Der Zusammenbruch

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Meine, von der Kälte steifen Beine schleppten mich zu einer nahegelegenen Straßenlaterne.
Ich hatte mir etwas mehr vorgestellt. Ich meine, wofür habe ich so lange gewartet? Ich hätte mir wenigstens ein bisschen Gegenwehr gewünscht. Wo bleibt da der Spaß? Naja, immerhin habe ich eine gute Gelegenheit bekommen die Stadt fürs Erste zu verlassen.
Meine Schusswunde treibt mich fast in den Wahnsinn. Ich habe es in dem Adrenalinrausch schon fast nicht mehr gemerkt, aber es zieht doch schlimmer als ich angenommen habe. Ich sollte Zuhause nochmal Jack fragen, ob er da etwas machen kann.
Mich zu der Hütte zu schleppen kam mir wie die Höllenqual vor, die ich noch nach meinem Tod vor mir habe.
Ein leises Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. Ach ich freue mich schon darauf. Für immer schön und jung in der Hölle. Wem würde da nicht das Herz aufgehen?
Das fahle Licht des Mondes schien auf die Bäume, die gespenstisch im Winde wehen. Ein Schauer überkam mich wie eine Lawine kurz vor dem Absturz. Die Nacht wird immer kälter oder kommt es mir nur so vor?
Was auch immer es ist, es sollte schnell aufhören. Ich kann das Gefühl nämlich nicht ab.
Im Grunde genommen habe ich keine Lust mich nach Hause zu begeben. Slender meinte zu mir, dass mein nächster Mord in einem Einfamilienhaus stattfinden wird. Er hatte Recht gehabt, er hat immer Recht. Und grade das beunruhigt mich. In dem Restaurant meinte er, außerhalb von Layla, dass er mir etwas geliebtes Wegnehmen wird. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was das sein könnte.
Nach nicht allzu langer Zeit kam ich an dem Wald an, an welchem ich auch entlang ging um hierhin zu kommen. Jetzt dauert es nicht mehr allzulange. Gott sei Dank.
Trotz allem das ich ein Mörder mit gesprungener Psyche bin, bin ich immer noch aus Haut und Knochen gemacht. Auch ich werde irgendwann einmal müde. In diesem Falle schneller als mir lieb ist. Viel zu schnell.
Zwischen dem willkürlichen Zucken meiner nicht vorhandenen Augenlieder und den Tränen die sich in ihnen bilden, fangen bunte Farben an ihr Spiel zu spielen. Zum Ohnmächtig werden ist es etwas zu früh. Zum draufgehen ebenfalls. Also Zähne zusammen und durch.
Das Blut an meinem Oberteil fing an zu frieren. Das kalte gefühl beschlich meine Beine. Der Asphalt hat noch nie so weich ausgesehen.
Doch in der ferne sehe ich mein Blockhaus. Das Licht ist aus und Jack ist anscheinend noch nicht da. Mist, ich wollte eigentlich schon längst weg sein...
Ich schleppte mich die letzten paar Meter in Richtung Tür und brach dann vor ihr zusammen.

--Jack's Sicht---

Mein Skalpell glitt wie eine eins durch die Lende meines Opfers. Mich ergriff die Ekstase, die ich bei jedem meiner Opfer verspürte
Ich habe in meinem Leben schon so einiges gesehen, aber diese Nacht werde ich nie vergessen. Ich ergriff die Innereien der jungen Frau zu meinen Knien. Die schlichte Weiße Einrichtung färbte sich in einem Rotton, der an manchen Stellen schon Kupferbraun wurde. Ich konnte den Geruch von Blut nicht ertragen und versuche so wenig wie möglich in der Wohnung zu verbringen. Es ist schon seltsam, dass man als Kannibale den Geruch von Tod und Blut nicht mag, aber die Organe eben jener isst. Im spezifischen die Nieren. Mit einem Touraine und einem dazu passendem Taboulé. Das ist das Leben das ich bevorzuge, wenn ich alleine bin.
In diesem Moment allerdings habe ich andere Probleme. Die Nieren. Ich habe für gewöhnlich eine, speziell von mir angefertigte, Tasche bei mir. Dieses Mal aber nicht, da ich bei Jeff gewesen bin. Also nur einmal probieren und in den nächsten Mülleimer werfen. Wohin auch sonst damit? An den nächsten Hund verfüttern? Tzz, das kann ja jeder.
Also ließ ich alles bis auf meine Waffe zurück. Ich bevorzuge die Hintertür zum Entwischen da ich weiß, wie dass mit Jeff damals geendet hat als er durch die Vordertür gegangen ist. Die Bullen kamen und haben ihn in eine dieser reinen, weißen Jacken gesteckt, die er so schön fand. Später musste Slendy kommen um ihn da einigermaßen herauszuholen. Es war ein Massaker. Jeff hat ganz schön was abbekommen.
Also schlich ich mich hinaus. Die Sterne funkelten und der Mond strahlte durch das Fenster im Wohnzimmer. Eine Spiegelung traf durch sie Scheibe und die dunklen Hochglanzfliesen spiegelten dien Schein.
Eine wundervolle kühle Nacht breitete sich in mir aus und die wärme des Adrenalins weichte. Mein Opfer wohnte nicht einmal eine Straße von Jeff's Haus entfernt. Wir mussten noch heute aufbrechen, damit wir nicht geschnappt werden.
Ich schlenderte durch den angrenzenden Wald als ob ich mich nicht verlaufen könnte. Als wäre ich der Gott dieses Waldes. Das bin ich natürlich nicht aber die Vorstellung fände ich ganz amüsant
Ich konnte schon in der ferne eine am Boden liegende Gestalt ausmachen. Ich brauchte nicht lange um diese als Jeff zu identifizieren. Mein Adrenalin kam zurück und ich spurtete zu dem kleinen Verschlag aus Holz hinüber.
Er schien ohnmächtig geworden und dann zusammengebrochen sein. Wieso auch immer. Warum hat Layla ihm nicht geholfen? Was zur Hölle soll das alles?
Ich nahm seinen rechten Arm und legte ihn um meine linke Schulter. Er wog bestimmt so um die achtzig,neunzig Kilo aber das konnte ich gut stemmen. Dem Killer sei Dank.
In dem Raum angekommen legte ich ihn auf das Bett. Layla saß im Dunkeln an dem Küchentisch und starrte die Tischplatte an. Ich konnte mich in diesem Moment nicht darum kümmern.
"Hey Layla, kannst du mir mal bitte helfen?" fragte ich mir einem schnauben. Sie drehte sich zu mir um. Ihre Augen waren rot und Blutunterlaufen. Sie musste hier über mehrere Stunden geweint haben. Ihre Augen waren so aufgequollen, sodass ich nicht sagen konnte, ob sie mich oder Jeff ansah.
Aber trotzdem schlürfte sie sich zu mir hinüber.
"Was ist los?" fragte sie monoton in die stille hinein. "Ähm, ich hab Jeff vor der Haustür gefunden und dachte, dass du vielleicht weißt was passiert ist?". Sie nickte leicht. Mit dem Zeigefinger deutete sie auf seine Schulter. Ich zog ihm leicht am Kragen, damit eben diese frei wurde.
Eine schon reichlich entzündete Schusswunde kam zum Vorschein. "Was ist das?" fragte ich geschockt. Layla sagte nichts. "Das muss ich sofort operieren. Cholera jasna. Warum auch ausgerechnet jetzt?". Layla schaute mich an wie ein Auto. "Du sprichst Polnisch?" fragte sie verwundert. "Ich spreche viele Sprachen, aber das ist meine zweite Muttersprache neben Englisch. Meine Mutter war Polin." erzählte ich während ich Jeff das Shirt auszog. Ich hatte hier doch gar keine Instrumente. Layla schien sich beruhigt zu haben. Ich beschloss sie später darauf anzusprechen. Erstmal habe ich andere Prioritäten.
"Hör mal, ich muss kurz zu mir nach Hause, kannst du bitte bei ihm bleiben. Rede mit ihm und sag ihm, dass ihm geholfen wird. Ich bin in fünf Minuten wieder da. " Meinte ich noch und rannte durch die Tür wieder hinaus.1. Der Anfang2. Ankunft3. Von Duschen und Putzen4. Das Treffen5. Kopfschmerzen6. Alte Zeiten7. Das Kunstwerk8. Der Zusammenbruch9. Der Ausbruch10. Im Krankenhaus11. Wahnsinn12. Finden13. Der Unbekannte

JeffWhere stories live. Discover now