The Trainer | ᴘ.ᴊᴍ

14.

Die Stunde mit Jimin vergeht relativ schnell. Er hat mir neue Tanzschritte gezeigt, dabei hat er zwar ein paar Mal versucht sich mir zu nähren, um mir zu zeigen wie genau ich mich bewegen sollte, aber ich habe seine Nähe nicht zugelassen.
'Ich schaue lieber erstmal zu, damit ich mir die Schritte besser einprägen kann.' habe ich zu ihm gesagt und so hat er sich wieder von mir abgewandt. Leider verstehe ich selbst nicht genau, was seine Nähe in mir auslöst, aber es verspricht nichts gutes.
Ich darf mich nicht wieder auf sowas einlassen, jedes Mal wenn ein Junge zu mir nett zu sein scheint, wendet sich das Blatt wieder und schon bin ich diejenige die in einer Ecke rumheult.
Sowas will ich in Zukunft definitiv vermeiden, weshalb ich mich nicht darauf einlassen werde.

Auf den Weg nachhause zücke ich mein Handy aus der Hosentasche und schreibe Yoongi eine schnelle Nachricht.

'Bin um 16 Uhr am Café, wir sehen uns dann.' nachdem ich auf senden gedrückt habe, rufe ich Yuna an.
Ich vermisse meine beste Freundin. Wir waren früher immer unzertrennlich und in den letzten Wochen habe ich das Gefühl, dass wir uns immer mehr distanziert haben.
Klar, das Training ist anstengend und die Academy beansprucht eine Menge Kraft und Zeit, aber wir haben sonst auch immer alles zusammen durchgemacht, das muss wieder in Ordnung gebracht werden.

Es klingelt ein paar Mal in der Leitung. Nach dem fünften Klingeln geht sie mit gebrochener Stimme ran.

"J-ja?" schluchzt sie. Ich ziehe die Luft ein und bleibe abrupt stehen.

"Yuna, was ist los?" ich bin besorgt und setze mich wieder in Bewegung. Diesmal aber in die andere Richtung, zu Yunas Haus.

"Hey Süße, nicht weinen. Ich bin auf den Weg zu dir." versuche ich sie zu beruhigen und fange an zu laufen. Der kalte Wind durchbohrt meinen Körper und ich ziehe den Pullover noch höher in mein Gesicht.

"N-nein, Kairi. Komm lieber nicht." schreit sie durch die Leitung. Es ist mir egal was sie sagt. Ich werde für sie da sein, egal ob sie es will oder nicht.
Sie hat sich mir gegenüber zwar wirklich nicht gut verhalten, aber das kann ich ihr nicht länger übel nehmen. Weiter laufe ich die Straße entlang bis ich bei ihr zuhause ankomme.

Durch das leicht geöffnete Küchenfenster höre ich einen lauten Knall und wie etwas in Tausend kleine Teile zerbricht. Ein lautes Schreien von Yuna und ein 'Halt die Fresse' von Tae lässt mich erstarren. Taehyung. Scheiße. Eine Sekunde lang halte ich Inne. Ich war so in Gedanken verloren, Yuna zu helfen, dass ich total vergessen habe, dass ich auch auf Taeyhung treffen werde, wenn ich herkomme. Sie hatte mich durch das Handy gewarnt, nicht herzukommen.
Doch jetzt bin ich hier und ich werde nicht wieder zurück laufen und meine beste Freundin mit diesem Verrückten alleine lassen.

Ich greife unter die Fußmatte und öffne die Tür mit dem Zweitschlüssel.
Den hatte Yuna extra für Notfälle dorthin gelegt, und das ist jetzt definitiv ein Notfall.

Ich betrete das Haus und erblicke den verwüsteten Flur. Alles liegt verteilt auf den Boden.
Umso mehr ich mich der Küche nähere, desto mehr Glasscherben finde ich verteilt auf den Fußboden.

Ein weiteres Knallen lässt mich zusammenzucken und ich drehe mich in die Richtung, von wo es herkam. Plötzlich steht Tae dicht vor mir. Seine Augen sind rot und blutunterlaufen.
Seine Brust bewegt sich schnell auf und ab. Er ist so aggressiv, seine Hände sind zu Fäuste geballt, rechst und links neben seinen Hüften.
Ich habe angst den Blick von ihm abzuwenden, da ich nicht weiß zu was er gerade in der Lage wäre.

