Layla's Sicht--
Ich wachte auf. Mir war kalt. Es war stockfinster und man konnte die Hand vor Augen nicht sehen. Ich befand mich noch immer in dem Wald auf dem Jägersitz. Der Mond schien in einem reinen Weiß auf die Baumkronen herab. Die Äste wehten leicht in dem Mitternächtlichen Wind.
Ein Dröhnen ertönte in meinen Ohren. Wie ein dumpfes Trommeln machte es sich in der Stille bemerkbar. Erst von weit weg, dann immer näher.
Ein leises Flüstern in meinem Kopf, das ich nicht ausmachen kann. Es war eine Frauenstimme, die immer näher kam. Ich hörte, wie sie immer etwas auf Spanisch sprach. Leider kann ich kein Spanisch.
Sie rief einen Namen. Ich verstand ihn nicht. Ich glaube, sie sagte Ben, aber ich kann mich auch verhört haben.
Mit einem Mal schrie die Frauenstimme auf. Ich hörte den entsetzlichen Schrei erst von links, konnte aber nichts sehen, dann lief die Frau anscheinend nach rechts. Wieder Stille. Ich war wie paralysiert vor Angst.
War das Jeff oder war es Jack die mich jetzt suchen kommen??
Nein, das sind schließlich beides keine Mädchen. Aber wer war es dann? In dem Wald konnte ich nichts ausfindig machen, sei es wegen der eingeschränkten Sichtverhältnisse oder weil da einfach nichts war. Ich konnte es nicht sagen.
Dann ging das Orchester in meinem Kopf wieder los. Ich hielt mir die Ohren zu. Ein Mann war diesmal zu hören, auch er sprach Spanisch.
Eine Plastiktasse wurde an Gitterstangen gerieben, wie man es aus den alten Buffalo Bill Westernfilmen kennt, wenn einer im Gefängnis sitzt.
Wie auf die Sekunde genau zu meinem Gedankengang hörte ich ein Akkordeon spielen, es hörte sich aber weiter entfernt an als die Frauenstimme. Sie sprach nun direkt in mein Ohr.
Sie zischte mir ein beängstigendes "Loco, Loco, Loco, Loco", zu. Ich schaute in die Richtung. Aber da war niemand.
Ich konnte mich nicht mehr richtig konzentrieren. Eine Mauer blockierte sämtliche Rationalitäten in meinem Kopf. Ich bekam einen Schweißausbruch. Mir wurde warm und kalt zugleich. Ich konnte mich einfach nicht darauf konzentrieren, dass ich mich lieber schnell aus dem Staub machen sollte.
Aber nach einiger Zeit wurde es Still. Der komplette Wald wurde zu einer Leichenkammer, in der die letzten Subjekte die längste Zeit gelebt haben. Ich musste an meine Mutter denken. Daran, dass ich eigentlich ein neues Leben starten wollte. Dann dachte ich an Jeff, wie er in meine Wohnung kam und mir direkt das Klo versaut hatte. Ich dachte an Jack und an die Zeit, die er mit uns war. Dann schweiften meine Gedanken zu dem Restaurant ab. Zu dem Kellner, der anscheinend das alles hier, hat kommen sehen. An den großen Typen, der ohne Gesicht in de rLage war mit mir zu sprechen. Es wirkte genauso wie jetzt.
Der große Mann, was hat Jeff gesagt? Slenderman, oder so.
Das muss es sein. Aber von genau dem sollte ich mich doch fernhalten. Ich lebe grade einen Albtraum auf den selbst Freddy Krüger höchstpersönlich neidisch wäre. Und ich wäre sofort bereit ihn gegen alles auf der Welt einzutauschen.
Aber das geht nun mal nicht.
Warum nur? Ich will das alles nicht.
Die Stille macht mich wahnsinnig. Ich schaue mich hektisch in alle Richtungen um. Der kleine Unterstand an dem Sitz bot mir keine Deckung mehr. Ich hatte keine Möglichkeit mich zu verstecken. Damals als Kind hatte ich immer eine Kuscheldecke, für den Fall, dass das Monster aus dem Schrank in der Nacht zu mir kommen sollte. Ich fühle mich wieder vierzehn Jahre zurückversetzt.
Ich kann das alles nicht glauben.
Dann sah ich in der Ferne einen Baum, er war ein wenig kleiner als die anderen hier, hatte aber dennoch eine beträchtliche Größe. Aber dieser Baum... er wehte in der Windstillen Nacht ungewöhnlich stark.
Und er wurde mit jedem Schritt größer. Er war nur noch gut zehn Meter von mir entfernt, bis mich meine Angst packte und ich die Beine in die Hand nahm, um mir mein Leben zu retten.
Ich rannte so schnell ich konnte. Sobald ich mich zu ihm umdrehte, ertönte ein entsetzlicher Tinnitus in meinen Ohren. Aber das Adrenalin welches mein Körper grade ausschüttete, schenkte dem keine Beachtung.
Mein Atem ging nun schon Stockweise und ich wurde langsamer. Und immer langsamer. Bis ich schließlich keuchend zum Stehen kam. Meine Seite stach und schmerze unaufhörlich. Ich hatte das Gefühl, dass mich Slender allein an meinem Ausatmen ausfindig machen könnte. Aber dem war nicht so.
Ich ging weiter, bis ich an einer kleinen Hütte ankam. Ich hatte die Hoffnung, dass dort jemand wohnen würde, dem ich alles erzählen konnte. Der mir helfen würde. Aber als ich durch das dunkle Fenster schaute, konnte ich nichts erkennen. Ich ging davon aus, dass das Häuschen leer sei und trat die Tür auf. Meine Beine schmerzten nun mehr als vorher, aber ich konnte mich wenigstens hier verstecken, bis ich wieder einigermaßen normal atmen konnte.
Ich beschloss mich trotz meiner Blindheit ein wenig umzusehen. Ist ja möglich, dass hier noch mehr Killer wohnen, die es auf mich abgesehen haben. Ich frage mich bis heute, was an mir so besonders ist, dass Jeff mich mitgenommen hat. Was könnte ich denn gemacht haben. Vielleicht bin ich ja auch nur Mittel zum Zweck und er braucht nicht mich? Aber das kann ich mich lange fragen. Wie es ihm wohl grade geht? Ob Jack ihm helfen konnte, ich würde mich schon nochmal gerne mit ihm unterhalten, am liebsten in getrennten Räumen und mit Plexiglas gesichert. Nur um ihn zu fragen, was das alles hier soll.
Na ja, meine größeren Probleme laufen grade durch den Wald und suchen mich. Darum sollte ich mich wohl oder über zuerst kümmern. Auch wenn ich mich frage, ob er nicht andauernd gegen einen Baum läuft. So ohne Gesicht muss es sich ja auch schlecht leben. Aber was genau sind das alles für Kreaturen?
Slelnder ist um die vier Meter groß und unnormal Dünn, Jack hat keine Augen, sondern nur Löcher aus denen eine schwarze Flüssigkeit läuft. Naja und Jeff, der wirkt von allen noch am menschlichsten, nur das falsche Gefühl von Glück, welches durch das eingeritzte Grinsen verfälscht wird, und die bleiche Haut sowie die dauerhaft geröteten Augen machen ihn zu dem was er nun mal ist. Was sie alle sind. Killer und das keine Kleinkaliber. Was in einem Menschen muss denn so schlimm gewesen sein, dass er anderen Menschen das Leben nimmt. Zu welchem Zweck?
