(PoV Jako)
Langsam dämmerte es. Ich legte mich langsam auf die, für mich zu kurze, Bank und schloss etwas die Augen.
Ich habe nicht wirklich geschlafen, nur versucht etwas zu entspannen. Meine Angst war zu groß, auch nur einen Menschen anzusprechen und zu fragen, ob dieser einen Platz zum Schlafen für mich frei hätte. Geschweige denn, wie sie reagieren würden. Vielleicht war das bei denen hier ja eine Beleidigung und sie würden wütend werden? Nein. Das Risiko wollte ich nun wirklich nicht eingehen. Ich beschloss, die Augen noch etwas geschlossen zu halten und die Geräuschkulisse, welche sich mir bat, auf mich wirken zu lassen. Sie sprachen nicht wie wir im Stamm, auch das Verhalten glich nicht dem von unserem. Langsam begann ich meine Augen wieder zu öffnen, setzte mich auf, beobachtete sie stumm.
Einige von ihnen liefen schnell und hektisch. So, als würde ihnen jede Zeit der Welt davon rennen und sie müssten hinterher hasten. Andere hingegen liefen langsam, aber sprachen energisch in ein komisches Ding. Es hatte die Form eines Vierecks. Noch etwas verwirrt darüber, was man hier so machte und wie man sich gab, stand ich auf und schlich mich so durch die Straßen. Hin und wieder beobachtete ich vereinzelt ein paar Menschen.
Ich muss zugeben, ich war fasziniert. Auch, wenn ich nicht wirklich verstand, wieso sie sich so gaben.
Langsam, aber sicher, wurde es auch mir kalt. Die Sachen, die ich trug, waren auch nicht wirklich nützlich. Sie waren dünn und eher löcherig. Es schien, als würde ein kleiner Sturm aufziehen.
>>Na toll...<< dachte ich im Stillen.
Langsam fing es an zu regnen. Erst ein paar vereinzelte Tropfen, die aber immer mehr wurden, sodass sich meine Kleidung langsam, aber sicher, mit dem Wasser voll sog.
Durch die Kälte zitternd, ließ ich mich an einer Wand herabgleiten.
Und nun saß ich da, zitternd und völlig durchnässt. Hatte keinen Platz zum Schlafen.
Ich ließ meinen Kopf auf meine Knie fallen und dachte nach. Fast komplett in Gedanken versunken, nahm ich das Amulett aus meiner Tasche. Leichte Wassertropfen zierten das gold schimmernde Metall. Ich klappte es auf, sah darin zwei Männer. Der Linke von ihnen hatte ähnlich lange Haare, wie ich und auch so schien er genauso großgewachsen zu sein. Der Rechte hingegen war kleiner und auch etwas dicker. Nicht viel, aber gerade so, dass es etwas auffiel.
Haare waren auf seinem Kopf nicht vorhanden, stattdessen zierte ein roter Streifen seinen Kopf.
>> Was das wohl zu bedeuten hat? Irgendwoher kenne ich die Personen doch. Sie sind hübsch. Irgendwie. <<
Meine Gedanken waren wirr.
Der Regen wurde stärker.
Ich wurde müder.
Langsam legte sich mein schlaffer Körper auf den kalten, nassen und harten Boden. Meine Sicht verschwamm, es wurde dunkler um mich, meine Augen schlossen sich langsam. In der Hand hielt ich noch immer fest das Amulett. Auch meine Gedanken klebten noch an den beiden Gestalten, die darin abgebildet waren. Ich spürte, wie sich jemand vor mich stellte und mich anzustarren schien.(PoV Frodo)
Ich hatte Feierabend. Der Tag heute war lang gewesen. Bin von Dreh zu Dreh gesprungen.
Völlig in Gedanken versunken lief ich die mir nur allzu bekannte Straße, Richtung Zuhause entlang, als ich von weitem eine Gestalt, auf dem nassen und kalten Boden zusammengekauert, vernahm. In ihrer Nähe angekommen, blieb ich langsam stehen. Es war ein junger Mann, seine langen Haare fielen ihm in einzelnen Strähnen ins Gesicht. Seine Augen waren geschlossen.
Man konnte nur erahnen, ob er schlief, oder nicht. Weiterhin beobachtete ich den Mann vor mir, bevor ich mich stumm neben ihn setzte. Er tat mir leid, dass es so weit kommen musste, dass er hier so schlief. Seine Kleidung war eher altertümlich und erinnerte eher an etwas Traditionelles.
Ich begann nachzudenken.
>> Ob er nur so tat, als ob er schläft? <<
Antworten fand ich nicht so wirklich. Meine Skills in Sachen Menschenkenntnis waren jetzt auch nicht wirklich gut. Zumindest nicht so gut, dass ich es anhand von Beobachtungen erkennen konnte. Seine Brust hob und sank sich im regelmäßigen Takt. Also lebte er noch. So viel konnte ich schon mal erkennen. Seine Kleidung war zerschlissen und völlig vollgesogen mit Wasser.
Er schien zu zittern, weshalb ich ihm meine Jacke auf den Körper legte und sie so glattstriff, dass sie einen Großteil seines zitterenden Körpers abdeckte. Vorsichtig öffnete er die Augen, sprang hoch und sah mich an. Seine Augen strahlten Unruhe und Angst aus. Angst vor mir? Gut möglich. Es passierte eben nicht jeden Tag, dass sich ein fremder Mann neben einen setzte und einen anstarrte. Ich versuchte ein Lächeln auf meine Lippen zu setzen, was mir allerdings nicht sonderlich gut gelang. Er ging ein paar Schritte weg, welches mein Gefühl nur bestärkte, dass er Angst vor mir hatte. Sein Blick verriet auch einiges. Weit aufgerissene Augen. So, als wäre ich von einem anderen Planeten.(PoV Jako)
Vorsichtig öffnete ich meine Augen. Ich sprang auf, als ich einen fremden Mann neben mir vernahm. Eine Jacke rutschte von mir, während ich mich aufsetzte. Es muss wohl seine gewesen sein. Ich beachtete sie nicht weiter. Ich hatte eigentlich nicht wirklich Angst, trotzdem fühlte es sich unbehaglich an, als er mich so anstarrte. Seine Augen waren blau und seine Haare schienen nicht von Natur so weiß zu sein, was mir der leichte, dunkle Ansatz verriet.
Er hatte kleine Stoppeln am Kinn und war auch nicht sonderlich groß. Schnell wandte ich meinen Blick von ihm ab und schien die Tropfen, welche auf die grauen Steine vor mir aufprallten, interessanter zu finden. Deutlich spürte ich noch den Blick auf mir sitzen, der eigentlich nur von dem Mann stammen konnte. Die glänzende Jacke neben mir, war nun eher ein zusammengeknüllter Haufen Etwas, welcher allmählich begann, nass zu werden.
Stumm hob ich diese auf und drückte sie ihm in die Hand. Sprechen konnte ich in diesem Moment auch nicht wirklich, was meine Handlung eher unfreundlich wirken ließ.
Mein Blick wandelte sich von erschrocken zu fragend.
>> Warum sitzt dieser Mann hier neben mir? Was will er von mir? <<
Meine Gedanken blieben wirr.
Etwas genervt von mir und meinen Gedanken, ließ ich den Kopf gen Wand fallen.
Die kalten und inzwischen dicken Wassertropfen, fingen an mein Gesicht zu befeuchten.
Irgendwie genoss ich es, wie sie auf meinem Gesicht aufprallten. Es kitzelte ein wenig.
Eigentlich wollte ich nur etwas schlafen. Doch der Mann und der Regen erschwerten mir dies.
„Sag mal... ", fing der Mann neben mir an zu sprechen, „ ...warum sitzt du hier so verlassen herum? "
Ich spürte, wie er mich von oben bis unten ansah. Es war mir unangenehm. Ich spürte nicht nur seinen, sondern auch die Blicke der Anderen, die vorbei liefen, auf mir.
