Kapitel 12

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Ich bückte mich und ging langsam auf den Baum zu. Dort lagen sie: die zwei Geschenke mit meinem Namen.

Wer bitte sollte mir etwas schenken? Ich hatte keine Person mehr, die mir wirklich nahe stand. Vielleicht ist es ein albernes Mitleidsgeschenk aus dem  Krankenhaus, oder ein Willkommensgeschenk vom Heim. Aber die anderen haben doch auch nur Geschenke von Verwandten bekommen...

Vorsichtig zog ich die kleinen Pakete unter dem Baum hervor. Nun saß ich auf dem Boden, mit den zwei Päckchen vor mir.

Das eine Geschenk war sehr klein und mit einem blau-grünen Papier umwickelt. Mein Name stand sehr groß darauf. Das andere Geschenk war etwas größer und mit einem silbern-goldenem Papier umhüllt. Mein Name stand auf einem kleinen Stern, der auf der Vorderseite des Paketes klebte.

Ich entschied mich erst das kleine Geschenkt zu öffnen. Es war eine Papp-Box darin. Ich schob den Deckel zur Seite und sah ein Jojo. Es war gelb angemalt und hatte ein lachendes Gesicht auf sich.

Ich sah es lange an, bis ich plötzlich bemerkte, dass mir eine Träne meine Wange herunterrollte. Ich strich sie schnell weg, in der Hoffnung dass sie niemand gesehen hätte, doch da kam auch schon Mini Marc angelaufen. Er setzte sich neben mich und sah mich an, ich aber hatte meinen Blick immernoch auf das kleine Ding gerichtet. "Gefällt es dir nicht?", fragte Marc unsicher und etwas enttäuscht. Ich realisierte, dass das Geschenk von ihm war und umarmte ihn. Aufeinmal fing ich an zu weinen, woraufhin er mich eng an sich drückte. So saßen wir dann da.

Als ich die Umarmung schließlich lößte, sah ich ihm zum ersten Mal in die Augen. Er hatte so schöne Augen. Sie waren grün, mit einem kleinen Stich blau dazwischen. "Danke", konnte ich nur sagen.

So froh war ich lange nicht mehr. Jemand hatte an mich gedacht. Ich habe ein Geschenk von jemandem bekommen und es hat geklappt. Er hat mir eine Freude gemacht.

Plötzlich riss er mich aus meinen Gedanken, indem er mir seine Hand entgegen streckte. "Freunde?", hörte ich ihn sagen. Dieses Mal, aber nahm ich seine Hand und sagte "Mini Marc". Er lächelte.

"Los. Mach dein anderes Geschenk auf." Ich nickte und sog es auf meinen Schoß. Vorsichtig drehte ich es um und öffnete den Tesafilm, ohne das Papier einzureißen. Es war schon wieder eine Schachtel. Diese aber war aus Metall. Ich öffnete auch diese und bekam einen Schreck: in der Schachtel lag ein Zeichenblock und ein schwarzer Kugelschreiber. Darauf war ein Zettel geklebt auf dem mit den gleichen Worten, wie auf meinem Musterpapier, 'Frohsinn?' stand.

Auf einmal bekam ich ein ganz unbehagliches Gefühl. Wer war es? Von wem kam dieses Geschenk?

"Von wem ist das?", fragte Marc erstaunt von meiner Reaktion. "Ich weiß es nicht", flüsterte ich, dem Weinen nahe.

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