Kapitel 2: Rettung in der Nacht

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Ich sprang sofort zu Frodo hinunter und sah ihn geschockt und verwirrt an. Er atmete nur noch ganz langsam und man konnte nicht mehr auch nur ein bisschen seiner Augen erkennen. Alles war weiß. Langsam hob ich seinen kleinen Kopf an und fand, dass er unglaublich zerbrechlich aussah und doch so stark. Ich merkte wie meine Flügel verschwanden und das Licht um mich verblasste, aber das war nebensächlich.

"Frodo.. Nein", wimmerte ich los, als er nicht einen Muskel bewegte und mir kamen die ersten Tränen. Ich kannte ihn zwar eigentlich nicht aber er bedeutete mir aus irgendeinem Grund etwas..

"Frodo, lasto beth nîn, tolo dan nan galad." (Frodo, hör meine Stimme. Komm zurück ins Licht), versuchte ich es auf elbisch. Als er nicht die kleinste Reaktion zeigte, drückte ich ihn an mich. Stille. Es herrschte Stille. Ich nahm nicht einmal mehr das Rauschen des Flusses wahr. Sogar mein eigenes Schluchzen hörte ich nicht mehr.

Asfaloth wieherte laut und ich schaute zu ihm hoch. Er sah mich vorwurfsvoll an, aber das konnte ich mir genauso gut einbilden.

"Ich darf ihn noch nicht aufgeben", sagte ich, über meine eigene Stärke und Zuversicht verwundert, und wischte meine Tränen weg.

Ich hievte seinen kleinen Körper auf Asfaloths Rücken und schwang mich selbst wieder hoch. Ich musste ihm nicht befehlen zu galoppieren, er tat es ganz von alleine. Der Weg nach Imladris kam mir viel länger vor, als er es eigentlich war. Als wir endlich ankamen, schrie ich laut nach Hilfe und sofort kamen mindestens ein Dutzend Elben angelaufen und darunter glücklicherweise auch mein Vater und Arwen.

Ich sprang von Asfaloth und krächzte mit ungewöhnlich tiefer Stimme: "Boe de nestad" (Er braucht eine Heilung)

Sie nahmen ihn mir ab und ich merkte erst jetzt wie erschöpft ich war. Ich sah wie Arwen auf mich zulief und fiel ihr in die Arme. Ich erwartete, dass sie mich ausfragte doch sie blieb einfach still in der Umarmung und streichelte mir über den Rücken. Ich sackte langsam gegen sie zusammen, meine Beine verließ jede Kraft.

"Ariel, warum ist dein Oberteil aufgerissen und wieso fühlen sich zwei Stellen so warm an?", stutzte Arwen plötzlich und sah mich fragend an.

Mir fielen die Flügel wieder ein und plötzlich wurde mir schlecht. Das war wirklich keine Einbildung. Sie waren da.. Ich setzte zu einer Antwort an, aber sackte auf dem Boden zusammen. Dann wurde mir schwarz vor Augen..

Als ich wieder zu Bewusstsein kam, hörte ich Stimmen und ließ meine Augen geschlossen, um zu hören wer es war. Die Stimmen gehörten Elrond und einem Unbekannten.

"Gandalf, ich mache mir große Sorgen. Ich verstehe nicht, woher ihre plötzliche Verwandlung kam. Sie sollte ihre Kräfte noch nicht benutzen können, geschweige denn davon wissen", hörte ich meinen Vater sagen.

"Sie weiß noch nicht besonders viel darüber und wir werden ihr nicht mehr als nötig erzählen.", entgegnete die Stimme, die zu dem Zauberer, den ich nun auch erkannt hatte, gehörte.

Ich entschied geheim zu halten, was ich gehört hatte und öffnete langsam meine Augen.

"Agoreg vae, Andariel" (gut gemacht, Andariel), sagte Gandalf; "Du hast Frodo gerade rechtzeitig hergebracht. Noch ein paar Stunden und wir hätten ihm nicht mehr helfen können"

"Le suilon, Gandalf" (Ich grüße dich, Gandalf), erwiderte ich nur und setzte mich auf. "Was habe ich verpasst?"

"Frodo ist zwar noch nicht aufgewacht, aber ihm geht es schon viel besser und er wird es überstehen. Die drei Hobbits und, zur Freude deiner Schwester, Aragorn sind ebenfalls vor ein paar Tagen angekommen: Dein Vater, Herr Elrond, ruft einen Rat ein und die ersten treffen schon ein. Wundere dich also nicht, wenn du fremde Gesichter siehst"

Ich wollte zur Antwort ansetzten, aber die Tür wurde aufgerissen und Arwen kam herein. Sie lief auf mich zu und umarmte mich, etwas zu stürmisch, sodass ich vor Schmerz aufstöhnte.

"Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Ich hab mir solche Sorgen gemacht!", freute sie sich.

"Du hast dir Sorgen gemacht? Während Aragorn hier ist, kannst du doch an nichts anderes denken als ihn", neckte ich sie. Dafür erntete ich einige böse Blicke, aber das war es mir wert.