So langsam wurde es unangenehm und ich fing an mich zu fragen, ob ich hier wirklich so richtig war. Alles war anders und komisch.
Viel zu schnell.
Viel zu laut.
Viel zu hektisch.
Viel zu viel.
Ich antwortete nicht. Nicht, weil ich nicht wollte, sondern eher, weil ich nicht wusste, wie. So wirklich fand ich ja auch keine Erklärung, warum ich hier und nicht woanders war. Ich bin zwar von Zuhause weggegangen, aber das hier habe ich mir irgendwie einfacher vorgestellt. Sicher hinderte ich mich auch selbst an vielem. Aber wenn mich die Angst übermannte, war sie viel zu groß, um gebändigt zu werden Also zuckte ich nur mit den Schultern. Ein unklare, undefinierbare Antwort. Noch immer waren meine Augen geschlossen. Noch immer prasselte der kalte Regen auf mein Gesicht. Vielleicht war es auch besser so. So waren die Tränen, die ich vergoss, unsichtbar. Nicht gesehen vom menschlichen Auge. Nur so, ersparte man sich die dummen Fragen, nach dem Warum.
Nur so...
Kurz war Stille eingekehrt. Totale Stille. Eine angenehme Stille, wie ich bemerkte. „Hast du echt nichts, wo du schlafen kannst? " Fragte der Fremde, nach einiger Zeit der Stille.
Ich hingegen schüttelte nur stumm mit dem Kopf, darauf bedacht kein einziges Wort aus meinem Mund gleiten zu lassen. Und irgendwie ließ mich dieses ungute Gefühl nicht los.
Das Gefühl der Angst.
Das ungute Gefühl, sich dadurch angreifbar gemacht zu haben.
Das Unwohlsein auf andere Angewiesen zu sein, nur damit man selbst irgendwie durch kam.
>> Jakob, was ist, wenn das nur ein Vorwand ist? Was, wenn er dir das Gleiche antut, wie die Leute im Stamm? Vertraue ihm nicht Jakob! <<
Und wieder war Stille.
Ich mochte nicht, was mir mein Kopf sagte.
Generell mochte ich diesen faden Beigeschmack des Ganzen nicht.
Und trotzdem war er da. Wie die Stiefkinder in den Märchen. Keiner wollte sie, aber jetzt sind sie nun einmal da und sie werden irgendwie geduldet. Irgendwann beschloss ich aufzustehen. Es schien, als hätte ich meine Stimme wieder gefunden. Ich sah ihn leicht durchdringend an. Meine Stimme war zittrig und auch etwas tränenerstickt, als ich sprach. „ I-Ich gehe jetzt wohl besser woanders hin. " Innerlich hätte ich mich für diesen Satz ohrfeigen können. Wo sollte ich denn schon hin? In den Park hinter mir, der bedrohlich in das Schwarz der Nacht getaucht war?
Wieder auf eine Bank?
Wo sollte ich hin? Ich hatte nichts. Ich war nichts.
Vermutlich werde ich auch nie etwas oder jemand sein, in diesee hektischen und teils überfüllten Stadt. Andererseits wollte ich eigentlich auch auf gar keinen Fall auf die Hilfe Anderer angewiesen sein. Doch was blieb mir schon übrig? >>Jakob! Es ist besser du traust hier keinem! Du kennst niemanden. Was, wenn dir wieder Jemand Böses will? << Mein Kopf sprach wieder diese magisch beängstigenden Worte aus. Wie von selbst, fing mein Körper an zusammen zu zucken.
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Jar's Scars
Fiksi Penggemar*Das was wir wissen, ist nicht das, was wir sind.* Jako wächst fernab jeglicher Zivilation im Wald auf. Nur in Geschichten hört er von der ungläubigen und von Hass genährten Welt da draußen. Schon immer war ihm klar gewesen, das er anders war. Doch...