"Was zum Teufel willst du hier." zischt er zwischen zusammengebissenen Zähnen und kommt mir einen Schritt näher.
Instinktiv gehe ich einen Schritt zurück, bis ich die Wand an meinem Rücken spüre. Fuck. Nicht schon wieder. Ich mache einen Schritt zur Seite, gehe Rückwärts in die Küche rein, den Blick immer noch auf Tae gerichtet. Wenigstens bin ich dem Risiko, von ihm an die Wand gepresst zu werden, entkommen. Das letzte Mal als er es getan hat, hatte es kein gutes Ende für mich.

"I-ich wollte Yuna besuchen." stottere ich und gehe weiter um die Kücheninsel. Yuna sitzt zusammengerollt an der Küchentheke und weint.

"Schlechtes Timing, findest du nicht?" lacht er sarkastisch und schaut mir tief in die Augen.
Diese Augen, in denen ich mich einst verliebt hatte, die jetzt voller Hass umhüllt sind. Ich erkenne ihn kaum wieder. Früher war er ein so liebenswerter Mensch, er hat immer auf uns Acht gegeben und darauf geachtet, dass es uns stets gut geht, bis er das erste Mal zur Flasche gegriffen hat und sich so hat volllaufen lassen, dass er nicht mehr klar denken konnte.
Was ist nur aus ihm geworden..
Er kommt mir noch einen Schritt näher, bis er direkt vor mir steht.
Seine Alkoholfahne kann man kilometerweit riechen. Er ist betrunken.

Schnell schubse ich ihn so feste ich kann von mir weg. Er taumelt ein paar Schritte nach hinten und muss sich mit einer Hand an der Theke festhalten, um nicht jeden Moment umzukippen.
Ich nutze den Moment aus, greife nach Yunas Hand und laufe mit ihr an Taehyung vorbei, schnell in Yunas Zimmer.
Ich höre Tae's Schritte dicht hinter mir, doch wir sind zum Glück schneller und ich schaffe es die Türe noch rechtzeitig abzuschließen, sodass er nicht reinkommen kann.

Yuna fängt noch stärker an zu weinen. Ich hasse es, wenn sie so leidet. Ich setze mich zu ihr auf den Boden und lehne mich an die Bettkante, während ich sie in den Arm nehme und ein paar Mal über ihren Rücken streichle.

"Pssht, alles wird gut" flüstere ich, um sie ein wenig zu beruhigen.
Mittlerweile ist mein T-Shirt von ihren Tränen durchnässt, sie hört nicht auf zu weinen.

"N-Nichts wird gut. Es wird niemals m-mehr so sein w-wie es mal war." schluchzt sie einen Wort nach dem anderen. Ich helfe ihr aufzustehen und gemeinsam setzen wir uns auf das große Bett.

"Erzähl mir bitte was passiert ist." bitte ich sie leise, während sie sich die Tränen wegwischt.

"Unsere Eltern werden sich scheiden lassen, weil mein Dad meine Mum betrogen hat." sie fängt wieder an zu weinen.
"Als Tae davon erfahren hat ist er komplett durchgedreht und hat angefangen auf unseren Vater einzuschlagen. Er hat unseren Vater noch nie leiden können, erst recht nicht als er anfing gewalttätig gegenüber Mum zu werden." ich bin schockiert. Ich wusste nicht, dass ihr Vater so gewalttätig ist und dass er ihrer Mutter sowas grausames antun konnte. Einerseits kann ich verstehen, dass Taehyung so wütend ist, aber aus welchem Grund muss er sich gegenüber Yuna so scheußlich verhalten ?

"Ich habe mich dazwischen gestellt, als er ihn verprügelt hat. Er ist immer noch unser Vater und kein Fremder und auch wenn er unserer Mutter sowas schlimmes angetan hat, kann ich nicht mit ansehen, wie er ihn beinahe zu Tode schlägt." gibt sie von sich, als hätte sie meine Gedanken gelesen. Ich nicke leicht und streiche weiter über ihren Rücken.

Gerade als ich dachte, dass sich die Situation ein wenig beruhigt hatte und das Tae es aufgegeben hatte gegen die Tür zu schlagen, höre ich einen lauten Knall.
Er hat es geschafft die Tür so fest einzuschlagen, dass der Schloss sich gelöst hat.

Als er den Raum betritt, halte ich die Luft an. Er taumelt etwas weiter in den Raum hinein, bis unsere Blicke sich treffen.