Mittlerweile war es nach Mitternacht und alle schliefen, bis auf Madison. Paddy schlug ihr vor, weiterhin in seinem Bett zu schlafen, doch sie lehnte aus Höflichkeit ab und so lag sie auf der dünnen Matte auf dem Boden. Ihre Gedanken kreisten um die Geschehnisse der letzten beiden Tage, wie sie den Mörder ihrer Eltern tötete, mit Alexandra auf der Flucht war und selbst an ihren Erschöpfungsanfall erinnerte sie sich, doch sie rechnete nicht mit so viel Hilfsbereitschaft. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie sah erneut auf die Verbände um ihre Wunden, welche es nötig hatten ausgewechselt zu werden. Abrupt kam ihr dann der Gedanke in den Sinn, dass sie ihr Malbuch dabei hatte, doch es auf dem Weg hierhin verloren haben musste. Sie hatte es noch, als sie die Farm entdeckten und so beschloss sie, leise aufzustehen und auf sich auf der Farm umzuschauen, während alle anderen schliefen.
Paddy hatte einen unruhigen Schlaf und lag mit seinem Bett am nähesten an ihr und ihrer Matte, daher wurde er durch das leise Quietschen der Tür geweckt und hörte nur noch wie sie sich schloss. Er öffnete ein Auge und sah sich im Zimmer um, alle waren in ihren Betten, aber Madison lag nicht mehr da.
Sofort setzte er sich aufrecht und strich sich seine offenen Haare nach hinten, als er Anstanden machte ihr zu folgen. Möglichst leise öffnete er die Tür und hörte wie sie unten schon aus der Haustür gegangen war. Er schloss die Schlafzimmertür hinter sich und das Geknarsche der einzelnen Treppenstufen kam ihm in der Stille wie ein lautes Echo vor, von dem er Sorgen hatte, dass es alle wecken würde.
Unten angekommen, zog er sich Schlappen an und öffnete leise die Haustür und lies diese einen Spalt breit geöffnet.
Er sah ihr hinterher, wie sie auf die Stelle wanderte, wo sie ohnmächtig wurde.Madison sah, dass ihr Mantel noch immer da lag und sie rannte darauf zu, doch als sie diesen aufhob, sah sie nirgends ihr Buch. Nicht unter dem Mantel, nicht in der Umgebung, er war wie komplett aufgelöst.
Sie sackerte nieder auf ihre Knie und seufzte verzweifelt auf.
Plötzlich, als sie eine Hand an ihrem Rücken spürte, durchfuhren sie alle Sinne und reflexartig schlug sie nach hinten. Sie traf Paddy mitten ins Gesicht.
"Autsch", sagte er, doch blieb er standhaft stehen und sah sie an, "es tut mir Leid, ich hätte mich nicht so anschleichen sollen."
"Oh nein, es tut mir Leid!", sie ignorierte Paddys Entschuldigung, "Ich hoffe es hat nicht allzu sehr wehgetan!" Madison stand ohne zu zögern auf und legte ihren kühlen Handrücken auf seine Wange, die rötlich gefärbt war. Das Licht des Mondes war besonders intensiv, so konnte sie seine genauen Gesichtszüge erkennen.
Paddys Herz fing an zu pochen, als sie ihn berührte, doch spürte er wie der Schmerz sich linderte.
"Nein, es ist alles gut", flüsterte er ihr zu und sah ihr nicht von den Augen ab.
"Paddy, oder?", fragte sie ihn zögerlich, doch er nickte sie an. "Was hast du hier gesucht?", fragte er sie leise.
Traurig schaute Madison nach hinten: "Ich hatte etwas dabei, was mir ziemlich wichtig war, aber es scheint, als hätte ich es verloren."
Paddy wusste sofort um was es ging, doch er ging nicht weiter darauf ein. 'Sie würde denken, ich wäre ein Dieb', dachte er sich.
"Ist auch egal. Vielleicht ist es besser so, dass ich es nicht mehr habe", gestand sie sich nach einer kurzen Schweigepause ein.
Paddy nahm ihre Hand von seiner Wange. "Sollen wir wieder rein?", fragte er sie aufmunternd und rieb sich selber an seinen Oberarmen, da es wirklich kalt wurde in der Nacht. Zustimmend nickte sie, und beide gingen zurück zur Tür, doch Paddy musste feststellen, dass diese mittlerweile geschlossen wurde. "War wohl ein Windzug", er rieb sich verlegen am Hinterkopf und drehte sich zu ihr um.
"Und jetzt?", fragte sie ihn besorgt, sie zitterte am ganzen Leib und verschränkte sich ihre Arme, um Körperwärme zu sammeln.
Paddy sah immer wieder, wie ihr das Kleid etwas runterrutschte und sah ihre nackte Haut dadrunter. Ihm wurde schon warm genug von diesem Anblick, doch fragte er sich, ob sie auch untenrum keine Wäsche trug und plötzlich stieg ihm diese Wärme auch zu Kopf. Er tat so als würde er überlegen, aber dann fiel ihm tatsächlich etwas ein. "Komm mit", er nahm behutsam ihre bandagierte Hand und zog sie etwas mit sich.
"Wir übernachten bei den Tieren", schlug er ihr vor und musste auch etwas lachen, "das habe ich schon einmal gemacht, als ich abends weggeschlichen bin, nur stinkst du danach!", lachte er.
