The Trainer | ᴘ.ᴊᴍ

1.

Es ist wieder eine dieser kalten Nächte in Busan, dennoch fließen unzählige Schweißperlen über meine Stirn. Jede einzelne Bewegung bringt die Muskelfasern meines Körpers zum brennen. Mein Atem stockt und ich spüre wie meine Arme und Beine langsam nachlassen. Die laute Musik durchdringt meinen Körper und zwingt mich weiter zu machen.

"Stop! Kairi, wie oft soll ich dir noch sagen, dass du erst den linken und dann den rechten Fuß absetzen sollst?" schreit mich meine beste Freundin an.

"Ja, entschuldige Yuna.." ich greife nach einem Handtuch in meiner Sporttasche und wische die Schweißperlen von meiner Stirn weg. "wieso machst du nicht mal eine Pause? Ich kann echt nicht mehr.." ich lasse mich auf den harten Betonboden fallen und nehme einen großen Schluck aus meiner Wasserflasche.

"Nein, wir haben Sonntag Nacht den verlassenen Feuerwehrhof ganz für uns allein, das ist unsere Chance für den Streetdance Battle." Yuna wirft mir einen wütenden Blick zu. Ich weiß wie wichtig ihr dieses Battle ist. Sie hat unglaublich hart dafür gearbeitet, um an den Punkt zu gelangen, wo sie jetzt ist. Sie hat wirklich Talent und sie gibt alles, um die beste in unserer Gegend zu sein. Ich bewundere sie dafür, wie viel Mühe sie sich gibt. Sie versucht wirklich alles und ich stehe voll und ganz hinter ihr. Deshalb habe ich versprochen mit ihr zu trainieren und Sonntag aufzutreten.

Auch für mich ist Tanzen eine sehr große Leidenschaft. Schon seit ich klein war habe ich unzählige K-Pop Gruppen bewundert, die Art wie sie Tanz und Gesang so perfekt miteinander kombinieren und harmonieren lassen. Die Art K-Pop zu tanzen fasziniert mich und versetzt mich immer wieder in eine andere Welt. Ich vergesse das, was um mich herum passiert und konzentriere mich auf die Musik, auf meine Schritte. Eins meiner größten Träume ist es, in der bekanntesten K-Pop Tanzschule Busans aufgenommen zu werden, die JP-Academy. Meine Chancen stehen wirklich nicht gut, da die Aufnahmeprüfungen sehr schwer und die Juroren sehr streng sein sollen. Aber dennoch werde ich mein Glück versuchen. Nur noch 3 Tage, dann ist es so weit.

"Yuna.. ich wollte am Freitag zum Vortanzen in der JP-Academy, du hattest versprochen mitzukommen." ich schaue meine beste Freundin erwartungsvoll an. Ich hoffe sie hat ihre Meinung nicht geändert. Wenn sie sich etwas in den Kopf setzt, dann kann sie sich keine Ablenkung leisten, wie ihr Streetdance Battle am Sonntag.

"Ja das werde ich auch, keine Sorge.. ich werde dich begleiten, aber wenn du solche Schrittfehler machst, wie vorhin beim üben, dann kannst du die Academy ganz schnell vergessen. Sowas dulden die überhaupt nicht."

Sie hat recht. Yuna's Brunder, Taehyung, hat uns viel von der Academy erzählt. Sie wird von seinen zwei besten Freunden geleitet. Der Trainer, Park Jimin und der Co-Trainer, Jeon Jungkook. 'Sie setzen sehr viel Wert auf Perfektion. Ein Fehler und du bist raus!' das waren Tae's Worte, die mir nicht mehr aus den Kopf gehen wollten.

"Ja.. ich erinnere mich daran, was dein Bruder mal gesagt hat. Du weißt wie viel Mühe ich mir gebe. Es ist schon immer mein Traum gewesen und ich werde mich sicher nicht von ein Paar Aufnahmeprüfungen unterkriegen lassen." ich schaue meiner Freundin entschlossen in die Augen, aber mein Gefühl sagt mir, dass irgendwas nicht so laufen wird wie ich es mir vorgestellt habe.

