Kapitel 24: Das Fest

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(ich hab übrigens das Kleid, wie ich mir es vorstelle, vom letzten Kapitel hier als Bild gemacht)

Ich blickte auf und musste mir erstmal die Augen reiben, um deutlich sehen zu können.

"Éowyn?", fragte ich leise und weinerlich und meine Stimme brach schon nach diesem einzigen Wort.

Als Antwort bekam ich ein leichtes Nicken. Ich schlang meine Arme schließlich auch um sie und murmelte etwas später ein "Danke". Nach einer Ewigkeit, in der wir einfach so da saßen und ich leise schniefend ihr nun ruiniertes Kleid vollweinte, lösten wir uns. Nachdem sie mich fragte, was los war und ich mich einigermassen beruhigt hatte, erzählte ich von meiner Schwester, aber ließ den Teil mit Aragorn weg. Ich wusste, dass sie etwas für ihn übrig hatte, aber ich war nicht diejenige ihr das zu sagen.

Wir führten ein längeres Gespräch und immer wieder nahm sie mich in den Arm oder ergriff meinen zitternde Hand. Sie war wirklich eine gute Freundin für mich geworden und ich war ihr so dankbar für alles, was sie für mich tat. Ich hatte nie wirklich eine richtige Freundschaft gehabt, hatte auch nie wirklich eine Freundin gebracht, meine Schwester war ja stets an meiner Seite. Doch nun war sie weit entfernt und begann zu schwinden und ich war allein. Allein in einer Welt voller Grausamkeit und in welcher der einzige Lichtblick unerreichbar schien. So war es schön Éowyn neben mir zu haben, das Gefühl zu spüren, dass man einander nicht egal war. Einfach nicht alleine zu sein.

Irgendwann wechselte sie das Thema, um mich auf andere Gedanken zu bringen. Wir redeten über dies und jenes, sie erzählte mir über ihren Wunsch, an einer Schlacht teilzunehmen, Ich erzählte über die Reisen, die ich früher gemacht hatte und schließlich mussten wir aufhören, da das Fest bald anfangen würde.

"Bis später, Éowyn", sagte ich lächelnd, als sie mich zum Abschied umarmte: "Und Danke nochmal."

"Kein Problem, Ariel. Wenn du nochmal reden willst, bin ich für dich da."

Mit einem Lächeln schloss ich die Tür hinter ihr und drehte mich um. Ich legte nun nach Tagen meine schmutzigen Klamotten ab und badete mich kurz, bis ich in Arwens Kleid schlüpfte. Ich wollte ihm alle Ehre machen und es stolz tragen, selbst wenn ich nicht der Typ für Kleider war. Dann band ich meine Haare hoch und zog meine Kette an. Den Brief versteckte ich in einer Tasche meines Unterkleid, ich wollte ihn bei mir haben. Ich sah mich einige Sekunden im Spiegel an, als es klopfte. Diesmal machte ich auf und schaute in Legolas lächelndes Gesicht. Er trug feine Kleidung, keine Ahnung, woher er die eigentlich hatte. Doch das war egal, er sah atemberaubend aus. Er musterte mich und ich hörte ihn etwas unverständliches murmeln.

"Fühlt sich ein bisschen komisch an, ein Kleid zu tragen", schmunzelte ich nach einigen Sekunden.

"Als ich dich in Bruchtal das erste mal wiedergesehen habe, trugst du auch ein Kleid. Ich fand schon damals, dass du toll darin aussahst, aber in diesem bist du noch hübscher, Prinzessin"

"Das Kleid ist von Arwen", sagte ich leise und nahm seine Hand.

"Arwen? Wie ist das möglich?"

Kurz verfinsterte sich mein Gesicht, aber ich hatte Éowyn versprochen, den Abend zu genießen und die Sorgen auf Morgen zu verschieben, also antwortete ich nur: "Erzähl ich dir ein andermal, ich möchte jetzt das Fest genießen."

Er nickte zum Glück verstehend und ich ließ mich von ihm in die Halle führen. Als wir eintraten, bemerkte ich sofort die fröhliche Stimmung. Legolas brachte mich an einen Platz neben unseren Gefährten und wir setzten uns. Der Blick auf Aragorn fiel mir schwer, er wusste es noch nicht. Er wusste nicht, was mit seiner großen Liebe gerade geschah. Unbemerkt drückte ich Legolas' Hand fester, während ich den Braunhaarigen musterte.

Die Herrin des Lichts [HdR/Legolas FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt