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In diesem Moment fange ich wirklich an zu realisieren, was gerade passiert.
Ein unwohles Gefühl breitet sich in meinem Körper aus, worauf ich keine Sekunde später Jimin, der noch an meinen Lippen hängt, von mir wegschubse.

Diese Berührungen, sein Körper, der meinen gegen die Wand drückt.
In meinem Kopf tauchen Erinnerungen auf, die ich am liebsten schnell wieder vergessen würde.
Dieses Gefühl, auf diese Art angefasst zu werden, ohne einen Fluchtweg zu haben, macht mich wahnsinnig.
Ich weiß gar nicht wieso ich diesen Kuss gerade erwidert habe, aber es hat sich sofort falsch angefühlt.
Ich kann mich in solchen Situationen nicht wohl fühlen, nicht nach all dem was passiert ist.
Nach dem Vorfall mit Tae habe ich mich keinem Jungen mehr anvertrauen oder gar nähren können und ich habe es bisher auch nicht gewollt.

Jimins Blick verfinstert sich. Nach wenigen Sekunden spüre ich einen lauten Knall direkt neben meinem Kopf, was mich ruckartig zusammenzucken lässt.
Langsam schaue ich in die Richtung und sehe seine Faust an der Wand.
Angst breitet sich in mir aus. Er ist so aggressiv geworden, weil ich in von mir gestoßen habe.. das kann nicht sein.
Jede Faser meines Körpers fühlt sich so an, als würde sie zittern. Ich habe Angst, dass das alles wieder passieren könnte, dass er auch so ist wie Taehyung und mich verletzen könnte.

Er lässt seine Hand langsam sinken und legt sie sanft auf meine Wange. 
Mein Blick wandert zu seinem Gesicht, direkt auf seine Augen gerichtet, die mich immer noch mit einem finsteren Ausdruck anstarren.
Kleine Schweißperlen fließen langsam über seine Stirn, an der Schläfe entlang, bis runter zu seinem Hals.
Seine Brust bewegt sich unruhig auf und ab. Man merkt, wie angespannt er ist.
Ich schaue ihm wieder in die Augen, während er seine Stirn auf meine legt und seine Hand immer noch an meiner Wange ruht.

Ich kann seinen Atem auf meinen Lippen spüren. Mein Herz fühlt sich an, als würde es jeden Moment aus meiner Brust springen und sich von mir verabschieden wollen.
Er atmet laut aus und schließt seine Augen. Kurz darauf öffnet er sie wieder, sein Blick tief in meinem verankert.

"Du wirst es noch bereuen, Kairi." flüstert er gegen meine Lippen, ohne den Blick von mir abzuwenden.
Er streichelt ein letztes mal über meine Wange, dreht sich um und lässt mich allein zurück.

Ich schaue ihm hinterher, bis er ganz hinter den Schließfächern verschwunden ist.
Langsam lasse ich mich der Wand entlang bis zum Boden fallen.
Einige Minuten verbringe ich auf den Boden der Umkleidekabine, mein Blick in die Leere gerichtet und ein Gefühlschaos in mir drin.
Mein Kopf droht zu platzen, mit den ganzen Gedanken die darin rumschwirren.
Ich richte mich auf und begebe mich zu einem der Waschbecken, der sich in den Umkleiden befindet. Ich schaue in den kleinen Spiegel, welcher darüber an der Wand hängt und spritze mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht, um mich wieder in die Realität zurückzuführen.

Ich schnappe mir meine Sporttasche, die ich auf die kleine Bank gelegt hatte und mache mich auf den Weg nach draußen.
Draußen angekommen schaue ich mich ein paar Mal um, um zu sehen, ob noch jemand da ist.
Weit und breit ist niemand zu sehen, also mache ich mich weiter auf den Weg nachhause.

Zuhause angekommen schmeiße ich meine Sporttasche in eine Ecke des Flures und schlüpfe aus meinen Schuhen.
Mit langsamen Schritten begebe ich mich in die Küche und nehme ein Glas aus dem Schrank, welches in mit Wasser befülle und einige Schlücke daraus trinke.
Gedankenverloren gehe ich auf die Couch im Wohnzimmer zu und setze mich hin.

Ich kann nicht aufhören daran zu denken. Wieso hat sich Jimin erstmal so komisch verhalten und dann küsst er mich plötzlich. Warum sind alle Jungs um mich herum so krank im Kopf.
Wieder taucht dieses Bild von Jimins Lippen auf meinen in meinem Kopf auf. Ein komisches Gefühl breitet sich in mir aus.
Ich kann nicht verstehen, wieso ich diesen Kuss erwidert habe, auch wenn nur für wenige Sekunden, aber ich habe es getan und ich kann nicht verstehen aus welchem Grund.

Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, wie anders dieser Kuss war.
Es war anders als mit Tae. Jimins Berührungen waren viel sanfter, viel vorsichtiger.

Ich schüttle meinen Kopf, um diese Gedanken von mir loszuwerden.
Das ist absurd. Jemand wie Jimin kann unmöglich Interesse an mir haben, weshalb sein Verhalten so unverständlich für mich ist.

Das Auftönen meines Handys reißt mich aus meinen Gedanken. Ich entsperre es und schaue auf die neue Nachricht, die mich empfangen hat.

Unbekannt
'War nett mit dir, Kleines.
Daran könnte ich mich gewöhnen.'

Mein Herz fängt an schneller zu schlagen, dennoch entscheide ich mich auf die Nachricht zu antworten.

'Wer hat dir meine Nummer gegeben ?'  tippe ich und schicke die Nachricht ab.
Es hätte nur Tae sein können. Wie ich diesen Jungen verfluche.
Keine zwei Sekunden später ertönt mein Handy wieder mit einer neuen Nachricht von 'Unbekannt'.

Unbekannt
'In wie fern ist das denn wichtig ?
Wir sollten das wiederholen, diesmal aber ohne wegschubsen.
Na, wie wär's?' 

Ich schüttle leicht mit dem Kopf, als würde er mich sehen können und entscheide mich dazu mein Handy einfach wegzulegen und seine Nachricht zu ignorieren.

Nach wenigen Minuten leuchtet mein Handy wieder auf und ich kann es nicht lassen nachzusehen.

Unbekannt
'Vielleicht sollten wir damit anfangen, dass du mir die Tür aufmachst und mich reinkommen lässt.'

Ein kalter Schauer durchläuft meinen Rücken, nachdem ich seine Worte lese.
Keine Sekunde später höre ich die Klingel meiner Wohnung läuten.

The Trainer | ᴘ.ᴊᴍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt