das grenzt schon an Rufmord!" Richterin Brown sah Mrs Weel missbillig an: "Sattgegeben! Mrs Weel unterlassen sie es noch einmal solche Andeutungen gegenüber Miss Carter, sonst können sie mit Verwarngeld rechnen!" Wütend blickte die Staatsanwältin mich an. "Natürlich eurer Ehren!", knurrte sie unter zusammengebissenen Zähnen hervor. "Sie sind also der Meinung, dass ihre Tochter nicht in der Lage ist ihr Kind groß zu ziehen?", wand sie sich dann wieder an Mr. Carter. Dieser nickte. "Sehr wohl! Genau das glaube ich! Sie ist doch gerade mal 19 Jahre alt! Selbst noch ein Kind!" Die Staatsanwältin grinste siegessicher und wand sich an die Richterin. "Ich habe keine weiteren Fragen mehr an den Zeugen!" Die Richterin nickte mir zu: "Mr. Coleman ihr Zeuge!" Verschmitzt lächelte ich ihn an: "Mr Carter. Ich habe nur zwei Fragen an sie. Beantworten sie diese bitte nur mit einem Ja oder einem Nein!" Der schwarzhaarige nickte und sah mich auffordern an. "Stimmt es, dass sie ihre Tochter das letzte mal vor zwei Jahren gesehen haben?" "Ja das stimmt!", antwortet er zähneknirschend. "Und stimmt es, dass sie ihre Tochter vor die Wahl gestellt haben? Entweder eine Abtreibung oder ein Rauswurf? Sie müssen sich natürlich nicht selbst belasten.", stellte ich meine zweite Frage. Er starrte mich an, jedoch verlies kein Wort seinen Mund. Ein fast schon zu freundliches Lächeln schlich sich in mein Gesicht. "Danke, ich glaube das ist uns allen Antwort genug. Richterin Brown! Wie sie sehen, würde der Zeuge alles dafür tun um seinen Enkel los zu werden. Deshalb fordere ich, dass der Zeuge für befangen erklärt wird und seine Aussage in diesem Licht betrachtet wird!" Mir kam es so vor, als ob mich Mrs Weel mit Blicken töten wollte. "Ich werde die Aussage von Mr. Carter unter allen Aspekten betrachten!", äußerte sie sich. "Ich habe keine weiteren Fragen an Mr. Carter!", gab ich ihn frei. Schnell erhob er sich und setzte sich auf die Zeugenbank. Seine Frau die hinter ihm saß lächelte leicht. Als nächstes wurde die Jugendamtsmitarbeiterin aufgerufen. Sie bestätigte die Aussage von Mrs. Weel und schloss sich der Einschätzung von Mr. Carter an. Die Richterin forderte mich nun auf meine Zeugen aufzurufen. Als erstes kam Miss Johnson auf den Zeugenstuhl. Diese überschlug sich fast, als sie von Bellas Fähigkeiten als Mutter schwärmte. Danach bestätigte Mrs Flour ihre Aussage und erklärte der Richterin was für eine zuverlässige Mitarbeiterin und liebevolle Mutter Bella doch war. Nachdenklich musterte Richterin Brown Bella, jedoch gefiel mir ihr Blick nicht. Die Brünette neben mir sah ziemlich fertig aus, wahrscheinlich hatte sie heute Nacht vor Aufregung nicht viel geschlafen. Unter dem Tisch griff ich nach ihrer Hand und drückte sie sanft. "Miss Carter, sind sie nicht doch ein wenig überfordert mit ihrem Sohn?", fragte sie dann schließlich. Bellas Hand verkrampfte sich in meiner. Beruhigend streichelte ich mit meinem Daumen über ihren Handrücken. "Nein! Ich liebe meinen Sohn und ich komm auch wirklich gut zurecht! Wir beide haben einen geregelten Tagesablauf und den bekommen wir super hin!", antwortete sie so selbstbewusst wie nur irgendwie möglich. Richterin Brown lies ihren Blick durch den Saal schweifen: "Ich werde alle Aussagen noch einmal genau überdenken! Sicher bin ich mir in diesem Fall noch nicht wie ich mich entscheide!" Mrs Weel hatte es also geschafft. Sie hatte zu große Zweifel gestreut. Seufzend richtet ich mich auf. Dann wurde es nun wohl Zeit, unseren wohl größten Trumpf auszuspielen. "Richterin Brown! Bevor sie sich nun zur Entscheidungsfindung zurück ziehen, habe ich noch einen weitern Punkt, denn sie berücksichtigen sollten." Überrascht sahen mich alle an. Nur in Bellas Augen lag auch ein Funken Panik. "Sprechen sie Mr. Coleman!", wurde ich angewiesen. "Wir haben seit kurzer Zeit Kontakt zu dem Vater von Alejandro aufgenommen!", lies ich die Bombe platzen. Die Gegenseite schaute mich schockiert und die Richterin neugierig an. "Warum wurde er heute nicht als Zeuge geladen?" Bella drückte meine Hand. "Er war sich sicher, dass er hier nicht gebraucht wird, da er von Miss Carters Fähigkeiten als Mutter zu 100 % überzeugt ist!", noch musste keiner wissen, wer der Vater von Alejandro war. "Gut! Ich denke wir vertagen die Sitzung auf nächste Woche Dienstag! Und dann Mr. Coleman, will ich diesen Mann hier vor mir sitzen haben. "Miss Johnson, hustete ein bisschen, was ihr einen belustigten Blick von Bella einbrachte. "Miss Johnson?", fragte die Richterin. "Alles in Ordnung?" Die Rothaarige lächelte sie entschuldigend an: "Aber natürlich, ich hab mich nur vor Schreck verschluckt." Ich merkte das Bella neben mir, sehr mit dem Lachen zu kämpfen hatte. Aber nicht nur sie. "Gut, dann sehen wir uns nächste Woche Dienstag um 14 Uhr wieder in diesem Raum. Bis dahin verbleibt Alejandro Carter in der Obhut seiner Mutter! Mr. Coleman, sie sind verantwortlich dass es dem kleinen Mann dort gut geht!", beschloss die Richterin. Mit einem "Aber natürlich!" von meiner Seite war die Verhandlung erst einmal beendet. Sofort zischte Mrs. Weel mich an: "Wie ist der Name des Vaters?" Mit freundlichen Lächeln erwiderte ich: "Wir sehen uns am Dienstag!" Schleunigst packte ich meine Sachen zusammen und verschwand mit Bella aus dem Saal. Hier wurden wir schon von ihren Freunden erwartet. Miss Johnson fiel Bella sofort um den Hals. Während die Beiden kuschelten beugte ich mich zu Alejandro herunter und strich ihm über die Wange. "Na kleiner Mann, alles gut?" Mein Sohn quietschte freudig auf und griff nach meinem Finger. Er plapperte vor sich hin, ließ jedoch meinen Finger nicht los. "Er hat dich vermisst!", murmelte Bella mir leise zu, als sie wieder neben mir stand. "Nur er?", lachte Alina. Grinsend drehte ich mich zu der Brünetten, deren Wangen einen rosigen Schimmer bekommen hatten um. "Was hälst du von der Idee, wenn wir heute Abend Essen gehen? Nur wir zwei?", murmelte ich ihr leise zu und behielt die Weel im Blick, die sich mit Bellas Eltern unterhielt. Mit glänzenden Augen sah sie zu mir herauf und nickte: "Gerne!" "Na dann! Ich hol dich um sieben ab!"

Hallo,

hier ist es endlich, das lang ersehnte Kapitel :) Wie fandet ihr die Aussage von Bellas Vater? Dieses Kapitel ist das längste Kapitel von allen geworden und auch das Zeitaufwendigste. Da ich im Moment mit der Schule sehr eingespannt bin, kann ich euch nicht versprechen wie lange das nächste Kapitel wird und wann es online kommen wird :)

Würde mich über einen Kommentar und einen Vote von euch freuen <3

Eure Biene <3

StaranwaltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt