Ich sah noch ein letztes mal in seine blauen, strahlenden Augen bevor ich meine Augen schloss und Zitternd meine Hand an seinen Nacken legte. Keine Sekunde später spürte ich seine weichen Lippen auf meinen und hielt den Atem an. Ein wohliges Gefühl breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Er drückte mich mit der Hand an meiner Taille noch näher an mich ran, falls das überhaupt möglich gewesen war, und langsam begann ich den Kuss zu erwidern. Von meinen Fingerspitzen bis zu meinem Bauch kribbelte alles, wirklich alles. Ich ging langsam rückwärts und stieß gegen die Boxenwand. Während wir uns küssten, wanderte meine Hand an seine Wangen und die Andere suchte die seine. Er ließ meine Wange los und verschränkte seine Finger mit meinen. Mir wurde jetzt erst bewusst was wir hier gerade taten, aber ich ignorierte den Teil in mir der wollte, dass ich ihn wegstieß. Ich verlor das Gefühl von Raum und Zeit. Dieser Moment kam mir ewig vor und war doch zu kurz, als er sich langsam von mir löste. Ich schlug die Augen auf und sah in seine. Mir fiel auf, wie hell ich gerade leuchtete und musste unwillkürlich lächeln. Er erwiderte das Lächeln und ich strich langsam über seine Wange.
"Ariel, kommst du?", hörte ich Gandalf nach mir rufen und damit war der Moment vorüber und ich trat wieder in die Wirklichkeit zurück.
Ich seufzte auf und rief: "Natürlich."
Ich sah Legolas noch einmal ins Gesicht und ließ ihn dann vollständig los. Ich schwang mich auf Calanon's Rücken. Wiederwillig trieb ich den Hengst, der gut gehorchte, an und ritt aus der Box. Gandalf saß auf Schattenfell und als er mich sah galoppierte er ihn an. Ich wendete mich noch einmal kurz zu Legolas, der mich ansah und seine Hand auf die Brust legte und dann in meine Richtung hielt (Elbische (Abschieds)Geste). Ich galoppierte den Hengst mit einem Lächeln an und schoss Gandalf hinterher. Ich hatte nicht wirklich Zeit, über das nachzudenken, was gerade geschehen war.
Wir ritten aus Edoras heraus und über die offenen Ebenen von Rohan. Viele Meilen lang ritten wir, ohne zu bremsen oder zu reden. Ich fragte mich, wo er hin wollte und was ich damit zutun hatte, und immer wieder wanderten meine Gedanken zu dem Elben. Der Kuss machte mir zu schaffen, ich war unsicher, was ich darüber denken sollte.
Am frühen Abend hielten wir an einer Baumgruppe an und ich versorgte die Pferde, während Gandalf eine Landkarte ausfaltete. Ich setzte mich zu ihm, als ich fertig war und er zeigte auf Helms Klamm.
"Aus dieser Schlucht führt kein Weg hinaus. Théoden läuft in eine Falle. Er glaubt sein Volk in Sicherheit zu bringen, aber es wird in einem Gemetzel enden", sagte er mit seiner dunklen Stimme und fuhr sich über den Bart.
"Und was haben wir jetzt vor, Gandalf?"
"Théoden hat einen starken Willen, doch ich fürchte um ihn. Ich fürchte um das überleben Rohans. Der graue Pilger, so nannte man mich einst. Seit 300 Menschenleben bin ich nun schon auf dieser Erde und jetzt habe ich keine Zeit mehr. Morgen früh machen wir uns auf die Suche nach Éomer. Mit etwas Glück wird die Suche nicht umsonst sein.", erzählte er und fügte dann hinzu: "Schlaf jetzt, anstrengend wird es sicher werden."
Ich nickte und baute mein Nachtlager auf. Ich sah in den Sternenhimmel und musste an Caras Galadhorn zurück denken. Dort konnte ich nicht schlafen, weil ich dachte Gandalf sei tot. Wir alle dachten das. Ich musste lächeln, als ich daran dachte wie sich alles geändert hatte. Ohne Gandalf wäre so vieles anders geworden, so vieles..
Meine Gedanken kreisten kurz darauf schon wieder um Legolas.. Verdammt man! Musste er mich erst küssen, damit ich kapierte, dass alle meine Versuche mich von ihm fernzuhalten, nichts bringen würden. Ich hatte mich schon längst verliebt. Das hatte ich ja mal wieder ganz klasse hingekriegt..
Die Zweifel nagten wieder an mir, doch dann fielen mir Éowyns Worte wieder ein. Wieso denkt ihr, dass Liebe nur Leid bedeutet? Liebe ist doch soviel mehr.. Sie ist schön und gibt einem das Gefühl, etwas wert zu sein. Erinnerungen an den Kuss traten wieder in mich. Ich hatte mich lange nicht mehr so toll gefühlt. Ich war wie in einer anderen Welt gewesen und in mir drin war alles voller Licht. Ich vermisste dieses Gefühl jetzt schon schmerzlich. Ich hatte noch nie vorher solch eine Liebe gespürt und noch nie solch ein Licht in mir und genauso hatte ich noch nie jemanden so sehr vermisst, nach nur so wenigen Stunden.
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Die Herrin des Lichts [HdR/Legolas FF]
Fantasy"Selbst die Kleinste vermag den Lauf des Schicksals zu verändern, Andariel. Du bist die Herrin des Lichts und nur du kannst diese Welt retten" Ariel, die zweite Tochter Elronds, wird als 10. Gefährtin auserwählt. Auf dem Weg zur Zerstörung des einen...