Er lächelte. Dieses Lächeln war unbeschreiblich. Ich drohte mich in seinen Augen zu verlieren, aber erinnerte mich rechtzeitig daran, dass ich das nicht durfte. Ich räusperte mich schnell und drehte mich weg.
Wir gingen schweigend in unsere Zimmer und ich fragte mich, was man bei einer Beerdigung anziehen sollte, wenn man nur eine Rüstung bei sich trägt? Ich schaute mich in dem Raum um. Er war nicht besonders groß und das einzige Licht schien durch ein großes Fenster. Ich entdeckte einige Kerzenhalter, deren weiße Kerzen aber aus waren. Mein Blick fiel auf ein Bett, das in der Nähe des Fensters stand. Auf ihm lag ein schwarzer Umhang. Ich legte meinen Bogen und die restlichen Waffen, die wir mittlerweile wiederbekommen hatten, auf die Kommode links von mir und nahm den Umhang in die Hände. Der Stoff war weich und fühlte sich gut in der Hand an. Ich legte ihn mir um und betrachtete mich zufrieden im Spiegel. Er verdeckte meine restlichen Sachen und nur meine Haare störten das Gesamtbild. Sie waren zu hell und fielen zu lang über den Umhang. Auch jetzt wünschte ich mir, die Haarfarbe meines Vaters zu haben, genau wie Arwen. Ich seufzte bei dem Gedanken an die beiden auf und fing an mir die Haare nach hinten wegzuflechten. Der Zopf reichte noch immer fast bis zu Hüfte, wie der Rest meines Haares es sonst tat, aber wenigstens von vorne sah ich so harmonischer aus.
Kaum war ich fertig, klopfte es an der Tür und Aragorn trat herein. Er trug ebenfalls einen schwarzen Umhang und ich vermutete, dass wir alle einen bekommen hatten.
"Kommst du?", fragte er und ich nickte.
"Ich hasse Beerdigungen", flüsterte ich, als wir auf dem Weg waren.
"Du magst es nicht Menschen sterben zu sehen und du trauerst viel um sie, hab ich Recht?", fragte er leise und ich nickte erneut.
Er blieb stehen und zog mich kurz in seine Arme. Ich seufzte auf, seine Umarmungen taten gut.
Er nuschelte in mein Haare, ehe er mich losließ: "Wir sind alle bei dir und diesmal kennst du den Mann doch nichteinmal, okay?"
Gemeinsam traten wir aus dem Haus und trafen nur einige Meter später auf Gimli, Legolas und Gandalf. Sie trugen, wie vermutet, alle den selben Umhang und gemeinsam schlossen wir uns dem Zug der Menschen an. Ganz vorne lief Théoden mit Éowyn und hinter ihnen trugen mehrere Soldaten Théodred auf einer Art Liege. Wir kamen an den Hügelgräbern vor den Stadtmauern an und bildeten einen Gang. Ich verbat mir jegliche Emotionen und starrte stumm auf die Menschen. Éowyn stand ganz vorne und fing nach kurzem Zögern an ein Klagelied zu singen. Ihre Stimme war nicht die schönste, aber sie sang mit Emotionen und großer Trauer.
Langsam verschwand Théodred in dem Grab und Éowyn verstummte. Einige Minuten standen wir um das Grab herum und ich spürte Legolas' Blicke auf mir. Ich sah ihn nicht an, sondern schaute zu Éowyn. Sie weinte und tat mir fürchterlich leid. Théoden sah ebenso angeschlagen aus und langsam gingen die Einwohner. Alle außer Gandalf und Théoden kehrten in die Stadt zurück und ich hörte noch wie sie sich unterhielten. Ich erlaubte mir nicht zuzuhören, auch wenn meine Elbenohren es gekonnt hätten. Zurück in Edoras folgte ich Aragorn, der in Richtung der Goldenen Halle ging. Ich blieb am Eingang, auf der großen Steinfläche, stehen und sah über die Leute hinweg in die Wildnis.
Ich hörte plötzlich eine Stimme hinter mir: "Euer Zopf ist schön, elbisch geflochten oder nicht?"
Ich drehte mich um und sah eine verweinte Éowyn. Ich nickte.
"Ihr seht aber auch wunderschön aus", gab ich zurück und brachte sie damit kurz zum Lächeln.
"Danke", sagte sie leise.
Ich hätte mich am liebsten weiter mit ihr unterhalten und sie noch etwas besser kennengelernt, aber mein Blick fiel auf ein Pferd auf den Feldern. Zwei kleine Kinder saßen auf ihm und eines schien herunterzurutschen. Ich lief ohne zu zögern los und drängte mich durch die Menge, die mir verwirrte Blicke zuwarf. Mein Umhang verhinderte es, dass ich schnell laufen konnte, also ließ ich ihn fallen und rannte weiter.
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Die Herrin des Lichts [HdR/Legolas FF]
Fantasy"Selbst die Kleinste vermag den Lauf des Schicksals zu verändern, Andariel. Du bist die Herrin des Lichts und nur du kannst diese Welt retten" Ariel, die zweite Tochter Elronds, wird als 10. Gefährtin auserwählt. Auf dem Weg zur Zerstörung des einen...