V - Der Orden der Jedi

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Ezra brauchte eine Weile, wieder auf die Beine zu kommen. Sein rechtes Bein fühlte sich taub an, sein Gewicht konnte er nur dank einer Krücke tragen, die Depa Billaba ihm reichte.

Seine ersten Schritte fühlten sich an, als würde der Boden unter seinen Füßen nachgeben. Die Jedi ließ ihn bei keinen seiner Schritte aus den braunen Augen und erlaubte ihm erst, die Krankenstation zu verlassen, nachdem der Medidroide ihn ein letztes Mal untersucht und sein Einverständnis gegeben hatte.

Anders als Ezra geglaubt hatte, bestand die Krankenstation des Jedi-Tempels nicht nur aus diesem Saal – hinter der Tür kamen weitere Räume zum Vorschein, in die er immer nur kurz durch die offenen Eingänge sehen konnte. Der Boden in dem breitem Flur dazwischen war aus hellbraunem Marmor gefertigt, schlichte beige Wände wurden geschmückt von breiten, eingelassenen Säulen, die die Decke mit Rundbögen trugen.

Die Krücke hinterließ ein dumpfes Klonk bei jedem seiner Schritte, hallte nur leicht durch den offenen Raum. Der Gang außerhalb der Krankenstation war noch höher – mindestens über drei Stockwerke zog sich die Decke, zwischen den Marmorsäulen ließen deckenhohe Fenster das Sonnenlicht herein.

Als Ezras Blick durch die Fenster nach draußen fiel, blieb er wie angewurzelt stehen – sein Atem stockte unwillkürlich, während sein Kopf versuchte, das Bild zu verstehen.
Die Städte Lothals oder Garels, waren nicht einmal ansatzweise so überwältigend, wie diese – das Sonnenlicht spiegelte sich in den unzähligen Fenstergläsern der hochgetreckten Wolkenkratzern und Türme, tiefe Schluchten zogen sich zwischen den Gebäuden hindurch, die Tiefe war durch den dichten Nebel tiefhängender Wolken verborgen. Schwärme von abertausenden Gleitern und Schiffen zogen in geordneten Linien durch die Häuserschluchten, Millionen von Lebewesen tummelten sich auf den offenen Plattformen vor den großen, prunkvollen Gebäuden.
Instinktiv öffnete Ezra seine Schilde einen Spalt weit, tastete mit der Macht nach den Leben, als wolle er testen, ob das Bild, was sich ihm bot, tatsächlich real war.

Es war real. Die Wucht der pulsierenden Leben in der Macht ließ ich zurückzucken, bewies ihm, dass die Leben, die man von hier aus sehen konnte, nicht einmal ansatzweise die Menge an Leben wiederspiegelte, die auf diesem Planeten vorhanden waren.

Was ihm jedoch am meisten Unbehagen bereitete waren die Kriegsschiffe, die den Orbit des Planeten besetzten – sie wirkten klein, von hier unten, und waren kleiner, als die Sternenzerstörer später, aber Ezra erinnerten sie trotzdem an das Imperium. Diese Flotte war hier, um den Planeten zu schützen, dennoch konnte er den Gedanken nicht verhindern, dass diese Schiffe die gesamte Stadt vernichten konnten.
So wie Thrawns Kriegsschiff auf Lothal.
Ezra blinzelte, versuchte die Erinnerungen wieder loszuwerden, die in seinem Kopf zu wüten begannen – grüne Lichtblitze, blendendes Feuer, schwarzer Rauch der aufstieg, Staub und Schutt, der die Straßen bedeckte –

„Bridger“, ertönte es neben ihm, riss ihn aus den Gedanken. Er zuckte zurück, die Hand auf seiner Schulter verschwand, als er zur Seite trat – Depas Augen musterten ihn mit einem unergründlichen Ausdruck. Ezra blinzelte, löste seine verkrampften Fingerspitzen aus dem braunen Stoff seiner Robe, die die Jedi ihm gegeben hatten. Er räusperte sich, verschränkte die Arme vor seiner Brust – er hoffte, die Jedi-Meisterin hatte ihm keine Frage gestellt, die er nicht mitbekommen hatte.

„Wenn du dich gut genug fühlst, erwartet dich der Rat, Bridger“, wiederholte Depa mit ruhiger Stimme, ihr musternder Blick ruhte auf Ezra.

Hastig nickte er zustimmend, bemühte sich, seine Schilde wieder zu festigen, mit der penetranten Gewissheit, dass es keine Möglichkeit gab, dass die Jedi seine Machtpräsenz nicht wahrgenommen hatte. Karabast, er hatte sich mit einem Raubtier verbunden und es gezähmt – sie hatten es auf jeden Fall mitbekommen.

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