"Ich denke du solltest noch ein wenig mehr trainieren.. das wird dir bestimmt nicht schaden." meine Freundin wirft mir einen skeptischen Blick zu. Sie glaubt, dass Training alles ist, was man braucht um ein guter Tänzer zu sein. Mich würde dieses ständige trainieren, ohne Erfolge zu erzielen, wahnsinnig machen. Ich muss den Leuten zeigen was ich kann, das wofür ich mein Herz hergeben würde. Ständiges trainieren ohne jegliche Fortschritte zu sehen, ohne das jemand sagt ob es gut oder schlecht ist. Das kann ich einfach nicht. Ich brauche diesen Platz auf der JP-Academy. Ich werde alles dafür tun.

Yuna reicht mir ihre Hand, um mir beim aufstehen zu helfen. Sie schaltet die Musik wieder ein und stellt sich auf die Markierung, welche wir auf den Boden gemalt haben. 'Erst der linke, dann der rechte Fuß' ich wiederhole Yuna's Worte in meinem Kopf, um einen erneuten Fehler zu vermeiden. Sie bewegt ihren Körper perfekt zur Musik und man sieht, dass sie die Musik fühlt. Ich versuche mir die Schrittfolge zu merken und mache es ihr nach. Ich schließe meine Augen und lasse die Musik auf mich wirken. Die Bässe dringen durch meinen Körper und bringen mein Herz noch mehr zum klopfen. Mein Körper fängt an sich zu bewegen und ich gebe wirklich alles, ich gebe mein bestes und öffne erneut meine Augen. Ich spüre wie sich nach einiger Zeit wieder ein Paar Schweißperlen auf meiner Stirn bilden. Ich hebe den Blick und sehe Yuna mich anstarren. Sie ist am staunen. Ich bleibe ruckartig stehen und schaue ihr hinterher, während sie die Musik wieder ausschaltet.

"Was ? Habe ich wieder was falsch gemacht?" ich bin etwas aufgebracht, ich will nicht immer irgendwelche Fehler machen. Ich muss es schaffen, sonst wird das nichts mit der Academy.

"Kairi.." sie schaut mich noch immer mit diesen Blick an.

"Was.." ich weiß nicht was sie von mir will um ehrlich zu sein. Wieso schaut sie mich plötzlich so an.

"Kairi, du warst toll! Wow.. du hast noch nie mit so viel Leidenschaft getanzt, seitdem wir zusammen trainieren. Du warst gerade wie ausgetauscht. Sonst bist du immer so unkonzentriert, aber wow.. das war großartig!" sie kann gar nicht mehr aufhören so zu staunen und ein Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus.

"Ich denke du solltest genau so am Freitag vortanzen, dann kann dir keiner was !" sie scheint sich sehr sicher zu sein. Ich nicke ihr dankend zu und wische erneut die Schweißperlen von meiner Stirn. Ich packe meine Sporttasche auf meine Schulter und verabschiede mich von Yuna.

Die Straßen sind leer und das rauschen der Blätter auf den Bäumen lässt mich entspannen. Ich schlendere langsam über den Gehweg, mein Blick ist fest auf den Boden gerichtet, während ich meine Füße beobachte, wie ich beim Gehen den einen vor den anderen Setzte. Ich höre wie die Schritte immer schneller werden, aber die Geschwindigkeit meiner Füße hat sich nicht geändert. Ich richte meinen Blick auf und spüre nur einen starken Stoß an meiner linken Schulter und falle zu Boden. Ich richte mich langsam auf und sehe jemanden vor mir Hocken. Der muss mich wohl so umgestoßen haben.

"Hey, entschuldige, ich habe es echt eilig" er reicht mir seine Hand, welche ich dankend annehme und hilft mir beim aufstehen.

"Schon okay, danke" ich hebe meinen Blick und schaue ihm letztendlich in die Augen, welche nur schwach von der Straßenlaterne beleuchtet werden.

Diese dunklen braunen Augen, welche ich nur wenige Sekunden zu sehen bekomme, denn bevor ich ihn besser betrachten kann, ist er schon wieder verschwunden.