Die abendliche Dämmerung war bereits fortgeschritten, als man von weitem einen riesigen Rammbock sehen konnte, der auf die Stadt zugeschoben wurde. Gandalf und ich galoppierten zu den Stadttoren. Gandalf kommandierte die Soldaten herum während ich einfach nur wartete. Den ganzen Tag schon ritt ich umher und half bei der Verteidigung der Stadt. Mittlerweile brannte Gondor. Ich war wirklich froh über mein elbisches Blut und der damit verbundenen Ausdauer. Der Krieg zerrte trotzdem an meinen Kräften. Die vergangenen Stunden waren mit Angst, Blut und Tod verbunden gewesen. Ich hatte das Gefühl, kein anderes Geräusch mehr, als die Schreie ängstlicher und sterbender Menschen, zu hören.
Ein weiterer dumpfer Schlag gegen das Stadttor lies mich aufsehen. Verzweifelte Soldaten versuchten Holz an dem Tor anzubringen, doch das würde den riesigen Rammbock, den die Orks als Grond bezeichneten, nicht viel länger aufhalten. Dieser knallte erneut gegen das bereits schwankende Tor.
"Bleibt ruhig!", schrie ich: "Ruhig!"
Ein erneuter Schlag, und das Tor fing an zu zerfallen. Ich hörte Soldaten aufschreien und nach Hilfe rufen.
"Ihr seid Soldaten Gondors! Gleich, was durch diese Tor kommen mag, haltet eure Stellung!"
Kaum hatte Gandalf das gesagt, brach das Tor. Calanon machte einen Sprung rückwärts. Ich hatte Mühe, ihn zu beruhigen. Es krachte. Ich wollte meine Ohren zu halten, doch musste mein Pferd ruhig halten. Bergtrolle marschierten durch das Tor.
"Pfeile! Los!", kam von irgendwoher der Befehl und ich zog meinen Bogen.
Ich schoss drei Pfeile in das Gesicht eines Trolls, ehe er fiel. Jetzt strömten auch Orks durch das Tor. Calanon wieherte ängstlich. Menschen schrieen. Von irgendwo her spritzte etwas Blut auf mich. Ich zückte mein Schwert, um die ankommenden Orks zu töten. Einen enthauptete ich, ein weiterer bekam einen Stich in den Bauch. Etwas strich mich am Knie und ich spürte das Blut mein Bein hinunterlaufen. Calanon wieherte, als ein Troll auf uns zu stapfte. Ich stieß einen ungewollten Schrei aus. Ich wollte meinen Bogen greifen, doch er war weg. Ich trieb Calanon weg. Meinen Bogen sah ich zerbrochen auf dem Boden liegen. Ich schluckte, er war von meinem Vater gewesen. Im galoppieren rannten wir zwei Orks um. Ich hatte es aufgeben zu zählen, wie viele es bereits waren.
Plötzlich hörte ich einen hellen Schrei, der sich von den anderen unterschied. Es war ein junges Mädchen. Ich sprang von meinem Pferd und hastete in die Gasse, aus der der Schrei kam. Ein kleines Kind, höchstens acht Jahre alt, quetschte sich in eine Ecke. Ein Ork, der bereits ein Bein verloren hatte, krabbelte auf sie zu. Ein weiterer Schrei entwich dem Mädchen und ich rannte los. Der Ork hatte sie gerade erreicht, als ich ihm meine Klinge durch den Rücken rammte und er bewegungslos zur Seite fiel. Ich kniete mich neben das Mädchen und vergas zu atmen.
"Nein", flüsterte ich, als ich das Messer in ihrem Bauch sah.
Langsam zog ich es heraus und fühlte die Wunde. Ihre Kleidung war von Blut durchtränkt und meine Hand nun auch völlig rot. Ich hörte ihren ungleichmäßigen Atem. Ich würde sie nicht mehr heilen können.
"Es tut mir leid", murmelte ich, als ich ihr kleines, verweintes Gesicht berührte.
Ich musste etwas tun. Etwas, um sie ihren Schmerz vergessen zu lassen. Mit der linken Hand nahm ich ihr die Schmerzen an der Wunde, doch da sie nicht mehr zu retten war, konnte ich mir das sparen. Ich hob meine Hand und ließ ein kleines Licht erscheinen.
"Sieh, Süße. Das Licht.. es hilft dir jetzt okay? Schau auf das Licht. Es leuchtet für dich, nur für dich."
Ein kleines Lächeln lag auf ihren Lippen. Dann stoppte ihr Atem. Eine Träne fiel von meinem Auge aus auf sie hinab. Das Licht erlosch.
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Die Herrin des Lichts [HdR/Legolas FF]
Fantasy"Selbst die Kleinste vermag den Lauf des Schicksals zu verändern, Andariel. Du bist die Herrin des Lichts und nur du kannst diese Welt retten" Ariel, die zweite Tochter Elronds, wird als 10. Gefährtin auserwählt. Auf dem Weg zur Zerstörung des einen...