beautiful lies

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„Und weshalb kreuzen Sie dann vor seinen privaten Räumlichkeiten auf, wenn ich fragen darf?", bohrte sie weiter nach und musterte mich von oben bis unten. Wahrscheinlich gab ich ein wirklich komischen Bild ab, wie ich so mit Turnschuhen, einer normalen Hose und einem lockeren, schwarzen Pullover vor dem Schlafzimmer ihres Generals aufkreuzte, noch dazu ohne einen triftigen Grund, allerdings hatte sie ja keine Ahnung. „Nun ja, ich muss etwas dienstliches mit ihm besprechen", log ich und hoffte, dass sie nicht bemerkte, wie nervös ich langsam wurde. „Und warum besuchen Sie ihn nicht bei seinem Posten?", konterte sie mir sichtlich genervt und klammerte ihre Hand an einem Tablet fest, das in ihrer rechten Hand lag. „Das würde ich ja, wenn ich wüsste wo er ist", schoss es mir in den Kopf, jedoch erwiderte ich schlichtweg: „Ich dachte hier wäre die Chance am größten ihn zu finden. Der General ist schließlich ein viel beschäftigter Mann", was ja auch der Wahrheit entsprach. Zum ersten Mal seit sie mich angesprochen hatte huschte ein kurzes Lächeln, über das Gesicht der Frau, ehe mir diese, fast schon verständnisvoll, entgegnete: „Ja, da haben Sie Recht, das habe ich auch schon bemerkt. Dennoch sollten Sie lieber auf der Station erfragen, wo er sich momentan befindet." Was sollte denn bitte heißen: „das habe ich auch schon bemerkt", kannte sie Hux etwa näher und warum hatte er sie noch nie erwähnt. Unwillkürlich spürte ich ein schmerzhaftes Ziehen in der Brust, während sie so über Armitage sprach, als wären sie miteinander vertraut.

„Verzeihen Sie bitte, aber ich habe Sie noch nie zuvor auf diesem Schiff gesehen. Wer waren Sie noch gleich?", erkundigte ich mich und versuchte dabei nicht arrogant oder beleidigt zu wirken, schließlich versuchte ich hier ernsthafte Informationen zu erwirken. „Ich bin Leutnant Commander McKenzie", stellte sie sich bei mir vor und ihr Ego schien dabei um einige Zentimeter zu wachsen. „Und weswegen sind Sie so vertraut mit dem General?", bohrte ich nach, ohne zu realisieren, dass diese Frage doch etwas zu hoch gepokert war. Allerdings schien McKenzie ziemlich gerne über ihre Verbindung zu Hux zu reden, denn augenblicklich zeichnete sich ein Grinsen auf ihren vollen Lippen ab. „Nun ja, eigentlich sollte ich nicht so offen darüber reden, aber es wird ja sowieso bald die Runde machen. Der General und ich, wir kennen uns nun schon ziemlich lange, seit der Akademie um genau zu sein und auch in Zukunft werden wir eine sehr enge Verbindung haben, schließlich muss man bei der Ersten Ordnung immer darauf achten eine gute Partie zu machen und das ist Armitage...eh ich meine General Hux gewiss", ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass sie seinen Namen mit voller Absicht ausgesprochen hatte, vor allem nachdem sie bemerkt haben musste, wie sämtliche Farbe aus meinem Gesicht wich. „Welchen Rang haben Sie nochmal?", bohrte McKenzie nach, nachdem ich bestimmt ein wenig in mir zusammen gefallen war und ich sie entsetzt anstarrte.

Es fühlte sich so an als hätte man mein Herz in meiner Brust zerrissen, während ich stark um meine Fassung ringen musste, immerhin wollte ich nicht direkt vor dieser Frau los heulen, die mir soeben gesagt hatte, dass sie im Begriff war Hux Frau zu werden. Jedoch fand ich genau in dem Moment meinen Stolz wieder, als ich ihr gehässiges Lächeln erblickte und plötzlich fand ich sie nicht mehr wunderschön, sondern viel mehr wie eine garstige, alte Hexe. Weswegen ich mich elegant von der Wand abstieß, an die ich mich gelehnt hatte und mich vor ihr aufbaute. „Ich bin General Nika Madden", konterte ich ihr kalt und konnte deutlich beobachten, wie ihr Lächeln zerfiel, ehe ich an ihr vorbei lief. „Warten Sie! Der General ist in einer wichtigen Besprechung! Sie können jetzt nicht zu ihm", hörte ich noch McKenzies Stimme hinter mir rufen, allerdings war es mir egal, was sie von mir wollte.

Denn ich brauchte jetzt Antworten und zwar von Hux. War es nur seine Masche mich dazu zu bewegen mich der Ersten Ordnung anzuschließen oder doch nur eine Scharade von dieser eingebildeten Hexe.

Blindlinks hastete ich durch die Flure des Sternenkreuzers und zog dabei einige verstörte Blicke auf mich, die ich aber gekonnt verdrängte, während ich komplett abgehetzt nach Armitage suchte. Zum Glück hatte mir McKenzie noch erzählt, dass er bei einer Besprechung war, weswegen ich fieberhaft nach den Besprechungsräumen suchte, die aber entweder leer waren oder von Sturmtrupplern besucht wurden zwischen denen sich kein Hux befand. Beinahe hatte ich meine Suche schon aufgegeben, bis ich über einen abgelegenen Seitenraum stolperte von dem aus ich Hux Stimme vernahm.

Zu meinem Glück war die Türe nicht richtig verriegelt, weswegen auch das Schalschutzsystem nicht aktiviert wurde, also konnte ich deutlich verstehen, was die Personen sprachen. Im Raum befanden sich neben Armitage auch noch ein mir unbekannter Offizier, sowie Captain Phasma, die mit erhobenem Phaser neben Hux stand. Vorsichtig und immer darauf bedacht keine Geräusche von mir zu geben, pirschte ich mich an die Tür des Konferenzraumes, bis ich genau hören konnte, was die beteiligten sprachen und sogar ein paar Blicke auf die Gesichter der Anwesend erhaschen konnte.

„Wenn wir den Widerstand zerschlagen wollen, dann brauchen wir unbedingt mehr Informationen, ansonsten ist die Starkiller-Base nutzlos", fluchte der mir unbekannte Offizier, der anscheinend ziemlich verzweifelt war, während sich auf Hux Lippen ein überlegenes Lächeln abzeichnete. „Und woher sollen wir diese Informationen erlangen?", ertönte Phasmas mechanische Stimme, die ihren maskierten Kopf zu Armitage wandte, der ein paar Zentimeter nach vorne getreten war. „Haben Sie nicht Kontakte zum Widerstand?", setzte sie noch hinten dran und betrachtete, wie Hux sich gegen den Tisch lehnte. „Ja, ich bin momentan dabei ein paar Daten zu sammeln, die wir verwenden können", erklärte er und betrachtete ein kleines Hologramm vor sich, das eine Kugel abbildete. „Was ist mit diesem Mädchen? Nika oder wie sie heißt, weiß sie irgendetwas?", mischte sich nun auch der andere Offizier wieder in das Gespräch ein und kurzzeitig wirkte Armitage etwas überrascht, bevor er gelassen meinte: „Keine Sorge, ich bin schon dabei die wichtigsten Informationen aus ihr herauszubekommen".

Mehr musste ich von dem nachfolgenden Gespräch nicht mitbekommen. Wie als würde mich ein Speeder mit voller Wucht erfassen, taumelte ich nach hinten und rannte von dem Gang weg. Es war also doch alles nur eine Masche von ihm, um mich dazu zu bewegen ihm Informationen über die Rebellion anzuvertrauen und ich war auch noch so naiv und dumm gewesen ihm zu vertrauen. „Bleib bei mir Nika", machte ich seine Stimme übertrieben nach, während ich mich in einen Seitengang begab, wo mich hoffentlich niemand finden konnte. Wie hatte ich ihm seine ganzen Lügen nur glauben können und außerdem, was hatte mich geritten, als ich mich tatsächlich der Ersten Ordnung anschließen wollte, um bei ihm zu sein. Niemals hätte ich meine Freunde so verraten dürfen, sie waren immer für mich dagewesen, vor allem nach dem Tod meines Vater und nun wollte ich sie sitzen lassen, wegen einem Vollidioten mit Gelfrisur. Und das Schlimmste war, dass mir genau dieser Idiot das Herz gebrochen hatte und das nicht nur einmal sondern gleich zweimal binnen weniger Minuten. Natürlich hatten mir seine Worte geschmeichelt, dieses wundervolle Zimmer und seine traumhafte Küsse, aber hätte ich nur eine Sekunde darüber nachgedacht, dann hätte ich vermutlich bemerkt, dass das alles ziemlich komisch war. Wer befreit denn bitte eine Gefangene und fängt dann eine Affäre mit ihr an? Außerdem hat er nie mit dem Gedanken gespielt die Erste Ordnung zu verraten, zumindest nicht ernsthaft, während ich dafür bereit gewesen war alles für ihn zu geben. Und nun war er vermutlich mit einer anderen verlobt, einem hochrangigen Mitglied der Ersten Ordnung. Wahrscheinlich hätte ich diese Zelle schneller wiedergesehen als mir lieb war, hätte ich die Informationen schon früher herausgerückt. Bestimmt wusste sogar das ganze Schiff darüber Bescheid und sie waren nur deswegen so nett zu mir gewesen, weil sie mitspielen mussten.

Erschöpft lehnte ich mich an eine der hellgrauen Wände und für mir genervt durch meine blonden Haare, während ich auf meine schwarzen Schuhe blickte. „Was ist nur aus dir geworden Nika?", dachte ich traurig und spürte, wie mir mehrere Tränen über die Wangen liefen. Ich war nicht nur enttäuscht von Hux, obwohl er an der ganzen Sache schuld war, aber vor allem von mir selbst, dass ich nicht schon früher durch seine Lügen geblickt hatte.

„Aber noch ist nichts passiert...", schoss es mir dann durch den Kopf, während ich den verlassenen Gang auf und ab sah, anscheinend befand sich am Ende ein Ausrüstungslager, denn durch die Glastür konnte ich einige Rüstungen und Helme erkennen. „Aber was soll ich jetzt tun...Ich sitze hier fest und außerdem muss ich den Widerstand vor dieser Basis warnen", wisperte ich sah erneut auf den Boden, während ich fieberhaft nach einer Lösung suchte. Bis mir urplötzlich ein altes Gespräch mit Poe Dameron einfiel.

Damals hatte er mir erzählt, dass jedes Raumschiff der Ersten Ordnung eine Kommandozentrale besaß, von der aus man geheime Nachrichten absenden konnte, die nicht einmal der Sender zurück verfolgen konnte. Wenn ich mich also heute Nacht auf die Suche nach diesem Punkt machen würde, könnte ich den Widerstand warnen, ohne meine Identität sofort auffliegen zu lassen, schließlich konnte die Erste Ordnung nicht wissen, dass diese Botschaft jemals gesendet wurde.

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Schönen Abend :) Es sieht wohl so aus als würde sich die ganze Sache zwischen Nika und Hux in Luft auflösen, er ist halt doch ein Idiot, aber wenigstens kommt die alte Nika langsam wieder zurück ;) Viel Spaß mit dem Kapitel, lg ladyciriloki

Abduction - GENERAL HUX Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt