IX - Goldene Klingen

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Erst mit der Nachricht von Cin Drallig aus dem Com, erlaubte Ezra sich, aufzuatmen. „Die Jünglinge sind in Sicherheit.“

Seit die ersten zwei Explosionen aus der Richtung des Westflügels des Tempels gezündet waren, hatte Ezra keine Sekunde lang aufgehört, sich alle Möglichen Horror-Szenarien auszumalen – er hatte einige Wochen bei den Jünglingen gelebt, mit ihnen meditiert – es waren alle noch Kinder – wenn sie verletzt worden wären –

Nordflügel gesichert, kein Feindkontakt“, meldete sich eine ihm unbekannte Stimme durch den Com.

Eine Gruppe von Padawanen kam ihnen entgegen, schoben ein jüngeres Twi’lek-Mädchen aus dem rauchenden Flur.
„Ist jemand verletzt?“, fragte Illin die jungen Jedi, die verneinten, bevor der Ritter sie weiter schickte. Ezra aktivierte seine Taschenlampe, genau wie Sam, und betrat gefolgt von den beiden Tempelwachen den verrauchten Flur.

Oder jedenfalls den Ort, wo mal ein Flur war.

Ezra stieß mit der Brust gegen Sams ausgestreckten Arm, der nur wortlos zu Ezras Füßen deutete – durch den grauen Nebel nur schwer erkennbar, klaffte eine breite Spalte im Steinboden.

„Danke“, sagte Ezra nur, lenkte im nächsten Augenblick eine leichte Machtwelle von sich, schob die Aschewolke von ihrem Standort weg.

In der Außenwand klaffte ein riesiges Loch, das sich bis zu der Spalte im Boden zog, eine dünne Schicht Staub und Asche hatte sich auf dem Risse durchzogenen Boden gelegt. Im unteren Geschoss konnte man Trümmerteile sehen, die sich in den Marmor gebohrt haben.
„War das die erste oder zweite Detonation?“, fragte Sam – leuchtete mit dem Lichtkegel die Bruchstellen ab.

„Die Zweite – die Erste wurde einige Ebenen über uns, weiter nördlich lokalisiert“, antwortete Illin mit ernster Stimme, trat vorsichtig an dem Spalt vorbei auf die andere Seite des Ganges.
„Welche Räume sind das genau?“, fragte Ezra und deutete auf die Türen, auf die Illin zu ging.
„Meditationsräume. Die werden eigentlich nur am Morgen benutzt, aber ab und an auch zu anderen Tageszeiten – ein Wunder, das niemand von den Kleinen verletzt wurde“, sagte Sam, der sich an den Rand kniete, mit den Fingern über die Bruchkante fuhr. Ezra beobachtete den Padawan, folgte seinen Handbewegungen, runzelte die Stirn.

Nachdenklich lenkte er seinen Blick die Kanten entlang – sie verliefen gezackt, unregelmäßig, aber an kaum einer Stelle bohrten sich weitere Risse in den noch stehenden Boden.
„Das war eine kontrollierte Sprengung“, murmelte er undeutlich, versuchte sich an die Details zu erinnern, die Sabine ihm mal beigebracht hatte – sie war in ihrer Familie diejenige gewesen, die gerne an kleinen „Wundern“, wie sie es nannte, herumgebastelt hatte und sich mit jedweder Art von Bombe auszukennen schien.

„Was hast du gesagt?“, fragte Sam nochmal nach, blickte Ezra direkt an. Illin trat aus dem einen Zimmer wieder heraus, eine Staubschicht hatte sich bereits auf die weiße Maske gelegt.
„Naja, ich mein‘ nur – wenn ich ganz genau weiß, wie groß die Explosion ausfällt und ganz genau weiß, was dabei gesprengt wird und was nicht, wieso sollte ich dann ausgerechnet die Außenwand als Detonationspunkt auswählen?“, fragte Ezra, trat einige Schritte nach hinten, um sich den Riss im Gemäuer in Gänze anzuschauen.

„Du meinst, die Detonation war kontrolliert?“, fragte Illin ihn, Ezra nickte.

„Wand und Boden verzerren es ein bisschen, aber die Bruchstelle ist fast perfekt rund – und es gibt keine weiteren Bruchspuren, außer kleine Risse durch die Erschütterung“, erklärte er, deutete auf die Abbruchkanten.

„Also sollte die Bombe nur Lärm und Rauch machen, aber niemanden verletzen“, murmelte Sam, stand vom Boden wieder auf. „Sonst wäre die Bombe in der Meditationskammer gezündet worden und nicht im Flur“, ergänzte er noch.

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