Die Wächter - BEGABT (Bd. 1) überarbeitet

Carters Sichtweise

Sie saß auf dem Bett und sah ihn fragend an. Ihre blonden Haare waren zerzaust und ihre Augen leuchteten, wie sie es immer taten, wenn sie irritiert und aufgewühlt war. Carter wollte nur noch raus hier und weg von ihr, aber er wusste, dass sie ihn nicht so leicht davonkommen lassen würde. Er hätte in diesem Augenblick unheimlich gerne seine Gabe angewendet, um seine Schnapsidee von vorhin rückgängig zu machen, aber das würde er nicht tun. Niemand wusste etwas davon und so sollte es auch bleiben. Stattdessen stand er da und rang nach Worten. Was würde sie zu seiner Erklärung sagen? Dass er sich zu ihr hingezogen fühlte, dass er mit seinen Aktionen testen wollte, was sie von ihm hielt, dass er sie absichtlich provozierte, um das Mädchen hervorzulocken, dass er in ihr sah und das er so sehr mochte? Wie würde sich das anhören?

Er dachte an Cameron, der ihn im Speisesaal mit seinem Blick durchbohrt hatte, als er sich zu Norah und ihren Freundinnen gesetzt hatte. Er wollte keine Feinde und tief im Inneren wusste er, dass Cameron auch alles andere als ein Feind war. Was wusste Norah von all dem? Was hatte sie wohl gedacht, als sie ihn, Carter, mit Mila gesehen hatte und nun auch Cameron? Ob sie den Verdacht hatte, dass Mila eine von denen war, vor denen Carter sie zu warnen versucht hatte? Oder war sie einfach nur eifersüchtig gewesen, als sie Cameron und Mila im Speisesaal gesehen hatte? Ihr Gesichtsausdruck war jedenfalls alles andere als glücklich gewesen. Wenn es bloß Eifersucht war...Carter wollte nicht daran denken.

Norah starrte ihn noch immer abwartend an. Er wich ihrem Blick aus und durchwühlte sein Hirn krampfhaft nach einer Ausrede. Er fand keine. Mit einem letzten Blick auf Norahs erwartungsvolles Gesicht öffnete er die Tür und verschwand ohne ein Wort.