Gandalf und mein Vater gingen um nach Frodo zu sehen und ich blieb mit Arwen zurück. Wir unterhielten uns noch einige Zeit und dann half sie mir, mich fertig zu machen. Ich trug für sie sogar eins ihrer Kleider, auch wenn ich fand, dass es ihr viel besser stand. Sie ging mit mir nach draußen und half mir am anfang noch beim Laufen, da mir immernoch etwas schummrig war. Sie trennte sich dann aber wieder von mir, weil wir Aragorn über den Weg liefen. Ich hatte so nun eine Menge Zeit zum nachdenken. Ich brauchte Antworten! Warum bei den Valar sind mir Flügel gewachsen? Warum wollen sie mir nicht sagen, was los ist und was ich bin? Wer bin ich? Ich fühlte mich schlecht und mir war unwohl in dem eigentlich wunderschönen grünen Kleid. Mit Arwen an meiner Seite ging es, aber alleine fühlte ich mich hässlich und fand, dass das Kleid mir nicht stand. Ich seufzte und verlor mich immer mehr in meinen verwirrenden Gedanken. Ich wanderte ziellos durch Bruchtal und plötzlich stieß ich mit jemandem zusammen. Ich blickte auf um mich zu entschuldigen und erstarrte. Ich sah in eisblaue, wunderschöne Augen und verlor mich für eine Sekunde in ihnen. Bis mir auffiel, dass sie mir bekannt vorkamen. Ich sah den Elben noch kurze Zeit verwirrt an und plötzlich sah ich mich selbst vor meinem Inneren Auge;

Mein Atem ging schnell und unregelmässig. Ich kniff kurz die Augen zusammen um vor Schmerzen nicht aufzuschreien. Mein linkes Knie brannte wie Feuer und ich sah durch meine kaputte Kleidung eine riesige, klaffende Wunde an meiner Hüfte. Ich hörte das Knurren und Bellen des Wargrudels und war mir ziemlich sicher, mein Ende sei nun gekommen. Ich suchte die Umgebung nach meinen Waffen ab, konnte, aber weil es dunkel war nichts erkennen. Ich gab mich meinem Schicksal hin und ließ mich auf den Boden fallen, als ich das Surren eines Pfeils vernomm und kurz darauf das Aufheulen eines Wargs. Ich sah mich verwirrt und mit schwerem Atem um und nicht weit weg von mir standen mindestens 20 Gestalten, die mit Pfeilen schossen. Ein Wolf nach dem anderen starb und es war still. Ich schloss meine Augen und versunk in einen Fieberschlaf. Ich fand mich in den Armen eines Elben wieder, der meine Wunden versorgte. Ich war noch zu schwach um zu sprechen, aber sah das wir nicht alleine waren und es war hell um mich herum. Nur eine Sekunde nachdem ich ihn erblickt hatte, stand er eilig auf. Ich sah wie er wegrannte und mich verwirrt zurückließ. Während er weglief, versuchte ich mir so viel wie möglich von ihm einzuprägen. Sein langes, perfektes Haar war offen, bis auf zwei kleine, ebenfalls perfekt geflochtene Zöpfe an den Seiten und einem großen der nach hinten führte. Seine Kleidung war leicht beschmutzt, aber er sah trotzdem noch verdammt gut in ihnen aus. Sein Gesicht konnte ich mir von hinten nicht ansehen, aber als er im Rennen nocheinmal kurz seinen Kopf wendete, zogen mich seine Augen in den Bann. Sie waren eisblau. Man verlor sich sofort in ihnen.

"Iston i nîf lîn" (Ich kenne euer Gesicht *husthust ihr wisst woher das kommt*), sagte ich so leise, das es schon fast ein Flüstern war; "Hanton le" (ich danke euch)

Er neigte seinen Kopf und schien sich ebenfalls zu erinnern. Einige Sekunden war es still zwischen uns. Ich schaute ihn erwartungsvoll an und wartete auf seine Antwort

"Boe i 'waen" (ich muss gehen), sagte er schließlich nur und lief an mir vorbei. Verwirrt sah ich dem Elben hinterher. Ich wollte ihn verfolgen und ihn zur Rede stellen, aber dann sah ich Gandalf und mich interessierten meine merkwürdigen 'Kräfte' mehr, als der Elb. Ich lief auf ihn zu und rief seinen Namen;

"Gandalf, ich muss euch etwas fragen..", sagte ich als ich neben ihm stand.

"Ariel, natürlich! Was liegt dir auf dem Herzen, meine Liebe?"

"Elrond und ihr wisst es oder? Ihr wisst was mit mir geschehen ist, als die Nazgûl mich verfolgten. Hab ich Recht? Hab ich Recht, Gandalf?", platzte es aus mir raus.

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Mae govannen☺
Hier ist auch schon das zweite Kapitel! Ich wollte mit dem posten eigentlich noch warten, aber ich bin einfach zu ungeduldig.
Über einen Kommentar oder ein Vote würde ich mich natürlich freuen *zwinker*

N'i lû tôl

Die Herrin des Lichts [HdR/Legolas FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt