Ich war schon immer schüchtern.
Bereits als kleines Kind habe ich nicht gerne andere Leute angesprochen. Meistens hat das meine kleine Schwester übernommen. Ich bin dagegen lieber meinen Gedanken nachgegangen und habe in meiner eigenen kleinen Welt gelebt.
Deshalb hatte ich auch nie wirklich viele Freunde. Zwei bis drei, später sogar fünf.
Aber die meisten anderen Kinder - und später Jugendlichen - haben mich nicht gemocht. Ich war immer zu still... zu anders. Sie mobbten mich, nur weil ich nicht so war wie sie.Je älter ich wurde, desto mehr belastete mich das. Auch wenn ich zwar lieber allein war als von einer Gruppe laut durcheinander redenden Menschen umgeben zu sein - zwischen allein sein und Einsamkeit klafft eine große Schlucht, die ich nicht mehr überwinden konnte.
Abgesehen von den Diagnosen „Soziophobie“ und „mittelschwere Depression“ brachte auch der Besuch bei einem Psychologen nichts. Ich vegetierte weiter vor mich hin, lebte nur von Tag zu Tag, immer mit der Frage im Kopf: „Wie lange schaffe ich das noch?“Ich hatte mich inzwischen mit meinem Schicksal abgefunden - ich war einsam, introvertiert, schüchtern, soziophob und depressiv. Hoffnung, dass sich etwas ändern würde, hatte ich nicht. Durchwachte und durchheulte Nächte sowie traurige Musik waren an der Tagesordnung. Ich hatte aufgegeben gegen die Strömung anzukämpfen und trieb nun wie ein Stück Holz im Meer umher.
Doch selbst das kleinste Stück Treibholz wird irgendwann an den Strand geschwemmt. Und so blieb auch ich nicht ewig auf hoher See verschollen, abgeschottet von der extrovertierten Welt.Es kam der Tag, an dem sich mein Leben verändern sollte. Einfach so, vom einen auf den andren Moment. Es kam weder ein Engel vom Himmel herabgeschwebt, der irgendetwas verkündete, noch legte jemand einen Schalter um, der etwas verändert hätte. War es Schicksal oder Zufall? Ich weiß es nicht und ich will es auch gar nicht wissen.
Ich half bei unserem Schultheater mit. Nichts großes, nur ein bisschen schminken und die Aufführung filmen. Nach dem Auftritt gingen alle beteiligten zusammen in eine Bar, um die erfolgreiche Prämiere zu feiern.
Da saß ich nun also, umringt von Hobby Schauspielern. Ich weiß nicht was genau geschehen ist, aber das Mädchen, neben dem ich gesessen bin, hat es irgendwie geschafft mich zu verändern.
Ich war plötzlich viel offener und extrovertierter, jegliche Schüchternheit und Soziophobie war wie weggeblasen. Es war natürlich gruselig, nicht mehr die gewohnte Scheu zu haben, aber nach und nach gewöhnte ich mich immer mehr an die neue Situation.
Dieser Sinneswandel verschwand aber nicht direkt wieder. Ich hatte meine zweite Persönlichkeit, mein zweites Ich, entdeckt!Ich bin nicht nur die ängstliche, schüchterne, introvertierte und traurige Person, die ich immer zu sein glaubte. Es gibt ein zweites Ich, ein fröhliches, spaßiges, aufgeregtes und munteres Ich. Ein Ich, das etwas erleben möchte und das gerne neue Leute kennen lernt. Ein geselliges Ich, offen für Neues und unbekannte Situationen.
Es ist erstaunlich, dass eine einzige Person einen in so kurzer Zeit und wenn man gar nicht damit rechnet so stark verändern kann.
Letztendlich bin ich aber froh darüber. Auch wenn ich jetzt zwei Persönlichkeiten habe (und wer weiß wie viele noch darauf warten, geweckt zu werden), ich bin glücklich so wie es ist.
Bleibt nur zu hoffen, dass meine beiden Ichs sich auch noch in Zukunft vertragen werden, damit ich ein gutes Leben führen kann.
Bis dahin werde ich aber weiterhin Geschichten schreiben, denn es gibt immer etwas, das zu Papier gebracht werden möchte.Also bis bald,
Merlin
(Uuuuund Merlin)
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Geschichten, die das Leben schreibt
Short StoryImmer wieder passieren Dinge, bei denen ich mir nur denke: „Was soll das?!" Um nicht zu verzweifeln oder verrückt zu werden, schreibe ich hier jetzt über jeden und alles mögliche - was mich halt so beschäftigt... Idioten, nette Menschen, Überraschun...