Er öffnete das Scheunentor und verbarrikadierte sie von innen. Ihm gingen viele Gedanken durch den Kopf, von denen er dachte, dass er sie besser nicht haben sollte, denn bei ihm war ein hübsches Mädchen, und er war sich nicht sicher, ob ihr das Kleid nicht doch mal so aus Versehen noch diese Nacht runter rutschen würde.
"So, das wär's dann…", sagte Paddy und drehte sich zu ihr um, doch sie war fasziniert von einer schwangeren Ziege.
"Sie wird bald Nachwuchs bekommen, oder?" Sie lächelte die Ziege an, als sie Paddy die Frage stellte.
Er kniete sich neben ihr nieder und beobachtete mit ihr die schlafende Ziege, die bald Ziegenmutter werden würde, und nickte sie an. "Komm, wir haben hier irgendwo eine Decke rumliegen, ich such sie mal. Mach es dir doch auf dem Heuhaufen schon mal gemütlich."Gemütlich war etwas anderes, es piekste und das Heu fühlte sich keineswegs warm an, im Gegenteil, sie hatte das Gefühl, dass sie sich viel mehr davon erkälten würde. Der Geruch nach Ziege empfand sie nicht als schlimm, aber penetrant war dieser schon.
"Hab sie", erfreute sich Paddy, als er sich zu ihr legte. Er deckte sie zu und ihm war tatsächlich etwas unbeholfen bei der ganzen Sache, denn er war ihr sehr nahe.
"Von wo kommst du eigentlich genau?", fragte er sie, als er seinen Kopf auf seiner Hand anstützte und sie ansah.
"Von einem Vorort der Stadt. Es sieht dort weniger ländlich aus und glaub mir es ist immer etwas los dort. Ich hab oft die Stille vermisst, und hier bei euch scheint es wirklich idyllisch zu sein."
Entspannt lauschte Paddy ihren Worten.
"Ich würde morgen eigentlich wieder zur Schule gehen müssen, doch das kann ich jetzt auch vergessen. Aber weißt du was", sie atmete einmal tief durch, und legte sich auf die Seite, Paddy zugewandt, "die ständige Leserei macht mich auch echt müde dort." Sie musste etwas grinsen.
"Du gehst auf eine echte Schule? Oder… gingst?", fragte Paddy erstaunt. Sie musste wirklich reich sein, denn er kannte keinen aus dem Dorf, der zu einer Schule gehen konnte. "Könnt ihr das etwa nicht?", wunderte sich Madison über seine Frage.
"Nein, natürlich nicht. Ich meine... wir haben keine Zeit für so etwas. Und um ehrlich zu sein auch nicht das Geld" sagte er etwas leiser, doch schaute sie bittend an, "wie gerne würde ich mit dem Stadtleben tauschen."
"Ich glaube du stellst dir das aufregender vor, als es ist", redete sie auf ihn ein, "alle sind da sehr versteift, es gibt nur eine Handvoll Leute, denen du vertrauen kannst, und wenn man ein schönes Haus hat, kommt man aus dem gar nicht so oft raus. Alle sind ja super prüde und Frauen haben schon mal gar nichts zu sagen."
"Ohne meine Schwestern würd' hier nichts laufen", erwähnte er jedoch, "außerdem würden wir verhungern und keine sauberen Klamotten haben", lachte er.
Madison lächelte Paddy an: "Du bist auf jeden Fall anders, als die Jungs, die ich kennen gelernt habe."
"Wieso?", verlegen schaute er ins Gesicht, doch konnte er ihr Gesicht kaum noch richtig wahrnehmen, da es in der Scheune sehr dunkel wurde.
"Weiß nicht, irgendwie anders halt… offener und irgendwie netter."
"Sind die Jungs, die du kennen gelernt hast nicht nett gewesen?"
"Ach keine Ahnung. Sie waren oft arrogant. Und das schlimmste war, dass die Väter ihren Töchtern die Männer aussuchen, die sie später mal heiraten. Das ist ganz normal, obwohl ich das unfair finde", sie vergrub ihr Gesicht ein wenig.
"Also meine Schwestern suchen sich das selber aus…", überlegte er laut, dann legte er sanft jedoch eine Hand auf ihren Rücken und kam ihr ein Stück näher, "aber falls es dich tröstet: Du bist auch anders als die Mädchen, die ich kennen gelernt habe. Du strahlst so eine Ruhe und Höflichkeit aus, du erinnerst mich sehr an meine eigene Mutter", doch sofort bereute er, das Wort 'Mutter' auch nur in den Mund genommen zu haben. Zu seiner Verwunderung, blieb sie entspannt, doch öffnete dann ihre Decke, um ihn miteinzudecken.
"Danke für dein Kompliment", lächelnd drückte sie sich an ihn und sog seine Körperwärme auf, auch sein Körpergeruck lenkte sie von dem penetranten Tiergeruch ab.
Er schloss seinen Arm um sie und rieb sie warm, ehe er mit ihr einschlief.
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Fell In Love With An Alien (Paddy Kelly Fanfiction)
Romantik- 18. Jahrhundert - Madison Williams lebte mit ihrer jüngeren Schwester in einem schönen großen Haus mit ihren Eltern am Stadtrand, doch nach einem tragischen Mord verlieren sie nicht nur ihre Mutter und ihren Vater, sondern auch all ihr Hab und Gu...