Einige Sekunden herrschte Stille und ich spürte die Blicke der ganzen Versammlung auf mir.. schon wieder. Doch dann raschelte es hinter einem Busch und Sam, der blonde Hobbit, kam hervor.
"Hey, damit das klar ist, ohne mich geht Herr Frodo nirgendwo hin!", rief er selbstsicher und ich verlor alle Anspannung die auf mir lag.
Mein Vater schmunzelte und sagte: "Nein fürwahr, es ist kaum möglich euch zu trennen, selbst wenn er zu einer geheimen Beratung eingeladen ist und du nicht."
"Wir kommen auch mit!", riefen plötzlich die anderen beiden Hobbits und traten hinter zwei Säulen hervor.
"Oder ihr werdet uns in einem Sack verschnürt heimschicken müssen.", fügte Merry hinzu.
Und Pippin ergänzte: "Wie dem auch sei, man braucht Leute mit Verstand für diese... Abenteuer... was auch immer... Geschichte."
Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen und einige der anderen lachten ebenfalls.
"Dann wirst du gewiss nicht ausgewählt, Pip!", flüsterte Merry und mein Lachen wurde lauter, Ich lachte sosehr, dass mein Bauch anfing weh zu tun.
Als wir uns alle beruhigt hatten sprach mein Vater: "Zehn Gefährten. So sei es: Ihr bildet die Gemeinschaft des Ringes."
"Großartig! Und wo soll's hingehen?", fragte Pippin und diesmal verkniff ich mir mein Lachen.
Ich konnte es kaum glauben, ich durfte, ohne Diskussionen mit meinem Vater, Teil der Ringgemeinschaft sein. Ich verbarg meine riesige Freude und ging wie alle anderen von der Versammlung fort. Ich überlegte es Arwen sofort zu sagen, jedoch vermutete ich, dass Aragorn das übernehmen würde.
Sie tat mir leid. Aragorn musste sie schon wieder verlassen und ich auch noch. Und wir hatten keine Gewissheit wiederzukommen. Mein Vater wollte sie in die unsterblichen Lande fahren lassen. Ich dagegen konnte mir jetzt ausmalen, dass ich entweder sterben oder, falls wir Sauron besiegten, mit einem Teil der Ringgemeinschaft nach Valinor fahren würde. Aragorn würde hier bleiben und sterben müssen.
Und genau das war der Grund warum ich keine Liebe in meinem Leben haben wollte. Es zerriss mir schon genug das Herz Arwen so unglücklich zu sehen, aber selbst diesen ganzen Schmerz durchzumachen war unvorstellbar für mich. Ich hatte ja so schon genug Dinge die meine Aufmerksamkeit forderten..
Ich ging auf mein Zimmer und fing an zu packen. Wir würden morgen direkt aufbrechen und ich hatte keine Ahnung was ich alles mitnehmen sollte. Gandalf wollte ich nicht fragen und mein Vater war bestimmt anders weit beschäftigt. Ich suchte einige Sachen zusammen, jedoch fielen mir dauernd neue Sachen ein und ich vergas andere wieder. Nach einer Stunde glaubte ich, alles zusammen zu haben, aber dann fiel mir auf, dass ich noch gar keine Rüstung oder ähnliches hatte. Nackt gehen war auf keinen Fall eine Alternative.. Zum Glück tauchte meine Schwester auf und brachte mir die rettende Lösung. Sie hatte eine Rüstung, die leicht aber wunderschön war. Sie war nicht aus festem Eisen oder Stahl sondern ähnelte einer Lederrüstung. Ich bedankte mich tausende male und umarmte sie ganz fest. Es dämmerte bereits und wir setzten uns auf meinen Balkon. Die Stimmung wurde langsam ernster. Wir schwiegen, da wir jetzt erst richtig begriffen, was diese Reise für uns bedeutete.
"Ich habe Angst, Ariel", flüsterte sie schließlich.
"Wovor?"
"Was ist wenn wir uns nie wieder sehen? Ich weiß nicht wie ich ohne dich und Aragorn auskommen soll.."
Ich stand auf, kniete mich neben sie und nahm ihre Hände; "Wir werden uns wiedersehen! Keiner von uns wird dich für immer verlassen. Im Nachhinein wirst du das Gefühl haben, wir wären nur einen Augenschlag lang fort gewesen. Das verspreche ich dir, Arwen"
Sie nickte schwach und ich umarmte sie lange. Ich hätte weinen können, aber ich wollte jetzt keine Schwäche zeigen. Das hätte Arwen auch nicht geholfen. Ich redete noch lange mit ihr, bis es so spät war, dass wir schlafen mussten. Zu meinem Erstaunen, schlief ich schnell ein und als ich am Morgen aufwachte fühlte ich mich fit und bereit für die kommenden Abenteuer. Ich machte mich sofort fertig und lief direkt zum Treffpunkt an den Toren. Außer mir waren nur mein Vater, Arwen und Legolas da. Ich lief auf meinen Vater zu und umarmte ihn fest. Ich unterdrückte meine Tränen. Mir fiel der Abschied schwer, aber ich versuchte mich auf meine Vorfreude zu konzentrieren.
"Av-'osto, Iellig" (Hab keine Angst, meine Tochter)
"Avon, ada" (Werde ich nicht, Vater)
Wir sahen uns eine Weile an und er übergab mir noch meinen Bogen, meine Pfeile, zwei Dolche und das Schwert. Ich befestigte alles an mir und brachte meine Tasche an Lutz, dem Pony von Sam, an. Ich merkte, dass mir jemand näher kam und als ich mich umdrehte stand Legolas vor mir. Ich wusste nicht, ob ich etwas sagen sollte, da er mich letztes mal so abgewimmelt hatte. Wir starrten uns ein paar Sekunden. Er räusperte sich schließlich und lief an mir vorbei. ich wendete meinen Blick auf den Boden. Ich überlegte schon, doch etwas zu sagen, aber immer mehr trafen ein und so gesellte ich mich zu den Hobbits. Sie sahen ängstlich aus, aber entschlossen ihre Aufgabe zu erfüllen. Ich versuchte ihnen noch etwas Mut zuzusprechen. Doch ich war mir nicht so sicher, ob mir das besonders gut gelang. Nach und nach trafen alle ein und die Letzten verabschiedeten sich voneinander. Schließlich stellten wir uns auf und warteten auf die Ansprache meines Vaters.
"Der Ringträger macht sich nun auf die Suche nach dem Schicksalsberg. Euch, die ihr mit ihm geht, wird kein Eid und keine Verpflichtung auferlegt, weiter zu gehen, als ihr wollt. Lebt wohl. Haltet fest an eurem Ziel. Möge der Segen der Elben und Menschen und aller freier Völker euch begleiten."
"Die Gemeinschaft wartet auf den Ringträger", sagte Gandalf und blickte zu Frodo. Dieser nickte und trat aus den Toren. Wir alle folgten ihm und ich hörte wie Frodo fragte: "Mordor, Gandalf, liegt das links oder rechts?"
"Links."
Ich lächelte. Wir verließen Bruchtal endgültig und folgten der Straße. Niemand redete, so als ob wir jederzeit angegriffen werden könnten. Doch mit jeder Stunde die wir wanderten, stieg die Stimmung und ein paar fingen Gespräche an, Gandalf summte ein Lied vor sich her und die Hobbits unterhielten sich über Essen.
Wir wanderten Tag für Tag und ich lernte die anderen besser kennen, mit Ausnahme von Legolas, der mich ignorierte, und Boromir, der über die Anwesenheit von mir als Frau wohl nicht sonderlich begeistert war.
Wir kamen an einer größere Steingruppe an und beschlossen dort zu rasten. Die Hobbits trainierten mit Boromir das Kämpfen. Das war echt lustig mit anzusehen und ich brach mehr als einmal in einen Lachanfall aus. Frodo, der als einziger nicht übte, setzte sich neben mich. Wir unterhielten uns eine Weile und er erzählte mir, dass er sein Schwert von Bilbo bekommen hatte. Bilbo kannte ich auch schon länger, zum ersten Mal hatte ich ihn gesehen, als er mit Thorin Eichenschild zum einsamen Berg wollte und die Zwerge eine Zeit in Imladris verweilten. Nun lebte der alte Hobbit bei uns und ich hörte seinen Gedichten, Liedern und Erzählungen gerne zu. Frodo erklärte mir außerdem, dass Stich leuchtete wenn Orks in der Nähe waren. Diese Eigenschaft fand ich äußerst praktisch und nahm mir innerlich vor, mich danach zu erkundigen, ob es möglich wäre so ein Schwert in meiner Größe herzustellen..
Unerwartet setzte sich dann Legolas neben uns und schaute mit zu. Mir war dieses nebeneinander sitzen und sich trotzdem ignorieren verdammt unangenehm.
"Frodo, willst du Stich nichtmal ausprobieren und ein paar Grundlagen lernen?", fragte ich deshalb.
"Mir wäre es lieber, wenn ich sowas nicht können müsste, aber ich fürchte es wäre besser", sagte er und wir standen auf.
Ich war so vertieft, darin ihm eine einfache Übung zu demonstrieren dass ich gar nicht bemerkte, wie sich ein Wolkenfetzen gegen den Wind bewegte. Ich schreckte auf als Legolas' klare Stimme "Crebain aus Dunland" rief. Alle packten hektisch zusammen, nur ich war viel zu langsam und fand kein Versteck. Verzweifelt sah ich mich um und plötzlich wurde ich zu Boden gerissen und hinunter ins Unterholz eines Gebüsches gezogen...
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Und da wären wir wieder😊
Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel und ihr findet es nicht zu langweilig. Wie immer freue ich mich über ein Vote oder einen Kommentar!💗
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Die Herrin des Lichts [HdR/Legolas FF]
Fantasy"Selbst die Kleinste vermag den Lauf des Schicksals zu verändern, Andariel. Du bist die Herrin des Lichts und nur du kannst diese Welt retten" Ariel, die zweite Tochter Elronds, wird als 10. Gefährtin auserwählt. Auf dem Weg zur Zerstörung des einen...