Mann ohne Werkzeug

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"Was ist denn jetzt los, Concita?" "Ein Mann war bei mir in Barcelona!" "Was wollte er denn?" "Ich habe mich mit ihm in einem Café getroffen. Er meinte, es sei nicht sicher in meinem Büro oder am Telefon." "Das klingt spannend. Bitte Concita, ich muss los!" "Okay, Fahal! Ich fahre mit. Ist das Fahrzeug abhörsicher?" "Wer sollte mich abhören wollen?" Fahal hielt Concita die Autotür der Limousine auf und sie stieg ein. "Also wer war dieser Mann?" fragte Fahal als der Chauffeur das Fahrzeug startete. "Er hat sich als Dan Baxter vorgestellt." "Der Comander?" "Was weiß ich? Ich kannte den Mann nicht. Er hat mir bestätigt, dass Loraine die Bilanzfälschungen vorgenommen hat." "So, wie du vermutet hast, Concita. Leider fehlen uns die Beweise, um sie zu überführen." "Nach Baxter's Angaben hatte sie einen Auftraggeber!" "Wen?" "Das wusste sie selbst nicht. Er hat immer maskiert und mit einem Stimmverzerrer mit ihr Kontakt aufgenommen." "Es gibt also einen großen Unbekannten? Das glaubst du doch nicht, oder? Um mir das zu sagen, machst du so ein Geheimnis und fliegst extra nach Bahrain?" "Ich gebe zu, ich habe ihm das auch nicht geglaubt, aber dann hat er mir das hier gegeben." Concita gab Fahal eine Mappe. Er blätterte kurz darin herum, dann befahl er: "Anhalten!" Sofort fuhr die Limousine an den Straßenrand. Sie waren mitten in der Wüste auf der Piste, die zur Start- und Landebahn des Shuttles zum Hotel Orbit führte. Fahal stieg aus und Concita folgte ihm. Draußen war es sengend heiß und feine Sandkörnchen bissen sich in die Haut. Fahal hatte damit kein Problem, da er traditionelle Bekleidung trug, aber das sommerliche Outfit aus Spanien machte sich nicht so toll. "Ein Ausdruck von meiner verschwundenen Email mit allen Anhängen? Ich dachte, du hättest die Email auf dem Server entdeckt und beim nächsten Mal sei sie verschwunden gewesen." "Loraine muss ein Ausdruck gemacht haben, bevor sie alles gelöscht hat." "Aber warum? Dies beweist nur, was Miss Wood getan hat." "Baxter meinte, dass Loraine Schulden hatte. Ihr Auftraggeber hat ihr angeboten, die Schulden zu begleichen, wenn sie Geld aus dem Hotel abzweigt." "Was immer noch nicht beweist, dass es diesen Auftraggeber wirklich gibt." "Jemand hat Loraine umgebracht, Fahal!" "Was?" "Zumindest hat das dieser Baxter behauptet." "Wieso weiß ich nichts davon? Ich wäre der Erste, der erfahren würde, wenn da oben jemand verschwindet oder tot aufgefunden wird." "Es gibt einen Urlaubsantrag von Loraine. Jeder glaubt, sie habe die Station verlassen. Niemand bezweifelt das, daher hat auch keiner nachgesehen, welches Shuttle sie benutzt hat. Hast du sie gesehen?" "Es gab ein Problem mit der Videoanlage. Sie war bei der Ankunft von Comander Baxter nicht da. Ich bin dann ins Shuttle gestiegen. Warum hat Baxter nicht Alarm geschlagen?" "Vielleicht erpresst ihn der Mörder mit irgendwas." "Du meinst, er weiß, wer er ist?" "Als ich Baxter das gefragt habe, hat er ziemlich sauer gesagt, dass er es leider nicht herausgefunden hat, sonst hätte er das Schwein mit einem Arschtritt ins All befördert." "Woher hat Baxter all die Informationen?" "Das hat er mir nicht gesagt. Ich hoffe sehr, dass es dem Mörder nicht gelungen ist, Loraine umzubringen und sie ihn zu mir geschickt hat." "Wieso eigentlich zu dir und nicht zu mir oder einem anderen Hoteleigner?" "Sie vertraut mir. Sie weiß, dass ich sie nicht im Stich lasse und alle Hebel in Bewegung setze, um herauszufinden, wer der Unbekannte ist." "Da hat sie wirklich recht. Wegen dir musste der Abflug des Shuttles verschoben werden." Fahal gibt ihr die Mappe zurück. "Das muss schnellstens zu den Mitgliedern des Konsortiums. Mein Fahrer bringt dich gleich zu einem Privatermittlers hier in Bahrain, der hat schon ganz andere Sachen für meine Familie aufgedeckt. Bleib dran, Concita! Ich fliege jetzt hoch und halte dort die Stellung. Die Erweiterungsarbeiten an den Sonnenkollektoren sind in vollem Gange."

'Suleiman Gassarah - Privatermittler' steht an meiner Tür. Aber das bin nicht ich. Ich meine, das ist das, was die Leute glauben sollen, was ich mache. Ich bin aber alles andere als ein Ermittler. Ich bin ein Geschichtensammler. Schon in meiner Kindheit habe ich große Beobachtungsgabe bewiesen. Ich wusste genau, was meine Mutter wütend machte und was mein Vater stolz auf mich. Ich habe in New York Psychologie studiert. Ich kenne alle Abgründe der Menschlichkeit, mir ist nichts fremd.
Als ich diesen Auftrag von Signora González bekam, war mir klar, dass nur ich der Richtige für diesen Fall sein konnte. Selbst die besorgte Spanierin konnte ihr Geheimnis nicht vor mir verbergen. Ein lesbisches Abenteuer mit der Technikerin also. Warum wollte sie das vor mir verbergen? Mit diesem Ablenkungsmanöver hatte sich die Technikerin Wood doch erst verdächtig gemacht. Erst durch das anschließende Verschwinden der Email kam ihrer Entdeckerin dann erst wirklich der Verdacht. Jeder macht mal Fehler! Dieses Schnuckelchen von Dan Baxter war dann schon etwas schwieriger zu knacken. Er behauptete doch tatsächlich, er wäre nie in Barcelona gewesen und von irgendeinem Ausdruck wüsste er nichts. Natürlich kannte er Loraine Wood, was unser Gespräch dann doch etwas in Gang brachte. Doch dann knallte er mit der Faust auf den Tisch: "Ich weiß gar nicht, warum sie ihre Zeit mit mir vergeuden. Finden sie diesen Mann, der meine Freundin auf dem Gewissen hat." Mehr brauchte ich nicht zu wissen, Emotionen sind das Tor zur Seele! Loraine Wood lebt noch. Leider wird das Signora González nicht genügen. Ich musste den großen Unbekannten finden.

Hotel OrbitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt