II - Giftige Krallen

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Als sich die Tür hinter Dooku schloss, wirbelte Obi-Wan augenblicklich zu dem Jungen herum, der sich bisher kaum gerührt hatte - dessen Kopf hing schlaff herunter, die kurzen schwarzen Haare waren sandbedeckt, ebenso wie der an einigen Stellen zerrissene und angesengte orangefarbene Overall.

Aber Obi-Wan hätte nicht die für einen Jedi untypische Kleidung gebraucht, um zu wissen, dass dieser junge Mann kein Jedi-Ritter war - das Dooku das angenommen hatte, mochte daran liegen, dass der Junge keinen Padawan-Zopf trug, aber das war auch schon alles. Er war zu jung, um bereits ein Ritter zu sein - nicht älter als Anakin. Obi-Wan hatte den Jungen noch nie gesehen (auch wenn das nichts heißen musste, niemand kannte alle Jedi), dennoch hätte er es mitbekommen, wenn jemand so junges bereits zum Ritter geschlagen wurde.

Außerdem konnte er keinerlei Machtpräsenz wahrnehmen, die einem Jedi so typisch war - Obi-Wan stockte verwirrt.

Vorsichtig versuchte er erneut den Jungen zu erfassen - nichts. Seine Machtfäden prallten von ihm ab, als wäre an dessen Stelle ein Loch in der Macht selbst - er konnte rein gar nichts fühlen.

Das kann nicht sein, dachte er. Jedes Lebewesen konnte man durch die Macht wahrnehmen, egal ob machtsensitiv oder nicht.

Er muss Schilde um sich haben, dachte der Jedi-Ritter, musterte den Jungen erneut. Er hatte eine Brandwunde an der Schulter, vermutlich von einem Blasterschuss - er wirkte blass, so dass zwei langgezogene Narben auf der Wange rot leuchteten. Eine dünne Blutspur verlief von seinem rechten Ohr bis zum Kinn hinunter. Es war schon getrocknet.

,,Hey, Kleiner!", versuchte Obi-Wan ihn zu wecken, doch der Schwarzhaarige reagierte nicht auf ihn.

Als Obi-Wan ihn nach einiger Zeit erneut versuchte anzusprechen, reagierte er weiterhin nicht. Er hatte sich die letzten Stunden nicht gerührt, und tat es auch jetzt nicht. Aber er lebte noch - leicht hob sich sein Brustkorb, bei jedem Atemzug.

Obi-Wan ließ ein leises Seufzen verlauten - jetzt musste er nicht nur sich selbst, sondern auch den Jungen heil hier rausbringen - wenn sich Anakin nicht endlich beeilen sollte. Obi-Wan musste zurück in den Tempel, der Rat der Jedi musste einfach von Dookus Verrat erfahren.

***

Beißendes Sonnenlicht weckte ihn. Lautes Geräusche von tausenden Stimmen dröhnte in seinen Ohren. Er hing halb über der Kante eines Wagens, der gerade aus der Höhle ins Freie fuhr - von der Sonne aufgeheizte Luft schlug ihm entgegen. Jemand löste die Hände von seiner Schulter.

„Was auch immer gleich passiert, du solltest wach sein, Kleiner", sagte Obi-Wan neben ihm. So klein bin ich gar nicht, dachte Ezra unwillkürlich, bevor er realisierte, dass er nicht mehr in dieser seltsamen Zelle war - langsam richtete er sich auf. Seine Hände waren von einer Handschelle zusammengebunden.

Erleichtert stellte Ezra fest, dass die Ohnmacht ihm geholfen hatte - ein Teil der schweren Müdigkeit war verblasst, auch die Kopfschmerzen waren leichter. Dennoch zitterten seine Beine, als sie sein Gewicht tragen mussten.

Sein Blick fiel auf die beiden Wachen, die am Höhlenausgang standen, mit einer Energiepike bewaffnet - Geonosianer.

Also war er wirklich auf Geonosis - wenn die Droiden nicht Beweis genug waren, dann waren es diese insektenartigen Wesen.

Die riesige Zuschauermenge jubelte, als der Wagen mit Kenobi und ihm von dem Sonnenlicht erfasst wurden. Ezra schätzte die Menge auf tausend Geonosianer, er konnte sich aber auch irren - alles Zählen was über die drei Duzend hinausging, war für ihn nicht ganz so einfach. Dafür fehlte ihm einfach die Schule, die er nie besucht hatte.

Der Wagen wurde in die Mitte der großen Arena gefahren, die sich jetzt um ihn herum auftat - vier große Sandsteinsäulen ragten in der Mitte des sandbedeckten Platzes auf. Von jeder Spitze einer Säule hing eine Eisenkette herab.

Guardian - A Star Wars StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt